Würdet ihr eure Haustiere taufen lassen?

vom 16.05.2016, 16:41 Uhr

Ich habe schon häufiger mitbekommen, dass manche Tierbesitzer ihre Haustiere zu sehr vermenschlichen. Dann werden nicht nur eigene, menschliche Bedürfnisse in die Tiere projiziert, sondern das Tier wird auch behandelt als wäre es das eigene Fleisch und Blut, der eigene Nachwuchs. Ich habe in diesem Kontext schon gehört, wie Menschen zu ihrem Hund gesagt haben: "Komm zu Mama/Papa", aber oft werden die Tiere auch verwöhnt und sie dürfen mit im "Elternbett" schlafen, wobei da die Zweisamkeit mit dem Partner auf der Strecke bleibt.

Ich habe bei derartiger Vermenschlichung von Haustieren wenig Verständnis, befürworte aber, wenn man sich sehr gut um seine Haustiere kümmert und es ihnen an nichts fehlen lässt. Neulich habe ich aber die Aussage eines Mannes mitbekommen, der auf der Straße einige Bekannte oder Freunde getroffen hatte und diese dann gleich zur Taufe seines Hundes eingeladen hat. Ich habe erst gedacht, dass er eine Namensgebung damit meint.

Ich habe als Kind auch häufiger Ausdrücke benutzt wie: "Mein Tier wurde auf den Namen XY getauft", aber damit meinte ich die Namensgebung an sich und keine wirkliche, rituelle Taufe wie man sie aus der Kirche kennt. Der Mann meinte aber eindeutig die religiöse, kirchliche Taufe, die er an seinem Hund zelebrieren wollte, so als wäre der Hund sein Sohn und würde aus Tradition getauft werden. Würdet ihr eure Haustiere im kirchlichen Sinne taufen lassen? Was haltet ihr von einer derartigen Einstellung?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich hatte mal eine Klassenkameradin, deren Eltern aus Polen kamen und sehr religiös waren. Da war es ganz normal, dass ein Priester - oder wie der Typ auch immer genau heißt - in eine neue Wohnung kommt und diese weiht. Im Fernsehen habe ich auch schon Berichte über Veranstaltungen gesehen, bei denen Tiere geweiht wurden und die Menschen standen dafür Schlange. Ich glaube, sogar vom Papst, wenn ich mich recht erinnere.

Je nachdem, wie religiös man ist, soll also wohl alles in der Umgebung wenigstens geweiht sein. Eine Taufe geht natürlich noch ein Stück weiter, aber die Richtung ist die gleiche. Wenn man an einen Gott glaubt, der Tiere nicht als seelenlose Wesen ansieht, finde ich das nur konsequent.

In unseren Breitengraden ist es aber sicherlich ungewöhnlich und kann natürlich auch reine Vermenschlichung des Tieres sein. Aber pauschal würde ich das so nicht behaupten. Ich bin auch eher die "Mama" von meinem Hund, weil ich das Wort "Frauchen" total schlimm finde. Dennoch vermenschliche ich sie nicht. Ich spreche ihr einfach nur Gefühle zu, also etwas zwischen reiner Nutztierhaltung ohne jegliche Empathie und totaler Vermenschlichung mit eigenem Bettchen und Tellerchen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich wurde atheistisch erzogen und wurde selbst nie getauft, daher würde ich nicht einmal meine eigenen Kinder taufen lassen. Natürlich kommt das dann auch für meine Haustiere nicht in Frage.

Ich kann aber verstehen, dass man Haustiere ebenso wert schätzt wie Familienmitglieder, schließlich verbringen sie meist ihr ganzes Leben mit dir und sind immer treu an deiner Seite. Ich würde daher niemanden verurteilen, der sein Haustier in seine religiösen Aktivitäten mit einbeziehen möchte, weil ihm das wichtig ist.

