Würzwahn Macke oder einfach kulinarisches Plus?

Auf unserer Norwegian Kreuzfahrt hatten wir einen indischen Chefkoch und indische Hilfsküche. Unbedacht wie ich war, habe ich gleich mal eine Pizza Margarita gekostet. Die war dermaßen verwürzt, dass ich danach schnell Magenweh bekam. Auch ging das so bei vielen Fleischspeisen weiter, sodass manche Leute einfach sagten, dass es zwar gut aussähe, aber das Essen zu würzig gemacht wurde.

Seht Ihr den Würzwahn mancher Schiffsköche als Macke oder einfach als kulinarisches Plus? Macht es Sinn, hier um weniger Würze zu bitten, oder schreien die meisten Mägen eh nach Tobasco und scharfen Gewürzen?

Jeder Mensch hat andere Toleranzen, was die Gewürze angeht. Du schreibst, dass es um indische Küche ging. Da ist doch generell eher mehr gewürzt oder nicht? Ich habe jedenfalls noch kein indisches Gericht vor mir gehabt, das nicht großzügig gewürzt gewesen ist.

Abgesehen davon ist es doch normal, dass jeder andere Mengen von Gewürzen bevorzugt. Was mein Partner als akzeptabel ansieht, ist für mich persönlich viel zu salzig. Wenn ich salze, ist das meinem Partner aber zu wenig und er muss nachsalzen. Ich denke nicht, dass es eine Menge an Gewürzen gibt, die es allen Menschen recht macht.

Damit magst Du schon Recht haben, aber es ging dort um das Buffetrestaurant. Dort sollte auch der Rheinische Sauerbraten nicht nach Indien schmecken. Wäre es um ein indisches Spazialitätenrestaurant gegangen, hätte ich auch nichts gesagt. Ich habe zum Schluss nur mehr Spaghetti genommen und HEINZ Ketchup drauf geschüttet, weil auch die Tomatensauce aus dem Gewürzfass kam.

Wenn man weiß, dass die gesamte Küche mit indischen Köchen und Hilfsköchen bestückt ist, dann sollte man damit rechnen, dass es schärfer wird als gewohnt. Denn die Inder haben ein ganz anderen Geschmack und schmecken ganz anders ab. Du bist ja in der Welt schon viel herum gekommen und müsstest das eigentlich wissen, dass gerade die indische Küche nicht gerade feinwürzig ist. Ich habe indisches Curry hier und davon darf man nicht viel nutzen. Aber ein Inder aus meinem Bekanntenkreis haut da richtig was rein, wenn er damit kocht.

Ich muss zugeben, dass ich es auch gern kräftig gewürzt mag, was vielleicht daran liegt, dass ich insbesondere asiatische Speisen sehr gern mag. Wahrscheinlich wäre mir das erwähnte Essen auf dem Schiff nicht überwürzt vorgekommen, sondern ich hätte es gut gefunden. Mir persönlich geht es oft eher so, dass mir Speisen in Deutschland manchmal zu schwach gewürzt sind. Aber das sind eben unterschiedliche Geschmäcker, die alle ihre Berechtigung haben.

Ja, das mit dem Inder mag schon so sein, aber vor der Kreuzfahrt weiß man ja nicht, dass hier eine ganze indische Mannschaft am Werken und Würzen ist. Ich habe es gerne eher wenig gewürzt und kenne auch die Leute, die sich gerne noch einen Tabasco holen oder die Hälfte vom Pfeffer noch auf ihre Speise schütten. Damit kann man dann aber endgültig alles essen, wenn man es verträgt, denn der Grundgeschmack ist hier längst hinweg. Für solche Sachen hat man ja immerhin die Spezialitätenrestaurants, wenn man es eher anders gewürzt bevorzugt.

Es ist einfach komplett unterschiedlich, wie würzig die Menschen und somit auch die Gäste auf einem Schiff ihre Speisen gerne haben und essen möchten. Darum muss ich sagen, dass ich vermutlich auch verwundert gewesen wäre, auch wenn ich vielleicht nicht gleich Magenschmerzen bekommen hätte. Aber man rechnet bei manchen Speisen einfach nicht damit, dass sie so würzig angeboten werden.

