Würdet ihr trotz Kündigung weiterarbeiten?

vom 29.01.2016, 07:08 Uhr

Ich habe einen Nebenjob in einer Arztpraxis und das schon seit knapp 6 Monaten. Ich finde das Arbeitsklima nicht sehr angenehm und werde gerne von den Kolleginnen sabotiert und fertig gemacht. Sie wollen mich einfach nicht da haben, sodass ich schließlich fristgerecht zum Ende des Monats gekündigt habe. Ich habe eingesehen, dass man da einfach nichts klären kann und da auch kein Reden hilft, sodass ich lieber gehe als mir diesen Stress anzutun. Die Kündigungsfrist ist in meinem Fall 14 Tage, ich habe fast 3 Wochen vorher gekündigt.

Mein Chef scheint aber irgendein Problem mit meiner Nachfolgerin zu haben. Seine Frau rief mich bereits zweimal in den letzten Tagen an, um mich zu überreden, trotz Kündigungsfrist weiterzuarbeiten bis die ausgesuchte Nachfolgerin endlich Zeit hätte. Ich persönlich sehe das jedoch gar nicht ein, wenn ich ehrlich bin. Die hatten jetzt fast drei Wochen Zeit, um einen Ersatz für mich zu finden. Wenn die Favoritin keine Zeit hat, hätten die auch jemand anderes suchen können. Ich war parallel auf Jobsuche und eine Anzeige im Internet wie damals, als ich mich beworben habe, haben die definitiv nicht.

Würdet ihr trotz Kündigung weiterarbeiten wollen oder würdet ihr absagen? Ist es mein Problem, wenn der Chef trotz fristgerechter Kündigung den Ersatz für mich nicht auf die Reihe kriegt?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also ich würde auf keinen Fall weiterarbeiten, da der Chef sich ja darum zu kümmern hat, wie seine Mitarbeiter aufgestellt sind etc. Daher würde ich dir anraten, deinem Chef klipp und klar zu sagen, dass du nicht mehr hier arbeiten willst und kannst und dass du fristgerecht gekündigt hast und somit "von der Arbeit freigestellt bist"(logischerweise musst du noch bis zum Monatsende arbeiten). Das ist nur meine persönliche Meinung und beruht weder auf Paragraphen oder sonst irgendwas.

» bathze » Beiträge: 51 » Talkpoints: 15,49 »


Es hat ja durchaus Gründe gehabt, warum du gekündigt hast und aus diesen doch sehr nachvollziehbaren Gründen solltest du dort auch nicht weiterarbeiten, nur weil die das mit der Nachfolgerin nicht hinbekommen. Ich hätte mich in deinem Fall genauso entschieden. Ich meine es kann immer mal sein, dass man kündigt, weil man umzieht oder so und die Kollegen und die Arbeit mag, da kann man durchaus noch ein paar Tage arbeiten, aber sonst würde ich das auch nicht machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich würde in so einem Fall sicher nicht weiter arbeiten, wenn das Betriebsklima so schlecht ist und du dich dort einfach nicht wohlfühlen kannst. Wenn das anders wäre, könnte man sicher darüber nachdenken, aber so ist es doch nicht schön, wenn du noch weiter dort arbeitest, obwohl du eigentlich doch froh bist, von dort weg zu sein und die Kollegen nicht mehr sehen zu müssen.

Es ist sicher nicht dein Problem, wenn der Chef keine Nachfolgerin für dich findet oder wenn die Favoritin des Chefs oder seiner Frau erst mal noch keine Zeit hat, um dort zu arbeiten. Darum musst du dich nicht kümmern, für dich war es einfach nur wichtig, fristgerecht zu kündigen und wenn du eine Woche vorher gekündigt hast, dann hast du deinem Chef ja noch einen Gefallen getan.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich wäre schon aus versicherungstechnischen Gründen äußerst vorsichtig damit, trotz Kündigung noch an meinem Arbeitsplatz aufzutauchen. Es könnte ja sein, dass du durch einen dummen Zufall irgendeinen Schaden verursachst oder dass gar dir selber etwas passiert, und dann kann ich mir schon vorstellen, dass es eine Menge Scherereien und Papierkram gibt. Schließlich hältst du dich dann an einem Ort auf oder tust Dinge, die dir eigentlich gar nicht mehr zustehen und die dich nicht mehr betreffen, weil es keinen Arbeitsvertrag mehr gibt.