» TheGreenGoblin » Beiträge: 133 » Talkpoints: 39,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde nicht gleich von Vermenschlichung reden, wenn das Tier mit im Bett schläft, man sich selbst "Mama / Papa" nennt oder das Tier taufen lässt. Ich finde, die Vermenschlichung fängt erst da so richtig an, wo tierische Bedürfnisse nicht mehr beachtet werden. Aber gut, darum geht es ja nicht wirklich.

Ich würde mein Tier nicht taufen lassen. Aus dem ganz einfachen Grund, dass ich mit religiösen Ritualen nichts am Hut habe und keinen Sinn in einer Taufe sehe. Deswegen urteile ich aber nicht über Leute, die ihr Tier taufen lassen oder finde es per se vermenschlichend.

Wenn man den Glauben an einen alles und jeden liebenden Gott hat, dem man -oder eben das Tier- durch die Taufe näher steht, ist es doch nur die logische Konsequenz, dass man durch die Taufe auch das Band zwischen Tier und Gott stärken will.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke, dass es eben auf die Religion und vielleicht auch Einstellung eines Menschen ankommt. Wenn es bei manchen so brauch ist, dass ein Tier eben auch getauft oder geweiht wird, dann sollte man das auch machen. Ich finde, dass dann nichts dagegen spricht.

Für mich selbst käme es eher nicht in Frage. Wir haben als Kinder schon mal gespielt, dass wir unsere Haustiere taufen. Immer dann wenn wir eben ein neues Tier bekommen haben. Dafür haben wir dann mit einem nassen Finger über die Stirn des Tieres gestrichen und ihm einen Namen gegeben. Aber da waren wir eben noch Kinder.

Heute käme ich nicht auf die Idee ein Haustier taufen zu lassen. Das fände ich persönlich einfach übertrieben. Ich kenne es aber so, dass in Bayern einen Tag gibt, an dem alle mit ihren Haustieren zu einer Messe unter freiem Himmel kommen können und die Tiere dann einen Segen bekommen. Dies steht wohl vor allem für Pferde und die Tiere die unter dem Patron Franz von Assis stehen. Das soll dann eben auch eine Art Schutz sein.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:Ich kenne es aber so, dass in Bayern einen Tag gibt, an dem alle mit ihren Haustieren zu einer Messe unter freiem Himmel kommen können und die Tiere dann einen Segen bekommen. Dies steht wohl vor allem für Pferde und die Tiere die unter dem Patron Franz von Assis stehen. Das soll dann eben auch eine Art Schutz sein.

Dass man zumindest sicher überliefert seit dem Mittelalter Tiere segnen lässt, das ist doch ziemlich logisch. Zu dem Zeitpunkt, als sicher Leonhardifahrten in Süddeutschland stattfinden, war ein Bauernhaus aus Holz so viel Wert wie ein Pferd oder drei Kühe. Von der Gesundheit der Tiere hing das Überleben ganzer Familien und Dörfer ab. Solche Tiere waren nahezu unersetzlich und einen Tierarzt gab es nicht. Natürlich setzte man auf Gottes Schutz und Segen, das war besser als nichts. Und Traditionen leben eben weiter.

Aber das ist etwas ganz anderes als eine Taufe. Ich bin nicht getauft, meine Kinder sind es nicht, also lasse ich bestimmt nicht meine Tiere taufen. Wobei das bei den klassischen christlichen Kirchen auch schwierig wird. Warum sollte man ein Tier taufen? Tiere sind Geschöpfe Gottes, sie haben mit dem Sündenfall nichts zu tun, sie brauchen die Erlösung nicht. Da sind sich die meisten Religionen einig.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Mir erschließt sich der Sinn daran nicht, sein Haustier taufen zu lassen. Wenn man sein Kind taufen lässt, verspricht man dadurch, es auch nach dem jeweiligen Glauben zu erziehen. Aber ein Haustier kann man doch schlecht zum Glauben erziehen. Ein Tier ist sich wahrscheinlich nicht einmal bewusst, dass so etwas wie Religion oder eine höhere Macht existiert.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Tiere segnen zu lassen finde ich ok, wenn jemand dies möchte und dies für sinnvoll hält. Wobei es da wohl eher um das menschliche Bedürfnis geht, als dass der Hund sich danach besser fühlt. Solange das Tier nicht leidet oder deswegen extremen Stress ausgesetzt wird, können Menschen gern machen was sie möchten.

