Würdet ihr euren Ausbildungsberuf wieder wählen?
Nicht selten erlernt man einen Beruf, wo man später feststellt, dass man diesen eigentlich gar nicht mag und lieber hätte nicht wählen sollen. Kennt ihr dieses Gefühl vielleicht auch von eurem Ausbildungsberuf her? Würdet ihr im Nachhinein betrachtet, euren erlernten Beruf wieder auswählen oder euch lieber für etwas anderes entscheiden?
Nein, ich glaube ich würde meinen Ausbildungsberuf nicht mehr wählen. Ehrlich gesagt war die Wahl meines Ausbildungsberufes auch mehr eine "Kurzschlusspanik", als ein überlegter Schritt. Ich hatte vorher Betriebswirtschaftslehre studiert und war aufgrund einer bzw. drei versemmelter Prüfungen exmatrikuliert worden.
Es war dann so, dass ich im März das Studium unfreiwillig beendet habe, aber vor hatte dann im September gleich eine Ausbildung anzufangen. Ich hatte also nur als Ziel irgendeine kaufmännische Ausbildung zu finden und zu machen. Warum eine kaufmännische Ausbildung? Weil ich die ganze Zeit von meinen Eltern eingeredet bekommen hab, dass man eigentlich als Frau nur im kaufmännischen Bereich mal was erreichen kann und ich das nötige erste Wissen aus der schulischen Ausbildung auch mitbrachte.
Gefunden hab ich letztendlich in der nächst größeren Großstadt (München) eine Ausbildung als Steuerfachangestellte. Grundsätzlich ja kein schlechter Beruf, man lernt ja gleich mehrere Themenbereiche der kaufmännischen Verwaltung (Buchhaltung/Lohn) kennen und hat mit dem Thema Steuern auch noch eine vielversprechende, ausbaufähige Zukunftsaussicht - sowohl im öffentlichen Dienst, bei Steuerberatern als auch in der freien Wirtschaft.
Dennoch war die Ausbildung für mich mehr Pflicht als Kür. Natürlich hab ich die Themen verstanden und hab ich auch ziemlich gut abgeschlossen, aber mir war das alles zu langweilig und trocken. Ich bin deshalb gleich nach der Ausbildung in die freie Wirtschaft gewechselt.
Hätte ich mich von Anfang an mehr mit meinen Wünschen und eigenen Vorstellungen beschäftigt und weniger auf meine Eltern gehört, dann hätte ich wahrscheinlich eher etwas Soziales studiert bzw. einen Beruf im Sozialwesen gelernt - z.B. Sozialpädagogik bzw. Erzieherin.
Ich finde das schwierig. Zum einen ist es ja so, dass man das was man hat eben kennt mit all seinen Vor- und auch Nachteilen. Und egal wie sehr man manchmal meckert, man weiß halt was man hat. Und dann ist es eben so, dass etwas Neues ja eben nicht unbedingt besser sein muss und man auch da vielleicht erst im Laufe der Zeit anfängt, die Nachteile zu sehen, die einen genauso verärgern.
So ist es bei mir grundsätzlich so, dass ich meinen Beruf schon wirklich gerne mache. Ich hab da auch genug Ausbildungszeit und Gehirnschmalz reingesteckt und hart dafür gearbeitet, da zu sein wo ich jetzt bin. Aber natürlich gibt es eben auch negative Seiten. Bei mir sind das vor allem die viel zu langen Arbeitszeiten und die viel zu häufige Wochenendarbeit.
Und solche Punkte wie eben jedes zweite Wochenende arbeiten oder oftmals 24 Stunden Dienste zu schieben und dann statt einem wirklich freien Tag danach eigentlich den Tag nur zum ausschlagen zu nutzen, stören mich dann doch massiv. Vor allem eben dann, wenn man dadurch wieder irgendetwas mit der Familie oder den Kindern nicht machen kann, weil man eben nicht automatisch den Sonntag frei hat um da vormittags mit dem Kind zum Fußball zu gehen.