Außerdem finde ich, dass man seine Loyalität und Gutmütigkeit gerade am Arbeitsplatz nicht unbegrenzt ausnutzen lassen sollte. Du warst an dieser Arbeitsstelle offensichtlich unerwünscht, hast gekündigt und gut ist. Man hat als Arbeitnehmer durchaus auch Rechte, und der Chef wird schon nicht Pleite gehen oder verhungern, wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin aus welchen Gründen auch immer ausfällt. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass es für manche Chefs und Arbeitsplätze sogar von Vorteil sein kann, wenn sie merken, wie wichtig kompetente und engagierte Mitarbeiter sind, und dass man diese nicht an jeder Straßenecke findet.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn du möchtest, dass dir ein gutes Dienstzeugnis ausgestellt wird, dann würde ich in Erwägung ziehen, noch eine Zeit lang weiterzuarbeiten. So bist du deinem Chef nochmal entgegengekommen und er wird das dann hoffentlich auch bei deinem Dienstzeugnis tun. Ich würde aber mir in der Zeit kein Bein mehr ausreißen und nur Dienst nach Vorschrift machen. Nicht früher kommen und auch nicht länger bleiben.

Wenn du kein Dienstzeugnis brauchst, dann würde ich dort auch nicht länger arbeiten als notwendig. Solltest du schon für einen neuen Job eine fixe Zusage haben, dann würde ich meinem alten Chef den Gefallen nicht mehr machen.

» Birdy93 » Beiträge: 767 » Talkpoints: 10,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Es kommt auf die Umstände an. Mein letzter Job und ein weiterer im Betrieb wurden aus Haushaltsgründen vom Landkreis gestrichen, sodass mich mein Chef sehr gegen seinen Willen kündigen musste. Meine Aufgaben müssen er, Praktikanten und Bundesfreiwilligendienstleistende nun mitmachen, diese Entscheidung fand natürlich wenig Zuspruch bei ihm, auch der Vorstand konnte es nicht verhindern. Dies ist jedenfalls etwas, das ich als "Kündigung im Guten" bezeichnen würde, da es nicht an meinem Verhalten oder an meiner Person lag und das Verhältnis zu Vorgesetzten und Kollegen unbeschädigt war.

Ich hatte die Option, meinen Resturlaub aus dem Vorjahr zu nehmen und meine Tätigkeit sofort zu beenden. Ich habe mich dagegen entschieden. Es war mir lieber, alle noch offenen Aufgaben und Projekte sauber abzuschließen, am Ende meinen Arbeitsplatz sauber zu übergeben und Mitarbeiter und Vorgesetzte in meine Aufgaben einzuweisen. Dies entspricht einfach meiner Arbeitsauffassung und meinem Pflichtbewusstsein, ich bin sehr loyal und habe bzgl. meiner Aufgaben eine sehr soldatische Einstellung. Nach 3 Jahren in dem Betrieb konnte ich einfach nicht einfach alles stehen und liegen lassen und meine Haltung fand viel Zuspruch und ehrliche Anerkennung.

Es ist aber auch eine öffentliche Einrichtung, genauer gesagt eine Begegnungsstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Da war es von vornherein ein völlig anderes Arbeitsgefühl, da hier die Menschen im Vordergrund standen und nicht Produktivität, Umsatz oder Wirtschaftlichkeit; auch sind Sozialpädagogen als Vorgesetzte etwas völlig anderes, als geldgeile Betriebswirtschaftler. Hinzu kommt, dass ich weiterhin dort ehrenamtlich tätig geblieben bin und mit den Erkrankten wöchentlich Musik mache. Da ich Teil der Einrichtung bleiben wollte und mit der Kündigung nicht "weg" war, war Einsatz bis zuletzt selbstverständlich für mich, obwohl es mir frei stand und mir das Gegenteil niemand übel genommen hätte.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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