Yoga zu Hause üben, um sich nicht zu blamieren?
Ich mache seit einigen Wochen Yoga und der ganze Kurs steht noch am Anfang. So ist es kein Wunder, dass man die Übungen und Figuren nicht direkt perfekt kann. Allerdings meinte eine Kursteilnehmerin, dass sie die Übungen zu Hause auch nachmacht, sie würde sich nicht vor den anderen blamieren wollen und es wäre ihr peinlich, wenn sie das nicht gut könnte und ausführen würde.
Ich kann das nur in gewisser Weise nachvollziehen. Ich möchte Yoga auch nutzen, um das zu Hause auch alleine machen zu können. Allerdings einfach für mich, zur Entspannung und um meinen Körper etwas Gutes zu tun. Für mich ist dabei nicht im Vordergrund, dass ich mich blamieren könnte, wenn ich die Übungen eben nicht so gut drauf habe.
Würdet ihr Yoga nur zu Hause üben, damit ihr euch nicht blamiert? Meint ihr, dass das wirklich nötig ist und irgendjemand auf die anderen Kursteilnehmer achtet, wie diese sich anstellen? Sollte man sich nicht lieber dabei auch sich selbst konzentrieren?
Dass es einem zu Beginn unangenehm ist, wenn man die Übungen noch nicht beherrscht und das Gleichgewicht verliert, während andere Kursteilnehmer schon ganz graziös von einer Figur in die nächste fließen. Aber dafür ist man ja schließlich bei den Anfängern - damit man es richtig erlernt. Ich denke nicht, dass sich jemand darüber lustig macht, wenn Anfänger noch wackelig und unsicher auf den Beinen bzw. Knien stehen. Und falls doch, sind das Ausnahmen, die einem egal sein können. Wer über Anfänger in einem Sport lachen muss, hat vermutlich selbst genug Unzulänglichkeiten.
Mir ging es mit dem Yoga anfangs auch so in den ersten Stunden und es dauert natürlich etwas, bis man sich dabei völlig entspannen kann. Die Übungen aber nur deshalb zuhause zu machen, weil man sich nicht blamieren will, halte ich für unnötig. Tatsächlich hatte man mir damals gesagt, dass wir manche Übungen nicht einfach daheim nachmachen sollen, weil wir uns ohne Lehrer, der Korrekturen vornimmt, zu Beginn falsche Bewegungen und Stellungen aneignen können, da man ja noch nicht alles perfekt verinnerlicht hat.
Darum würde ich lieber daran arbeiten mich zu entspannen, selbst wenn man noch unsicher ist. Mit solchen Sorgen macht man sich unnötig Stress. Immerhin bezahlt man ja gutes Geld dafür, dass einem diese Übungen unter Aufsicht beigebracht werden.
Ich kann schon nachvollziehen, dass es einem unangenehm ist, wenn man noch nicht viel kann und dann auch nicht bei jeder Übung die Kenntnisse hat diese gut zu machen. Man muss eben üben, so ist es aber bei allem. Zu Hause üben finde ich in Ordnung, immerhin kann man ja auch zu Hause seine innere Ruhe durch solche Übungen finden, aber ich würde nicht üben um mich nicht zu blamieren, sondern für mich selber, um mich zu entspannen.
Den Gedankengang dahinter verstehe ich schon. Als eine Freundin von mir den Vorschlag gemacht hat, dass wir zusammen einen Yoga-Kurs besuchen, musste ich in der ersten Stunde schmerzlich feststellen, dass ich unbeweglicher und weniger graziös war, als ich gehofft hatte. Andere Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben selbst komplizierte Figuren ohne Probleme hinbekommen, während ich mich teilweise richtig ungeschickt angestellt habe. Manchmal war mir das schon etwas peinlich, aber zum Glück war ich nicht die einzige blutige Anfängerin. Das hat die Situation zumindest etwas erträglicher gemacht.
Dennoch habe ich nicht angefangen, die Figuren zuhause zu üben. Die meisten Posen haben wir in den darauffolgenden Stunden immer wiederholt, sodass ich mich mit der Zeit auch ganz von allein verbessert habe, ohne zusätzlich noch etwas dafür zu tun. Vieles ist beim Yoga ja auch einfach Sache der Muskeldehnbarkeit, und die kommt mit der Zeit einfach durch das regelmäßige Training. Am Ende des Kurses war ich so weit, dass ich eigentlich auch die meisten Figuren ziemlich gut geschafft habe, und dann musste ich mich auch nicht mehr schämen.
Ich könnte verstehen, wenn man zu Hause vermehrt Yoga-Übungen macht, weil man sich stark gestresst fühlt und abschalten möchte. Das kann sein, wenn der Partner oder ein anderer naher Angehöriger operiert wird, alles ungewiss ist und die Gedanken Amok laufen, ob auch tatsächlich alles gut ausgegangen ist. Da würde ich glaube ich auch - obwohl selbst Anfänger und wenig Ahnung - zu derartigen Übungen zu Hause greifen.
Aber wenn man das nur machen will, weil man Angst hat, sich zu blamieren, finde ich das doch eher albern und habe wenig Verständnis dafür. Denn da sehe ich dann doch die Gefahr, dass man seine Haltung nicht kontrollieren kann und sich die Übungen dann eben falsch beibringt. Das kann doch auch nicht Sinn der Sache sein und sich hinterher zu korrigieren und falsch beigebrachte Sachen richtig zu lernen kann verdammt schwer sein, wenn die Gewohnheit sich erst einmal etabliert hat.
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