Aber ein Tier taufen zu lassen? Ich durfte mich mit 12 Jahren entscheiden, ob ich mich für eine Konfirmation entscheide und dafür getauft werde. Meine Eltern haben diese Entscheidung nicht für mich treffen wollen, zudem meine Eltern nicht religiös erzogen wurden sind. Aber ob ich meinen Hund taufen lassen würde? Ich bezweifele, dass es einen Nutzen für meinen Hund oder gar eines meiner Haustiere hätte. Unser Hund hätte wohl auch keine angemessene Kleidung für die Kirche oder würde wahrscheinlich das Wasser trinken, mit dem er getauft werden soll. :lol:

Also spreche ich mich einfach mal dagegen aus. Ich finde es nicht gut, wenn Haustiere getauft werden würden. Sie segnen zu lassen finde ich hingegen ok, wenn sich jemand dafür entscheidet. Aber ich würde, glaube ich, auch keinen verurteilen, der sich für eine Taufe seines Haustieres entscheidet. Ich habe zwar eine evangelische Konfession und zahle meine Kirchensteuer, bin aber nur sehr selten in der Kirche anzutreffen und auch nicht gläubig. Müsste man dann auch eine Kirchensteuer für den Hund zahlen? :think:

» Ela123 » Beiträge: 871 » Talkpoints: 5,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Als Haustierhalter kann ich verstehen, dass man eine Bindung zu seinem Tier aufbaut. Irgendwo ist damit aber auch Schluss, weil es immer noch ein Haustier und kein Kind hat. Vielleicht fällt mir die Unterscheidung ja auch einfach nur einfacher, weil ich auch ein Kind habe. Aber ich kann generell eine übermäßige Vermenschlichung nicht wirklich nachvollziehen. Verstehen wie es dazu kommt vielleicht, aber das ist für mich dann ein Verrennen in eine fixe Idee.

Ich bin religiös erzogen worden und habe meine persönliche Einstellung zum Glauben. Die ist vielleicht nicht so streng, wie noch zu den Zeiten meiner Großeltern, aber sie ist da. Dass man Tiere segnen lässt ist die eine und meiner Meinung nach auch durchaus verständliche Sache. Genau, wie man ein Haus segnen lassen kann. Wir haben zum Beispiel eine Plakette des Heiligen Florian zu Hause, die das Haus schützen soll. Dort steht unter anderem drauf: "Heiliger Florian segne dieses Haus." Aberglauben oder Glauben hin oder her, darüber will ich hier nicht diskutieren. Es gibt auch Plaketten für Autofahrer, die den Heiligen Christopherus (meine ich) zeigen. Es kann sein, dass das der Schutzpatron der Reisenden ist. Das erklärt das Segnen.

Zwischen Segnen und Taufen ist aber meiner Meinung nach ein Unterschied. Kinder werden getauft, damit sie in christlichem Glauben erzogen werden. Ein Hund oder ein anderes Haustier hat keine Vorstellung des Begriffs Glauben und kann auch entsprechend nicht so erzogen werden. Oder habt ihr mal jemanden gesehen, der seine Katze mit in eine Messe nimmt? Ja, in die Messe gehen heißt nicht glauben und umgekehrt, aber es reicht als Beispiel.

Ich kann also nicht nachvollziehen, wie und wieso man Haustiere taufen lässt. Aber jedem das Seine. Ich würde es definitiv nicht machen mit meinem Hund.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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