Würdet ihr über das online Portal Corona Verstöße melden?

vom 15.10.2020, 13:01 Uhr

In Nordrhein Westfalen gibt es ein neues Portal. Hier kann man Kollegen ohne Mundschutz, Nachbarn die Party feiern mit zu vielen Leuten oder Gastgeber die Gäste aus den Risikogebieten beherbergen melden. In diesem Portal werden quasi alle Corona-Regelverstöße gemeldet.

Ich finde das geht einfach zu weit. Was soll aus der Gesellschaft werden wenn jeder nur noch auf die Fehler des anderen wartet und die Personen dann anschwärzt. Was haltet ihr davon?

» timbo007 » Beiträge: 950 » Talkpoints: 1,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Zu dem Thema habe ich vor kurzem eine lebhafte Diskussion in einem anderen Forum verfolgt. Ich selbst neige nicht dazu, andere Leute "hinzuhängen", aber ich habe mitbekommen, dass manche der Forumsteilnehmer der Ansicht waren, dass auch bereits derjenige sich quasi schuldig machen würde, der ein Fehlverhalten nicht meldet (nach dem Motto "Beihilfe zu einer Straftat"). Trotzdem würde ich normalerweise nichts melden, solange ich nicht unmittelbar dazu genötigt werde. Allerhöchstens bei groben Verstößen (z.B. lautstarke große Party mit vielen Leuten) würde ich es in Erwägung ziehen.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Da hast du recht, es kommt immer auf die Art des Verstoßes an. Aber grundsätzlich finde ich es schade, dass es die Menschen in erster Linie dazu treibt, mehr auf andere zu gucken, aber leider nicht in positiver Hinsicht.

» timbo007 » Beiträge: 950 » Talkpoints: 1,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Sehe ich auch so. In dem erwähnten anderen Forum gibt es inzwischen richtig viele User, die geradezu darauf bestehen, Maskenverweigerer etc. zu melden, und dies für ihre Bürgerpflicht halten.

Erst vor kurzem habe ich von einem Fall gelesen, bei dem eine Familie aus Berlin ein Ferienhäuschen in Brandenburg bezogen hatte, wo es derzeit ein Beherbergungsverbot für Berliner gibt. Obwohl das Häuschen wohl irgendwo allein in einer ländlichen Gegend steht, tauchte am späten Abend die Polizei auf, weil die Familie verpetzt wurde.

Nur weil die Kinder bereits schliefen, durften sie die Nacht noch im Ferienhaus verbringen. Das wäre z.B. ein Fall, den ich sicher nicht melden würde, denn da sehe ich eigentlich kein fahrlässiges Verhalten. Es war nicht davon auszugehen gewesen, dass sich die Familie partymäßig in einem der benachbarten Dörfer vergnügen wollte.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Nein, ich würde keine Verstöße über das Portal melden. Ich sehe es nicht als meine Bürgerpflicht an, andere Menschen zu denunzieren und zu maßregeln. Klar, ich sage mal etwas wenn mir mal jemand zu nahe tritt, aber ich gehöre nicht zu den Menschen, die anderen Menschen vorschreiben möchte, wann sie was zu tun haben.

Mich stört es auch nicht mehr, wenn jemand mal keine Maske trägt. Wenn ich eine trage, dann schütze ich die anderen Personen doch irgendwie mit. Außerdem schützt meine Maske mich vor dem Rotz der anderen Person, falls sie mich anhusten sollte, was sie aber besser nicht täte, weil ich sowas noch nie abhaben konnte.

Es ist mir egal, wenn der Nachbar im Treppenhaus keine Maske trägt, oder mit schmutzigen Händen herumläuft, solange er sie sich nach dem Toilettengang oder nach dem Herumgrabbeln am Hinterteil gewaschen hat. Und wenn jemand mal Besuch hat, der mich nicht belästigt, dann ist es mir persönlich auch egal.

Da die Wohnungen hier auch nur platzmäßig begrenzt sind und viele Ältere hier wohnen, denke ich nicht, dass jetzt gleich eine fette Party steigen wird. Ich sehe einfach keinen Grund Leute unnötig zu melden, wenn sie mich nur kurz belästigen. Anders sieht es bei längeren Belästigungen aus, wobei es hier immer drauf ankommt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Erst mal zu diesem angeblichen Portal in NRW - die einzige Information, die ich dazu gefunden habe war, dass die Stadt Essen ein Formular online gestellt hat, mit dem man Verstöße melden kann. Und zwar genau die Verstöße, die beim Ordnungsamt eh schon die ganze Zeit auflaufen. Im Prinzip geht es also nicht darum Leute zu ermuntern Hilfspolizist zu spielen sondern dem Ordnungsamt die Arbeit zu erleichtern. Aber das ist halt keine so gute Schlagzeile, schon klar.

