Wutausbrüche und Trotzphasen auch im Erwachsenenalter haben?

vom 27.11.2018, 13:09 Uhr

Man kennt Wutausbrüche und Trotzphasen meist von Kindern. Diese werfen sich auf den Boden und schreien und strampeln, wenn sie wütend sind oder ihren Willen nicht bekommen. Aber auch Trotzphasen gibt es bei Kindern immer wieder mal.

Aber auch Erwachsene haben sicherlich mal Wutausbrüche und sind auch mal trotzig. Wenn man etwas an die Wand fliegt, wird ja auch von Jähzorn gesprochen. Ich kenne es nicht, dass man so wütend ist, dass man schon mal etwas gegen die Wand wirft oder schreit und sich irgendwie wild aufführt. Aber das soll ja durchaus befreiend sein.

Meint ihr, dass auch Erwachsene noch Wutausbrüche und Trotzphasen haben? Habt ihr das selbst schon beobachten können? Beherrschen sich da Erwachsene eher als Kinder? Sind die Wutausbrüche und Trotzphasen dann ähnlich wie bei Kindern? Oder kann man das gar nicht vergleichen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn ein Erwachsener zur Wutausbrüchen und Trotzphasen neigt, dann ist das für mich eher ein Zeichen dafür, dass die Person unreif ist und nicht gelernt hat, mit Emotionen wie Wut richtig und angemessen umzugehen. Da fehlt einfach das passende Ventil um das rauszulassen und der Verarbeitungsmechanismus. Sicherlich gibt es solche Erwachsenen, das leugne ich gar nicht. Aber dann weiß man ja, wo die in der Entwicklung stehen geblieben sind.

Ein Erwachsener sollte gelernt haben, dass nicht immer alles nach seinem Willen gehen kann und dass Kompromisse nötig sind um das friedliche soziale Miteinander zu erhalten. Die Wut und Aggressionen an Menschen oder Gegenständen verbal oder sogar physisch auszulassen ist auch nicht gerade angemessen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich kenne diese Momente von mir selbst. Ich durfte nie wütend sein, ich durfte nie widersprechen, ich durfte meine Emotionen nie dermaßen rauslassen und daher habe ich zum Beispiel Probleme damit mit Wut umzugehen. Ich denke nicht, dass ich unreif bin, ich habe es schlichtweg nie richtig gelernt, beziehungsweise durfte es nie richtig lernen.

Wenn mir dann mal alles zu viel wird und ich weder im Sport noch anders ein Ventil finde, dann richtet sich die Wut entweder gegen mich oder gegen Gegenstände. Diese Momente sind seltener geworden, aber ab und zu sind sie noch vorhanden. Ich reagiere dann wie ein trotziges Kind, ich weine viel, ich schreie sogar. Manchmal fliegen auch Gegenstände durch die Gegend.

Mein Partner hat gelernt, dass man diese Momente einfach aussitzt und mich einfach wüten lassen muss. Diese Wutausbrüche beschränken sich glücklicherweise auf die eigenen vier Wände, weil ich auch weiß, dass ich diese Momente dort auch einfach rauslassen darf.

Verletzt wurde noch niemand, die Wand hat einen Kratzer von einem dicken Buch, aber was manchmal raus muss, muss raus. Aber man wird es nie erleben, dass ich mich im Supermarkt auf den Boden schmeiße und schreie, dazu bin ich in der Öffentlichkeit zu beherrscht und in der Öffentlichkeit darf man nicht wütend werden.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Im Idealfall sollte man sich als Erwachsener schon eher beherrschen können als, sagen wir, dreijähriger Mensch mit null Lebenserfahrung (woher auch?) und sehr großen und starken Gefühlen. Ich fände es schon sehr befremdlich, wenn sich jemand, der nicht gerade die Diagnose einer geistigen oder seelischen Behinderung hat, im Supermarkt steif macht und auf den Boden wirft, weil es keine glutenfreien Kohlrabi mehr gibt.

Ich muss auch sagen, dass mir derart unbeherrschtes Verhalten in der Öffentlichkeit eher Angst macht als irgendwas sonst. Einen tobenden Zweijährigen kann man sich zur Not noch unter den Arm klemmen, einen 40jährigen Mann, der brüllt und mit Gegenständen wirft - um Himmels willen. Aber auch bei Frauen bin ich nicht begeistert, wenn sie ihr inneres Kindergartenkind channeln.