Also das sind dann schon Punkte wo ich oft überlege, ob es das Wert ist und wo ich denke, dass ich dass so wahrscheinlich nicht noch einmal machen würde und mir dann doch lieber etwas suchen würde, was Arbeitszeiten von Montag bis Freitag mit sich bringt.
Ich habe keine Ausbildung gemacht, sondern gleich ein Studium. Allerdings war die Wahl des Studienfachs weitgehend auf Druck meiner Eltern zustande gekommen, denen ich zwar vielleicht damals formell widersprechen hätte können, aber ich fühlte mich irgendwie verpflichtet, den Wünschen nachzukommen.
Jedenfalls hätte ich mein Studienfach schon damals eher nicht freiwillig oder aus eigenem Antrieb gewählt, und bis heute kann ich meinem Beruf ehrlich gesagt nicht allzu viel abgewinnen. Warum ich immer noch in dem Beruf arbeite, ist eher der Gewohnheit geschuldet, und dass ich im Lauf der Jahre in einem Team gelandet bin, wo ich es irgendwie halbwegs aushalten kann.
Dennoch, hätte ich noch einmal die Wahl, würde ich mit dem Wissen von heute dieses Fach garantiert nicht mehr studieren und mich auch nachdrücklicher als damals dagegen wehren, wenn man versuchen würde, mich dazu zu überreden.
Ich habe keine Berufsausbildung, sondern ein Studium absolviert. Das Studium würde ich wieder wählen. Allerdings hat es mit dem Bereich, in dem ich dann hauptsächlich arbeitete, nichts zu tun. Das Studium oder die Ausbildung, die man heute dazu braucht, gab es damals noch nicht. In unserem Team gab des die unterschiedlichsten Leute, vom Hauptschüler bis zum Doktor der Physik. Ausschlaggebend, ob man genommen wurde, war im Wesentlichen eine Art IQ-Test. Ich hatte zusätzlich ganz gute Chancen, weil ich immer schon in den Semesterferien als Werkstudentin dort gearbeitet, beziehungsweise eher gelernt hatte.
Man wurde nach dem Studium oder sonst was erst mal einige Monate eingearbeitet. Heute würde man das Trainee oder so nennen. Ich habe nie gerne in diesem Bereich gearbeitet, aber ich wusste auch nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Die Arbeitsbedingungen und auch die Bezahlung waren sehr gut. Ich hätte lieber eine monotone, weniger verantwortungsvolle und weniger stressige Arbeit gehabt.
Nach meiner Kinderziehungszeit habe ich wieder in demselben Bereich, aber in einer anderen Firma gearbeitet. Nach sieben Jahren habe ich dann etwas völlig anderes probiert, aber das war auch nicht so das Wahre. Mein Traumjob wäre irgendeine stupide Fließbandarbeit gewesen, auch wenn mir das niemand glaubt und mich für naiv in dieser Beziehung hält.
Mein Studium hätte ich auf jeden Fall wieder so gewählt und ich beschäftige mich auch noch damit, aber beruflich brauchte ich es nie.
Nein, ich würde meinen Ausbildungsberuf nicht mehr wählen und schaue mittlerweile, dass ich so schnell wie möglich das Weite suche. Klar, man kennt die Vor- und Nachteile seines Berufes, aber wenn man wie ich den ganzen Tag Leerlauf hat, weil in der Hierarchie irgendwas schiefläuft oder weil man eine Frau ist, dann hat man irgendwann keinen Bock mehr.
Ich denke jedoch, dass in anderen Unternehmen mein Ausbildungsberuf deutlich besser läuft, aber das Engagement hat mir mein aktueller Arbeitgeber nach dreizehn Jahren nun doch zerstört. Ich würde ihn nicht mehr wählen, mit dem heutigen Wissen.
