Würdet ihr Briefkontakt zu Todestraktinsassen pflegen?
Eine Kollegin von mir beschäftigt sich unter anderem mit Brieffreundschaften und pflegt auch einen Briefkontakt in die USA zu einem Häftling im Todestrakt. Sie hat die Adresse vor längerer Zeit über die Seite Intiative gegen die Todesstrafe bekommen und schreibt seitdem mehr oder weniger regelmäßig mit einem männlichen Insassen. Ihr bereitet das sehr viel Freude und sie bezeichnet den Kontakt inzwischen schon als richtige Freundschaft. Für sie ist diese Person ein Mensch wie jeder andere auch.
Ich finde die Vorstellung sehr komisch/befremdlich und wüsste gar nicht so wirklich, was ich dieser Person schreiben soll. Könntet ihr euch einen Briefkontakt zu einer Person im Todestrakt (ob schuldig oder nicht) vorstellen?
Nie im Leben würde ich mir Kontakt mit einem Schwerverbrecher wünschen. Von Berufs wegen muss ich das zum Glück auch nicht. Wenn Menschen, oft sind das wohl Frauen, meinten sie müssten Briefverkehr mit einem zum Tode verurteilten Menschen halten, dann soll das auch so sein. Ich bin da völlig frei von Vorurteilen.
Aber warum nicht auch Kontakt zu den Opfern oder Hinterbliebenen aufnehmen und denen die Anteilnahme ausdrücken? Ist ein Verbrecher interessanter als seine Opfer? Befremden macht sich diesbezüglich nicht bei mir breit, es ist mir schlicht einfach egal. Für die Todesstrafe bin ich auch nicht, aber mit einem verurteilten Schwerverbrecher möchte ich auf freiwilliger Basis eben keinen Austausch pflegen wollen.
Garantiert nicht. Ich bin nicht der Typ für Brieffreundschaften. Einer der Nachteile der Todesstrafe ist zwar bekanntlich, dass es auch immer wieder Unschuldige erwischt, und ich halte sie auch für einen barbarischen Akt mittelalterlichen Rachedenkens, der in modernen Kulturen nichts verloren hat. Aber sie abzuschaffen liegt leider eher in den Händen der US-amerikanischen Wahlberechtigten, und was die anrichten, haben wir ja gesehen.
Ich habe auch schon von Frauen gehört, die mit Gefängnisinsassen, auch hierzulande, Briefkontakte pflegen, die bis hin zu vermeintlichen "Beziehungen" führen. Und irgendwo kann ich es auch verstehen. Wenn frau zu verkorkst ist, um mit einem "real existierenden" Mann klar zu kommen, sucht sie sich eben einen, den sie sowieso kaum zu Gesicht bekommt und der verständlicherweise froh über die Abwechslung und die sonstigen Vorteile ist, die sie ihm bieten kann.
So kann man sein Helfersyndrom befriedigen und sich wichtig und gebraucht vorkommen, ohne wirklich etwas Sinnvolles tun zu müssen. Ich finde sogar eher, dass auf diese Art die sozialen Defizite von Gefängnisinsassen ausgenutzt werden, die als Ersatzbefriedigung von ebenfalls defizitären Leuten in Freiheit herhalten müssen.
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