Zeitschriften zum Thema Glück machen unglücklich

vom 30.01.2018, 07:56 Uhr

In einer Studie habe ich davon gelesen, dass Menschen die Zeitschriften lesen, die sich mit den Themen Glück und Zufriedenheit auseinander setzen tendenziell unglücklicher sind und es durch den Konsum dieser Zeitschriften auch noch mehr werden. Das heißt, dass die Zeitschriften also den gegenteiligen Effekt haben, als wie sie eigentlich versprechen.

Mir stellte sich beim Lesen der Studie die Frage, ob die Menschen die diese Zeitschriften lesen durch das vorgestellte Glück der Reporter quasi neidisch werden oder verzweifeln, angesichts ihrer eigenen Unzufriedenheit. Lest ihr solche Zeitschriften und fühlt ihr euch danach eher besser oder seid ihr niedergeschlagen, weil ihr eben nicht so zufrieden seid, wie es laut der Zeitschrift sein solltet?

» Windtänzerin » Beiträge: 10 » Talkpoints: 4,80 »



Windtänzerin hat geschrieben:Das heißt, dass die Zeitschriften also den gegenteiligen Effekt haben, als wie sie eigentlich versprechen.

Welche Zeitschrift verspricht denn dem Leser, dass er durch das Lesen glücklich und zufrieden wird? Soweit ich weiß tut das doch keine Zeitschrift. Die Leser und Interessenten interpretieren das doch nur aus dem entsprechenden Titel, daher sind sie doch selbst Schuld, wenn die eigene zu hohe Erwartungshaltung nicht erfüllt wird. Das hat aber nichts mit unerfüllten Versprechungen zu tun. Zeitschriften versprechen nichts, sie wollen nur verkauft werden, nicht mehr und nicht weniger.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Welche Zeitschrift verspricht denn dem Leser, dass er durch das Lesen glücklich und zufrieden wird?

Da gibt es tatsächlich mehrere. Da steht natürlich nicht "kaufen sie diese Zeitschrift und sie werden glücklich werden" drauf, aber wenn eine Zeitschrift mit so etwas wie "für ein glückliches Leben" wirbt, dann ist das doch schon eine Art Versprechen, oder?

Ich glaube schon, dass man sich durch Zeitschriftenartikel unter Druck setzen kann und dadurch unglücklicher wird. In diesen Zeitschriften gibt es viele Artikel nach dem Motto "XY macht glücklich". Und wenn du dann einen Artikel ließt, der dir zum Beispiel erklärt warum Spaziergänge total gute Laune machen, und das klappt bei dir eben nicht könntest du doch denken, dass das an dir liegt, dass du etwas falsch macht.

Ich kaufe solche Zeitschriften übrigens nicht. Ich habe nur zwei bis drei Mal im Monat einen Aufenthalt an einem Bahnhof mit einer großen Auswahl an Zeitschriften und mein ICE ist nicht immer pünktlich. Deshalb habe ich inzwischen einen ganz guten Überblick über den Zeitschriftenmarkt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich sah mal kurz in eine dieser Talkshows rein, die am Freitagabend nach zehn Uhr immer in den dritten Programmen der öffentlich Rechtlichen laufen. In dieser Talkshow trat eine Frau auf, die über den Effekt eines Ratgebers sprach. Es handelte sich um das damals sehr bekannte Buch "Sorge dich nicht, lebe!" Sie sprach darüber, dass sich beim Lesen dieses Buches plötzlich Ängste offenbarten, die sie vorher nie hatte.

Plötzlich war überall dieses "Was wäre, wenn?" Das kannte sie eben vorher nicht von sich. Sicher braucht man für solche Reaktionen eine gewisse Affinität. Aber bei der betroffenen Frau war diese eben vorhanden. Das fand ich wirklich beeindruckend und interessant. Und es war auch eine Warnung für mich.

Wenn eine Zeitschrift in ihren Artikeln verspricht, dass jeder das Zeug zum Glücklichsein hat und ich mich eben eher unglücklich fühle, kann ich mir das schon gut vorstellen, dass einem dann das eigene Versagen brutal vor Augen gehalten wird. Ich halte zum Glück nichts von solchen Reglements und gehe diesen aus dem Wege. Auch wenn ich Anzeigen dazu im Internet begegne oder Hinweise auf ähnliche Beiträge, meide ich die tunlichst.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Solche Zeitschriften habe ich mir auch Neugierde halber ein paar Mal gekauft, weil ich von den üblichen Frauenzeitschriften gelangweilt war. Aber auch der etwas bunt-esoterisch gehaltene Kram, der mir Flow und Happinez versprochen hat, ist mir schnell auf die Nerven gegangen und ja, ich habe mich auch irgendwie mickrig und subtil unter Druck gesetzt gefühlt.

Da ging es in den diversen Reportagen und Interviews eben um Mareike aus Amsterdam, die in ihrem schnuckeligen, lichtdurchfluteten kleinen Atelier am Kanal Pappmaschee-Hühner bastelt und uns etwas von Work-Life-Balance erzählt hat.

Oder Bernadette aus dem Schwarzwald, die aus dem alten Bauernhof ihrer Großtante ein nicht minder schnuckeliges Café mit Hofladen "gezaubert" hat und jetzt glücklich und zufrieden drei Kuchen am Tag bäckt und mal einen Samstag abend lang Marmelade kocht, und irgendwie damit ihre drei wohlgeratenen blonden Söhnchen in Markenklamotten stecken kann, die mehr kosten als mein ganzer Kleiderschrank.

Natürlich erzählen Frauenzeitschriften immer Märchen, aber ich finde auch, dass es noch mehr nervt, wenn mir die klassischen Themen zeigen, wie arm, fett und schlecht gekleidet ich doch bin, als dass man mir großspurig vor Augen führt, dass jede Frau ihr Glück finden kann und ich anscheinend völlig zynisch und verbittert bin, weil ich mich immer noch frage, wer die Rechnungen bezahlen soll, während ich achtsam atmend in meinem Haus am Starnberger See handgefertigte Holzperlen schmirgle oder auf "ausgedehnten Spaziergängen" mit den beiden Rottweilern Schneckenhäuser und Federn für ausgefallene Deko sammle.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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