Mir wurde auch immer von meinen Eltern eingeredet, dass man als Frau nur in kaufmännischen Berufen oder in der Krankenpflege glücklich werden könnte und dass es nichts Besseres als das Handwerk gibt. Die Krankenpflege hat mich glücklich gemacht, aber mein Stiefvater hat mir damals die Ausbildung zerstört, indem er Gerüchte in die Welt gesetzt hat und mich kurz vor der Jahresabschlussprüfung zusammengeschlagen hat und ich psychisch einfach nicht mehr in der Lage war, diese adäquat zu absolvieren.
Mein aktueller Beruf, also auch der Beruf in dem ich ausgebildet wurde, ist mir zu Computer lastig geworden. Auch ist es mittlerweile so, dass man als Frau immer mehr technische Aufgaben entzogen bekommt und Männer diese bevorzugt erhalten, trotz aller Gegenwehr. Mir wurde sogar unterstellt, ich wäre überfordert und mir wurde noch mehr entzogen. Würde man mich direkt fragen, würde ich auch niemandem, der weiblich ist, zu diesem Beruf raten, es sei denn, man brennt absolut dafür. Aber selbst dann würde ich eher zu Alternativen raten, als direkt zu meinem Beruf.
blümchen hat geschrieben:Mein Traumjob wäre irgendeine stupide Fließbandarbeit gewesen, auch wenn mir das niemand glaubt und mich für naiv in dieser Beziehung hält.
Also ganz ehrlich. Ich kann dich da schon voll und ganz verstehen. Sicherlich klingt das erst einmal merkwürdig und vielleicht auch naiv. Und da ist auch nicht alles rosarot. Aber ich habe ja neben meinem Studium auch mal in einem großen Supermarkt gearbeitet und hab da im Lager Paletten gestapelt und Ware hin und her gefahren. Ich muss sagen, dass war manchmal körperlich etwas anstrengend, aber auch wenn es blöd klingt, das hätte jeder Affe machen können.
Das soll jetzt auch nicht abwertend klingen, aber wenn man den Vergleich dann irgendwann mal hat, dass man da eine Arbeit hatte, die quasi keinerlei Verantwortung mit sich gebracht hat, wo man stupide einfach seinen Stiefel runter arbeiten konnte und sich weder vor noch nach der Arbeit auch nur einen Krümel Gehirnschmalz zerbrechen musste, ob man alles richtig gemacht hat. Dann finde ich schon verglichen mit dem was ich jetzt mache, was da insgesamt einfach so wahnsinnig entspannend, weil ich einfach geistig nie irgendeinen Druck hatte.
Ich weiß natürlich nicht, ob ich so etwas auf Dauer machen könnte oder mir dann nicht auch einfach etwas fehlen würde. Aber die Arbeit an sich empfand ich schon sogar etwas als erholsam. Aber wahrscheinlich liegt das jetzt eben auch daran, dass mir meine eigentliche Arbeit durch viel Unsinn um das eigentliche Gebiet mehr und mehr kaputt gemacht wird.
Also, aktuell absolviere ich eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement, mittlerweile bin ich im dritten Lehrjahr und stehe Gott sei Dank kurz vor der Abschlussprüfung. Nein, vermutlich würde ich meinen Ausbildungsberuf nicht noch einmal wählen. Viel zu häufig habe ich gemerkt, dass mich Büroarbeit emotional nicht befriedigt. Ich habe erkannt, dass ein sozialer Beruf besser für mich geeignet ist, da ich dort meine Fähigkeiten deutlich besser entfalten kann. Daher strebe ich im Anschluss, sofern möglich, eine zweite Ausbildung im sozialen Bereich an.
Meine Einstellung zum Thema Beruf ist folgende: Die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit muss von Herzen kommen und darf nicht nur aus finanziellen Gründen bestehen. Was habe ich denn davon, wenn ich jahrelang einen Beruf ausübe, welcher mir keinerlei Freude bereitet, indem ich aber viel Geld verdiene? Die Folge davon ist lediglich das ständige Gefühl, unzufrieden zu sein. Ich glaube, dieses Gefühl sollte man so gut wie möglich in seinem Leben vermeiden.
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