Wunschkost im Krankenhaus

vom 13.11.2017, 10:38 Uhr

Wenn man unter Krebs oder einem Tumor leidet, dann muss man in den meisten Fällen einige Zeit im Krankenhaus verbringen, wo man entweder Eingriffe, Strahlentherapie, Chemotherapie oder andere Behandlungen über sich ergehen lassen muss. Dass dies nicht immer leicht ist und es einem dabei sehr schlecht geht, hilft nicht grade. Da das Essen im Krankenhaus im Allgemeinen sowieso nicht das leckerste ist und man als onkologischer Patient auch ein verändertes Geschmacksempfinden hat, haben es viele Leute dort nicht grade leicht, was die Versorgung mit dem Essen angeht, da sie die normalen Menüs, aus denen die Patienten wählen können, nicht runter bekommen, weil ihnen dann übel wird.

In dem Krankenhaus wo ich arbeite gibt es eine, meiner Meinung nach, sehr gute Lösung. Die onkologischen Patienten oder auch welche, die eine sehr schlimme Erkrankung und keine Chance auf Heilung haben, haben das Recht „Wunschkost“ zu erhalten. Das heißt, dass sie aus einer extra Speisekarte ihr Essen wählen und selbst zusammenstellen können. Dadurch kann man vielen Patienten dann doch etwas zu Essen anbieten, was sich mit ihrer Erkrankung und den veränderten Geschmacksnerven vereinbaren lässt. Außerdem können die Patienten noch gewisse Extras wie Saft, Chips oder Torte wählen.

Wie ist es bei euch im Krankenhaus geregelt? Erhalten die Patienten mit onkologischen Erkrankungen dort auch die Möglichkeit ein anderes Essen zu erhalten oder müssen sie dort auch das Essen, was üblich ist?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wie das unser örtliches Krankenhaus handhabt, weiß ich nicht, auch waren zum Glück noch keine Verwandten oder Freunde von so etwas betroffen, aber ich finde es toll, dass man unheilbar Kranken so eine Wahl beim Essen lässt. Krankenhaus essen ist ja allgemein nicht so der Hit, wenn man dann schon weiß, dass es keine Heilung mehr gibt, sollte man den Leuten wenigstens noch so lange wie möglich die Freude an solchen Sachen erhalten können.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das Krankenhaus bei uns im Ort bietet sowas nicht an. Der Großvater meines Freundes war in der Uniklinik einer benachbarten Universitätsstadt und ist dort an Lungenkrebs verstorben. Er hat sich auch keine Wunschkost aussuchen dürfen. Ich finde es schon gut, dass Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen sich ihr Essen selbst zusammen stellen können und nicht das langweilige Alltagsessen im Krankenhaus kriegen.

Generell würde ich aber mal behaupten, dass es in Deutschland ohnehin schlecht geregelt ist. In anderen Ländern ist es normal, dass in Krankenhäusern frisch gekocht wird und die Patienten hochwertiges Essen bekommen. So erhofft man sich auch bessere Chancen auf Genesung. Das was man hier in Deutschland bekommt ist schon grenzwertig. Es waren schon Verwandte von mir in deutschen Krankenhäusern und wurden dann in der Regel von der Familie bekocht.

Ich selbst war mal wegen einem Knieproblem einige Tage im Krankenhaus und habe dort während einer Woche an die 3 Kilo abgenommen. Ich habe Untergewicht daher war das nicht ungefährlich. Das Essen dort habe ich kaum runter bekommen, es war mega unappetitlich. Es hat an Konserven erinnert und hatte nichts mit frisch zu tun. Wie sollen Menschen so genesen? Ich hatte nur ein kleines Knieproblem, wie soll jemand dann genesen der ein ernstes Problem hat und über Wochen im Krankenhaus bleiben muss?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe so etwas noch nicht mitbekommen. Allerdings habe ich da auch nicht so wahnsinnig viele Leute in meinem Umfeld gehabt, die so etwas hatten oder haben. Bisher waren es nur 2 Leute, die dann auch im selben Krankenhaus gelandet sind und dort gab es auch nur ein Essen, was vorgeschrieben war und das gab es für alle, also war es nicht gerade schön und das für Menschen, die nicht mehr lange haben und deren einzige Freude noch beim Essen liegen könnte. Die von dir beschriebene Variante finde ich sehr schön.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde die Idee mit der Wunschkost wirklich sehr schön und genial, denn gutes Essen kann durchaus auch heilsam sein und ist für Patienten, die an schweren Krankheiten leiden und vielleicht sehr lange Liegezeiten in der Klinik haben, sicherlich ein kleiner Lichtblick am Tag. Gerade Langlieger haben nicht nur damit zu kämpfen, dass das Krankenhausessen häufig wenig Geschmack und optische Attraktivität besitzt, sondern sie machen auch alle drei bis vier Wochen die exakt gleiche Rotation durch das Menü durch. Wenn man zwischendrin zumindest einmal in der Woche die Chance bekommt, sich etwas nach eigenen Wünschen auszusuchen oder zumindest Extras wie ein Tortenstück dazuzubestellen, macht das den Aufenthalt doch gleich erträglicher.

