Zieht ihr den Nebenjob euren Vorlesungen vor?

vom 27.05.2015, 19:26 Uhr

Ein Freund von mir arbeitet recht viel neben der Uni und ich weiß nicht, wie er das schafft. Wir belegen gleich viele Vorlesungen (jedoch überwiegend unterschiedliche Module) und ich habe täglich erst zwischen 18.00 und 20.00 Uhr Schluss. Wie man da noch einen Job unterbringen kann bis auf kellnern gehen am Wochenende kann ich nicht verstehen.

Ich fragte ihn letztens, wie er das mache und er meinte, er verzichte auf sämtliche Tutorien. Das fand ich einleuchtend. Würde ich kein Tutorium besuchen, hätte ich auch an drei Tagen die Woche schon um 14.00 Uhr Schluss. Allerdings sind die Tutorien bei uns fast noch wichtiger als die Vorlesungen und mir würde nicht im Traum einfallen, gerade dieses sausen zu lassen.

Wie seht ihr das? Schwänzt ihr auch Uni, wenn sie sich nicht mit dem Nebenjob vereinbaren lässt?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde das kann man gar nicht so einfach beantworten. Wenn man auf den Job angewiesen ist und sonst weder die Miete noch das Studium bezahlen kann, dann ist es doch logisch, dass die Arbeit vorgeht. Denn wenn man es zu sehr ausreizt und sich zu sehr auf die Uni konzentriert, dann haben die meisten Chefs irgendwann die Nase voll und suchen sich andere Mitarbeiter.

Wie schnell willst du dann einen neuen Job finden um die Rechnungen zu bezahlen? Ich habe vor drei Jahren zwei Monate gebraucht bis ich Nebenjob A gefunden habe und insgesamt 5 Monate bis ich Job B gefunden habe. Jetzt ist der Vertrag von Job B ausgelaufen, sodass ich seit zwei Monaten erneut auf Jobsuche bin. Das ist ziemlich zermürbend, gerade wenn man das Geld braucht. Aber wenn man keine Wahl hat, dann hat man keine Wahl.

Ich habe es auch schon so gemacht, dass ich eine Vorlesung in einem Semester nicht besucht habe und auf später verschoben habe, weil das mit den Arbeitszeiten kollidiert hat. Gerade wenn man sich den Lebensunterhalt selbst verdienen muss und keine Hilfe von Bafög oder den Eltern bekommt hat man gar keine andere Wahl.

Ich würde an deiner Stelle eher helfen und den Kommilitonen mit Notizen aus dem Tutorium unterstützen statt ihn zu verurteilen und dich herablassend darüber zu äußern. Man merkt, dass du keine wirkliche Ahnung hast und nie in einer ähnlichen Situation warst. In dem Fall hättest du mehr Verständnis finde ich.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Olly173 hat geschrieben:
Ich würde an deiner Stelle eher helfen und den Kommilitonen mit Notizen aus dem Tutorium unterstützen statt ihn zu verurteilen und dich herablassend darüber zu äußern. Man merkt, dass du keine wirkliche Ahnung hast und nie in einer ähnlichen Situation warst. In dem Fall hättest du mehr Verständnis finde ich.

Und an welcher Stelle hast du jetzt heraus gelesen, dass ich herablassend bin? :think: Es ist jetzt nicht so, dass ich mit einem Silberlöffel im Po geboren wurde und während des Studiums nie Geldsorgen hatte. Aber schön, dass du das nach ein paar Zeilen beurteilen kannst, dass ich keine Ahnung habe.

Wenn man sowieso arbeitet und nicht auf Bafög angewiesen ist, sodass man nicht in Regelstudienzeit fertig werden muss, kann man ja auch einfach weniger Fächer belegen. Ich würde lieber ein Semester länger studieren und dafür immer die Vorlesungen plus Tutorien besuchen können, als irgendwo schlechtere Noten zu riskieren und aus Zeitmangel unter meinen Möglichkeiten zu bleiben.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 31.05.2015, 12:59, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich habe noch zu Zeiten studiert, in denen keine Skripte online erhältlich waren. Außer Mitschreiben in der Vorlesung, Tutorien und Literaturlisten hatte man wenig Möglichkeiten. Und schon damals war das Fehlverhalten oder die individuellen Vorlieben extrem unterschiedlich.