Ich denke auch nicht, dass die meisten Menschen das unbedingt so stark gewürzt haben möchten, wobei das bei einer Kreuzfahrt auch wieder davon abhängt, woher die meisten Gäste an Bord kommen. Aber ich finde es immer sinnvoller, dass diejenigen nachwürzen, die das möchten als wenn diejenigen Probleme haben, die die Speisen nicht so stark gewürzt wünschen.

Daher muss ich sagen, dass ich das zumindest im Fragebogen nach der Reise durchaus ansprechen würde, weil ich das sicher nicht als ein kulinarisches Plus ansehen würde, wenn die Speisen derartig über würzt waren, nur weil die Köche das vielleicht aus ihrer Heimat so kannten, dass die Speisen stärker gewürzt sind.

Jeder hat da ja so seine Gewohnheiten und Wünsche letztendlich kann man es auch nie jedem Recht machen. Hätte man gewusst dass das alles von Indern gekocht wird, hätte man sich durchaus damit beschäftigen können wie deren Würzung ist, nämlich recht viel und viele verschiedene Dinge. Dies war hier ja aber nicht der Fall. Ich bin es auch gewöhnt eher wenig zu würzen, aber dennoch esse ich es auch immer mal stärker gewürzt. Schöner ist es aber in der Tat, wenn man weiß was einen erwartet und man sich darauf einstellen kann.

Gerade wenn man vorher vielleicht noch nicht Indisch gegessen hat, kann man sich das Ganze vielleicht ja auch als Erfahrung noch schönreden, aber diese Einstellung hat ja auch nicht jeder. Wahrscheinlich wäre ich auch sehr frustriert, wenn man etwas vorgesetzt bekommt, was man aufgrund der starken Würzung nicht essen kann und man Hunger hat.

Wenn explizit indische Gerichte gekocht werden, finde ich die typische Würzung schon gut. Aber bei anderen Speisen wie Pizza Margaritha oder Tomatensoße für Spaghetti sollte man schon eher landesüblich, also in diesem Fall italienisch, würzen. Auf einer Kreuzfahrt war ich noch nie aber schon mehrmals in Griechenland, Italien und der Türkei.

Die Italiener würzten eigentlich immer souverän und wohlschmeckend. Bei den Griechen und Türken war man eher zurückhaltend, da ja auch kleine Kinder mit aßen. Ich fand das nie schlimm, man konnte ja nachwürzen. Ich finde es nicht gut, dass der Koch so würzte, wie es in seiner Heimat eher üblich war.

Ich bin ein kulinarisch sehr aufgeschlossener Mensch und offen für neues, wenn mir aber zehn Tage lang indisch gewürzte Speisen ohne jegliche Alternative aufgetischt würden, wäre ich schon nicht sehr angetan davon.

Ich bin selber auch ein Mensch, der eher dazu neigt, sehr viel Gewürze zu nutzen. Salz und Pfeffer kommt bei mir in ziemlich großen Mengen zum Einsatz, und auch mit Curry, Chili und Knoblauch spare ich zuhause nicht, wenn ich für mich koche. Auch esse ich liebend gerne feurig scharf und vertrage relativ viel, was viele andere schon als kaum noch genießbar betrachten.

Nichtsdestotrotz finde ich nicht immer, dass beim Würzen das Prinzip „viel hilft viel“ richtig ist. Esse ich auswärts in einem guten Restaurant, dann würze ich selten nach, weil ich den Geschmack der Grundzutaten nicht überdecken möchte und weil ich mir denke, dass der Chefkoch seinen Beruf beherrscht und nicht umsonst das gewählte Maß an Würze genutzt hat. Nur, wenn mir etwas völlig geschmacksneutral erscheint, nehme ich vielleicht etwas Salz und Pfeffer zusätzlich, aber ich verlange nicht nach Tabasco, Maggi und Co.

Gerade, was Schärfe angeht, sind die Gaumen aber sehr unterschiedlich tolerant, und ich finde, dass man das als Koch auch bedenken sollte. Zumindest ein Hinweis auf der Karte, dass das Gericht ziemlich feurig schmeckt, wäre sinnvoll, um Reklamationen oder Magenbeschwerden im Nachhinein zu vermeiden. Manchmal wird man in indischen Restaurants auch gezielt danach gefragt, wie scharf man seine Speise möchte. Wenn man als Gast schon vorher ahnt, dass einem das Essen zu scharf sein wird, dann kann man durchaus um eine mildere Variante bitten; hat man das Gericht aber schon vor sich, hilft nur noch viel trinken oder nochmal umbestellen.