Leider vermute ich nur, dass die wenigsten Kliniken bereit sein werden, einen solchen Service flächendeckend zu etablieren. Man muss bedenken, dass jede Wunschkost ihre eigenen Zutaten und eine separate Zubereitung erfordert und deswegen mit hohen Kosten verbunden ist. In unserem Gesundheitssystem fehlt es schon an sehr viel elementareren Punkten an dem nötigen Geld, weshalb wir unter chronischem Pflegenotstand und Ärztemangel leiden. Die adäquate und bestmögliche Patientenversorgung beginnt für mich mit der notwendigen materiellen und personellen Ausstattung, und da ist ein Wunschmenü zwar ein nettes Extra, aber definitiv nicht die erste Priorität. Vermutlich können sich nur Privatkliniken diesen Luxus überhaupt langfristig leisten. Es ist schade, da ich das Konzept durchaus lobenswert finde, aber eine realistische Zukunft sehe ich dafür nicht.

Zumindest besteht ja aber die Möglichkeit, sich von Angehörigen selbstgekochtes oder beim Imbiss gekauftes Essen mitzubringen, und manche Kliniken sind auch mit einer internen Bäckerei oder einem kleinen Supermarkt ausgestattet. Es wird zwar nicht auf allen Stationen gerne gesehen, wenn Verpflegung von außerhalb mitgebracht wird, aber wer einen neutralen Aufenthaltsraum aufsuchen und dort essen kann, dem stehen diese Optionen noch zusätzlich zur Verfügung.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


MaximumEntropy hat geschrieben:In unserem Gesundheitssystem fehlt es schon an sehr viel elementareren Punkten an dem nötigen Geld, weshalb wir unter chronischem Pflegenotstand und Ärztemangel leiden.

So ist es ja nun auch nicht. Da Geld ist ja da. Was glaubst du denn wo die privaten Klinikbetreiber ihre 10-15 Prozent Rendite herkriegen? Würde diese Rendite statt an Aktionäre ins Gesundheitssystem zurückfließen, wäre für fast alle unbezahlbaren Wünsche genug Geld da. Aber das hat die Politik ja nicht gewollt und viel zu viele Kliniken privatisiert.

Aus meinem alten Krankenhaus, einer Uniklinik kenne ich das mit der Wunschkost aber auch. Wir hatten hin und wieder ja auch sehr gebräuchliche Patienten bei uns auf Station liegen, die massiv körperlich abgebaut haben, weil sie nicht mehr essen wollten und konnten. Die durften sich dann auch ihr Essen aussuchen, damit sie wenigstens etwas essen. Aber flächendeckend kenne ich das jetzt leider auch noch nicht.

Wobei ich aber auch glaube, dass frisches Kochen jetzt auch nicht so viel teurer wäre als Essen durch das halbe Land zu fahren und dann eben nur 0815 Essen anzubieten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich habe ja die Erfahrung gemacht, dass "Wunschkost" immer noch Krankenhausessen ist. Ich ernähre mich so, dass ich keine Medikamente gegen die Anämie und den Elektrolytmangel brauche. Im Krankenhaus konnte ich mir zwar auch Gerichte mit viel Gemüse und Salat aussuchen, aber in der Großküche achtet eben keiner auf möglichst frische Zutaten und eine möglichst schonende Zubereitung und man hat das dann auch an meinen Blutwerten gesehen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was hier mit "Wunschkost" gemeint ist. Ich kenne das so, dass man in Krankenhäusern immer die Auswahl zwischen zwei oder drei Mahlzeiten hat und sich dann eben das aussuchen kann, was einem davon am meisten zusagt. Meint ihr das mit "Wunschkost"? Oder meint ihr damit, dass der Patient etwas völlig anderes aussuchen kann, wie eine Form von "Extrawurst"?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ja, Wunschkost ist sozusagen eine Extrawurst. Für Patienten die sonst nichts essen würden, weil sie wegen Chemotherapien kein Geschmack mehr haben oder einfach gebräuchlich sind oder im Endstadium einer Krankheit sind, gibt es dann eben Krankenhäusern, die ihnen das so erträglich wie möglich machen wollen. Und wenn man dann bei den 2,3 oder 4 Mahlzeiten nichts findet, dann können die sich einfach irgendwas bestellen, was dann extra für sie zubereitet wird.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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