Das heißt natürlich nicht, dass Erwachsene quasi immer zen-mäßig herumschweben müssen und ihre Gefühle wie Spock immer eisern im Würgegriff haben, damit ja niemand davon belästigt wird. Und die meisten Erwachsenen kennen auch die "unschönen" Gefühle wie Neid und auch Trotz und Enttäuschung, wenn man seinen Willen nicht bekommt, genauso wie damals mit drei. Aber für mich gehört es schlicht dazu, sich Möglichkeiten und Techniken anzueignen, diese Gefühle angemessen zu verarbeiten. Also nicht nur unterdrücken, aber Schreien und um sich Schlagen muss nun auch nicht unbedingt sein.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Warum sollte man als Erwachsener nicht auch Wut zeigen dürfen? Es kommt doch eher darauf an, wie man das macht. Wenn ich also aussortiertes Geschirr für solche Fälle habe, was ich einfach mal im Keller gegen die Wand hauen kann, schade ich niemanden, aber ich dabei Dampf abgelassen. Mache ich mal die Musik ordentlich laut, sind die Nachbarn vielleicht mal eine viertel Stunde etwas genervt, aber wirklich schaden tue ich damit auch niemanden.

Sicherlich sollte man sich dann nicht so verhalten, dass tagelang drüber hergezogen wird. Aber grundsätzlich sollten auch Erwachsene ihrer Wut, Enttäuschung oder auch Trauer einfach freien Lauf lassen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Es gibt ja auch durchaus Erkrankungen, bei denen man das schwer in den Griff bekommt, wenn man keine Medikamente oder so hat. Borderline kann so etwas sein oder auch ADHS, da habe ich schon einige Dinge in meinem Umfeld gesehen. Das ist auch nicht unbedingt kontrollierbar, weil ja auch ein Ungleichgewicht vorhanden ist im Körper.

Abgesehen davon finde ich es aber auch vollkommen normal, wenn man wütend ist und Emotionen besitzt. So lange niemand zu Schaden kommt ist es auch vollkommen in Ordnung mal umher zu schreien oder auch etwas kaputt zu machen. Natürlich sollte das kein Alltag sein, aber wenn man richtig heftig emotional geladen ist, dann kann das ein Ausweg sein und ist immer noch besser als andere Menschen zu verletzen. Selber brülle ich durchaus auch schon mal umher, nicht in der Öffentlichkeit, aber wenn ich richtig wütend bin muss das ja irgendwo heraus. Im Normalfall habe ich mich aber im Griff und darum geht es ja, man kann sich bis zu einem gewissen Punkt beherrschen, aber wenn man darüber hinaus wütend ist, dann muss man da seinen Weg finden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Eine Alltagssituation, in der ich übrigens überraschend viele erwachsene Menschen bei Trotz- und Wutausbrüchen beobachte, ist das Autofahren. Selbst Personen, die normalerweise ausgeglichen wirken, können am Steuer eines Autos plötzlich zu cholerischen Ausbrüchen hingerissen werden, was ich persönlich interessant finde, weil der konkrete Anlass häufig ziemlich belanglos ist. Manchmal reicht es schon aus, wenn das vorausfahrende Auto nicht so schnell fährt wie gewünscht, um einen mittleren Tobsuchtsanfall auszulösen.

Manchmal kann ich solche Wutausbrüche sogar schon von außen beobachten. Ich erinnere mich an viele Situationen, in denen ich beispielsweise in einem Linienbus sitze und aus dem Fenster schaue. Dabei kann ich die anderen Autos auf der Straße beobachten, und wenn der Verkehr stockt, sehe ich immer wieder den Fahrer eines der Autos im Innenraum gestisch und mimisch ausrasten. Da wird gefuchtelt, geschimpft und mit den Händen irgendwo hin geschlagen.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Bei Wut darf man nicht nur daran denken, dass sich jemand auf den Boden wirft. Aber wenn jemand alleine zu Hause etwas gegen die Wand wirft oder mal schimpft und schreit, ohne dass es jemandem schadet, warum ist es dann schlimm?

» vde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin da eher der ruhige und in sich gekehrte Mensch, bevor ich Gefühle rauslasse, fresse ich sie lieber sprichwörtlich in mich hinein - sprich ich esse dann auch Frust mit Chips, Schokolade und worauf ich sonst Lust habe. Auch nicht unbedingt die richtige Methode, um mit Wut, Trauer, Ärger etc. umzugehen.

Mein Partner war bzw. ist dagegen sehr impulsiv. Wenn ihn etwas ärgert bzw. er sauer oder auch traurig ist, dann merkt man das sofort. Eine Zeit lang hat er da auch Dinge zerstört, wenn er richtig wütend war. Es sind dann schon mal Gläser oder die Tastatur etc. an die Wand geflogen oder eine Tür hat geknallt. Seitdem wir allerdings eine Tochter haben, hat er die Wut gut im Griff. Trotzig kann er aber auch oft noch sein, wenn er der Meinung ist er hat Recht oder es müsste unbedingt etwas so laufen, wie er das will, dann ist er da sehr stur und ignoriert auch gern mal die Meinung/das Gespräch mit anderen.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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