Aber um zur eigentlichen Frage zurück zu kommen, das kommt natürlich auf die Art des Verstoßes an. Das ist doch genau wie bei Falschparkern. Ich würde nie auf die Idee kommen einen "normalen" Falschparker anzuzeigen, aber ich habe schon mal die Polizei gerufen als jemand kackdreist die Hofeinfahrt zu meiner damaligen Firma zugeparkt hat. Ist halt was anderes ob jemand einfach im Parkverbot steht oder ob jemand die einzige Feuerwehrzufahrt und den Fluchtweg versperrt. Und selbst da haben wir erst geschaut ob wir den Besitzer des Lieferwagens auftreiben können bevor der Abschleppdienst angefordert wurde.

Ich blicke übrigens eh so langsam nicht mehr durch welche Regeln wo gelten und wo nicht und für wen überhaupt, da wird das mit dem Anzeigen eh schwer. Aber mit dem ominösen Beherbergungsverbot müsste ich mich schon mal nicht befassen, das hat ein Gericht für mein Bundesland gerade gekippt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Selbst wenn es für jede Kommune so eine Meldemöglichkeit geben würde, hätte ich gar nicht die Zeit dazu andere dort zu melden. In meinem eigenen Laden bin ich selbst dafür verantwortlich, dass die Kunden ihren Mund-Nasenschutz tragen und in anderen Geschäften kenne ich die Leute ja in den meisten Fällen gar nicht.

Allerdings finde ich es richtig, wenn zum Beispiel eben Ladenbesitzer angezeigt werden, die nicht auf die Maskenpflicht achten. Ich weiß, dass bei uns die Betreiberin eines Cafés mit Straßenverkauf mehrere Anzeigen bekommen hat. Aber da ich auf Grund der dortigen Öffnungszeiten nicht einkaufe, weiß ich nicht, was dort wirklich vor sich geht in Sachen Maskenpflicht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Anfänglich war ich schon ein wenig erschrocken, dass meine Heimatstadt genau dieses Portal errichtet hat. Denn es hat schon irgendwas von „Petze“ und „Anschwärzen“, wenn man sich eben dort einträgt und das Vergehen meldet. Was ich generell nicht als meine Bürgerpflicht sehe, aber ich denke aktuell auch ein wenig anders, weil ich tagein und tagaus mit Menschen aus beruflichen Gründen zu tun habe, und auch mit den Einschränkungen.

Soll heißen, dass ich dieses Portal noch nie genutzt habe und es eigentlich nicht vor habe. Eigentlich ist ja immer so schön mit dem „aber“ versehen und hier kommt es wohl auf die Art des Verstoßes an, dass mir da irgendwann der Kragen platzt. Denn man muss auch sehr fair mit sich und den Mitmenschen sein, aber wenn die Leute draußen in 20er Gruppen zusammen hocken, wo man wissentlich weiß, dass es Kumpels aus teilweise 20 Haushalten sind, die morgen dann wieder sich mit 20 anderen treffen usw. dann hat das schon keinen Sinn, und müsste eigentlich gemeldet werden.

Ein Beispiel mal. 2 Haushalte maximal 10 Personen. Heute trifft sich Kätzchen also mit Familie A aus einem Haushalt. Einer davon ist erkrankt ohne, dass es uns bekannt ist und steckt mich also an. Morgen treffe ich mich dann mit Familie B aus einem anderen Haushalt, am Abend fahre ich zur Familie C usw. So leicht kann es dann gehen, sodass ich diesem Gruppentreffen, was bei uns durch Jugendliche immer noch stattfindet, nicht so viel abgewinnen kann.

Es ist aber eher die Wut über die Leute, die sich nicht an Regeln halten können und auf einmal so tun, als würde man sie im Leben und in ihrer Freiheit einschränken. Hat mal einer nach England geschaut oder vor Monaten nach Italien? Oder auch nach Frankreich, da kann man über uns nur sagen, wir sind ja noch ganz lasch davon gekommen, was die politischen Verbote angeht.

Auf einmal heulen all jene rum, dass sie ihre Mama besuchen möchten, aber vor Corona schon förmlich für einmal im Monat ihren Hintern kaum hoch bekommen haben. Nun heulen Eltern herum, sie würden gerne Minigolfen etc. kriegen aber vor Corona auch den Hintern nicht hoch. Etc. Mich nervt es derzeit tierisch.

Ich würde derzeit niemanden „verpetzen“, aber mich schränkt meine Arbeit dadurch beruflich sehr ein. Ich habe derzeit mit vielen Jugendlichen/Kindern und entsprechend Familien zu tun, die jugendamtliche etc. Hilfe benötigen. Ich muss mich ständig irgendwo eintragen, ständig irgendwo achten, Maske hier und dort etc. Aber andere halten sich an 0,0 und die Zahl derer steigt, die sich an nichts halten.

Das dies nervt und meine Heimatstadt vielleicht mit dem Portal eine Art anonyme Meldestelle möchte, verstehe ich. Ich könnte auch auf Anhieb jedes Wochenende dieselbe Person anschwärzen, die mit 7 Mann aus 7 Haushalten Party macht, und diese 7 Leute dann am nächsten Tag wo anders Party machen etc. Es geht doch ums Prinzip. Einige halten sich dran und andere nicht, aber die Leidtragenden sind eben auch jene, die sich daran halten.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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