Würdet ihr eurem Arzt persönliche Fragen stellen?

Kürzlich erzählte eine Freundin nebenbei, ihre neue Ärztin sei mit 37 Jahren ja noch ziemlich jung. Auf die Frage, woher sie das genaue Alter wisse, meinte sie, sie hätte sie einfach gefragt. Ich war darüber ziemlich überrascht, weil ich niemals auf die Idee käme, Menschen, die ich beruflich treffe bzw. die mein medizinischer Behandler sind, so eine persönliche Frage zu stellen. Sie hingegen fand das total normal.

Allerdings gab sie dann schon zu, dass die Ärztin etwas überrumpelt gewirkt hätte. Ich kann es verstehen. Für mich ist mit der Frage nach dem genauen Alter irgendwie eine Grenze überschritten, ich würde generell einen Arzt nichts Persönliches fragen, es sei denn, es passt zum Thema meines derzeitigen Anliegens oder entwickelt sich aus dem Gespräch.

Würdet ihr eurem Arzt so persönliche Fragen stellen? Oder überhaupt persönliche Fragen? Kommt es vielleicht auch auf das eigene Alter oder das des Arztes an, wie man sich gibt? Habt ihr so einen klassischen Hausarzt, mit dem sich private Gespräche einfach ergeben?

Es kommt darauf an. Wenn ich erst wenige Male bei einem Arzt war, dann werde ich ihm sicherlich keine plump vertraulichen Gespräche aufzwingen, das fände ich ehrlich gesagt auch sehr irritierend.

Nun muss man aber schon sagen, dass man mit der Zeit ein engeres Verhältnis bekommt, zumindest mit dem Hausarzt und Fachärzten, die man häufiger sieht. Mein Hausarzt hat ungefähr unser Alter, sein Sohn ist eine Klasse über meinem Sohn in der hiesigen Grundschule. Da ergibt sich zwangsläufig ein Thema und man wird dann auch vertrauter miteinander. Ich glaube mich erinnern zu können, dass er mir irgendwann erzählte wie alt er ist und natürlich habe ich dann auch die ein- oder andere Frage gestellt. Das hatte dann aber keinen Beigeschmack. Wir haben auch seine Handynummer, wenn wir mal einen Notfall zu vermelden haben, ist das ungemein praktisch.

Bei meinem Facharzt, den ich häufiger sehe war es so, dass sich mehr und mehr Vertrauen entwickelt hat. Er war am Anfang sehr distanziert, das hat sich aber im Laufe der Zeit mehr und mehr gegeben und irgendwann habe ich ihn dann auf die im Behandlungszimmer befindlichen Bilder angesprochen. So ergab sich dann ein Gespräch über unsere Kinder und inzwischen ist es ein liebgewonnenes Ritual, dass wir nach erfolgter Behandlung immer noch ein wenig plaudern. Ich finde das schafft einfach eine schönere Atmosphäre für mich als Patient.

Trotzdem denke ich, man sollte sich eine Bindung entwickeln lassen, nicht erzwingen und nicht aufdringlich erscheinen und private Details erpressen. Das finde ich unsympathisch. Da ist es mir persönlich auch unwichtig, ob es sich in meinem Gegenüber um meinen Arzt, Briefträger oder Nachbar handelt- ich finde solche Dinge müssen sich erbeben.

Es kommt auf den Arzt an und auch auf die Frage, wie ich finde. Einfach so würde ich das nicht machen. Meine Gynäkologin habe ich neulich auch nach ihrem Sohn gefragt, allerdings nur, weil dieser zufällig in ihrer Praxis ein mehrwöchiges Praktikum gemacht hat und ich eben zufällig mitbekommen hatte, dass die beiden immer zusammen zur Arbeit gekommen sind und das schon sehr auffällig war.

Auch weil die Praxis immer noch ihren Namen trägt und es keine Gemeinschaftspraxis ist, wurde ich eben neugierig und fragte sie dann beim letzten Termin, ob das ihr Sohn sei und ob er ihre Praxis in Zukunft übernehmen möchte. Das hätte ich aber so oder so gefragt, selbst wenn das nicht ihr Sohn gewesen wäre, sondern ein anderer Praktikant. Die Frage war also eher zufällig persönlich und privat.

Ansonsten würde ich unter Umständen fragen, was den jeweiligen Arzt genau motiviert hat, Medizin zu studieren und wie ihm vielleicht das Studium gefallen hat. Das kommt aber eher auf die Ausstrahlung an. Wenn jemand eher vermittelt, dass er keine Zeit für Patienten hat und eher seine Ruhe möchte, dann drängt sich diese Frage allein schon in Gedanken auf.

Eigentlich nicht, außer es ergibt sich. Bei meinem Frauenarzt habe ich zum Beispiel gefragt, ob er Jungen oder Mädchen zu Hause hat, weil er von seinen beiden Kindern gesprochen hat und das sie noch ein Kind möchten. Er hat das Thema von sich aus angefangen, weil es um das Geschlecht meines Babys ging, was damals ja noch festgestellt wurde. So kam man eben ins Gespräch und ich fragte dass dann. Sonst würde ich aber keine persönlichen Fragen stellen.

Bei Ärzten ist es für mich wie bei allen anderen Menschen, die Dienstleistungen erbringen auch: mich interessiert ihr Privatleben nicht und ich würde höchstens persönliche Fragen stellen, wenn ich so mehr Vertrauen in ihre Kompetenzen und Fähigkeiten entwickeln würde. So würde ich auch nur Fragen stellen, die etwas damit zu tun haben und nicht komplett andere Themen durchleuchten.

So finde ich es zum Beispiel legitim, wenn ich einen Tischler nach einigen Arbeiten frage, damit ich mir ein Bild von seiner Präzision machen kann. Ich finde es auch legitim, einen Friseur zu fragen, ob er schon als Kind Haare schneiden wollte oder ob das nur eine "Notlösung" war, diesen Beruf zu ergreifen. Alle anderen Fragen haben in meinen Augen bei solchen Fachgesprächen keinen Platz. Ich will schließlich nur eine Dienstleistung haben und mich nicht mit dieser Person anfreunden und mich zum Kaffeekränzchen verabreden.

Aber sicher stelle ich Ärzten private Fragen, das gilt insbesondere dann, wenn ich von einem Therapievorschlag nicht gänzlich überzeugt bin. Dann möchte ich nämlich immer wissen, ob er diese Behandlung für sich selbst oder seine Angehörigen als Goldstandard ansehen würde, oder ob er doch anders handeln würde.