Ich gehörte auch zu denen, die fast nie an der Uni waren. Bis auf Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht habe ich auf fast jede Veranstaltung verzichtet. Ich habe meine Zeit lieber anders genutzt. Unter meinen Möglichkeiten bin ich deshalb nicht geblieben.

Das habe ich schon in der Schule so gehalten. Mit 18 bin ich dann abgegangen und habe eine Ausbildung gemacht. Das war für mich praktischer. Hätte ich gedurft, wäre ich mit 16 abgegangen und hätte zum Ende der verkürzten Ausbildung passend die Prüfung zum Abitur abgelegt. Das Abitur habe ich als Nicht-Schüler abgelegt, das kostete erheblich weniger Zeit. Das ist sicherlich nicht für jeden der passende Weg, aber wem das eher liegt, der fährt so besser.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich hatte während meiner Studienzeit das Glück, einen Nebenjob als studentische Hilfskraft in einem Institut unseres Fachbereichs zu ergattern. Meine Chefin war wahnsinnig nett und hat mir immer versichert, dass meine Uni-Veranstaltungen sowie das Lernen für Prüfungen auf jeden Fall oberste Priorität hätten und ich die zu leistenden Stunden auf der Arbeit, sofern ich sie nicht innerhalb der vereinbarten Zeit schaffen sollte, auch problemlos nachholen könnte. Einen Teil meiner Arbeit konnte ich noch dazu bequem mit dem Laptop von zuhause ableisten, sodass das Nacharbeiten am Abend nach Institutsschluss oder am Wochenende auch wunderbar klappte.

Auf diese Art und Weise musste ich mich glücklicherweise nicht allzu oft entscheiden, ob ich lieber eine Uni-Veranstaltung schwänzen oder die Arbeit vernachlässigen soll. Ich glaube auch, dass es mir schwer gefallen wäre, zwischen diesen beiden Faktoren abzuwägen, denn man hat in der Uni ja irgendwie immer das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man fehlt. Es hätte mich auch sehr geärgert, wenn ich durch arbeitsbedingt versäumte Veranstaltungen durch Prüfungen gefallen wäre, denn eine Verlängerung der Studienzeit hätte mich sehr viel mehr gekostet, als ich mit meinem Nebenjob verdient habe.

Prinzipiell muss man aber natürlich in Betracht ziehen, dass manche Studenten wirklich absolut auf ihren Job angewiesen sind. Ich habe das Geld schon auch gebraucht, hätte aber notfalls auch noch Rücklagen gehabt. Bei anderen ist es ja nicht so, und diese müssen teilweise auch in Jobs arbeiten, die weitaus weniger flexibel sind. Dass man dafür die Uni schwänzt, wo es möglich ist, finde ich verständlich.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


MaximumEntropy hat geschrieben:Ich hatte während meiner Studienzeit das Glück, einen Nebenjob als studentische Hilfskraft in einem Institut unseres Fachbereichs zu ergattern.

Das ist echt das Beste, was einem so passieren kann wie ich finde. Natürlich sind solche Stellen rar gesät und es ist schwer da reinzukommen, denn die Konkurrenz unter den Kommilitonen ist entsprechend groß. Aber wenn man erst einmal drin ist, profitiert man nur davon.

Gerade diese Stellen als Hiwi in der Uni bzw. Forschung sind extrem flexibel was die Zeit angeht (so auch meine Erfahrung). Ich hatte auch einen solchen Job. Ich habe jeden Monat dasselbe Geld bekommen, egal wie viel oder wenig ich gearbeitet habe und für meinen Chef ging die Uni eindeutig vor. Ich vermute, dass das am akademischen Umfeld liegt, denn wenn man quasi von Akademikern umzingelt ist, dann wissen diese ja wie zeitaufwendig und anspruchsvoll ein Studium ist und nehmen entsprechend Rücksicht. Ich habe oft in den Semesterferien Überstunden gemacht und diese dann in der Vorlesungszeit abbauen können.

Ich hatte auch andere Jobs im Studium, aber ich habe festgestellt, dass es da nicht so studentenfreundlich läuft. Gerade, wenn man überwiegend von ungelernten oder nur ausgebildeten Kräften umzingelt ist (keine Akademiker) dann wird oft erwartet, dass man immer springt, wenn die das wollen und wenn man es nicht macht, gibt es weniger Geld.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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