Würdet ihr bei eurem Hund ein Halti verwenden?

vom 09.03.2021, 19:15 Uhr

Wir sind absolut stolz auf unseren Hund und auf die ganzen Tricks, die wir ihm bislang beigebracht haben. Er fährt Auto, kann auf Kommando bellen, verträgt sich gut mit anderen Hunden, apportiert Gegenstände und kann einige weitere Sachen. Er ist auch freundlich mit Kindern und Erwachsenen und hört, wenn er gerufen wird. Leider jagt er aber auch gern Dingen hinterher oder ist schnell abgelenkt und zieht dann schon mal an der Leine. Er ist dann noch gut zu halten, aber über einen längeren Zeitraum wäre dieses Verhalten anstrengend.

Ich habe nun gelesen, dass man ein Halti für solche Situationen gut verwenden kann. Diese Haitis gibt es wie ein Halfter bei einem Pferd für den Kopf des Hundes oder wie ein Geschirr für den Körper. Beide verursachen keine Schmerzen und sollen mit regelmäßigem Training sehr effektiv sein. Zudem soll man den Hund ohne einen Kraftaufwand kinderleicht halten können. Hat jemand von euch Erfahrungen mit einem solchen Halti gesammelt und kann mir von seinen Erfolgen berichten?

» Ela123 » Beiträge: 871 » Talkpoints: 5,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Du kannst einen Hund mit einem Halti kinderleicht halten, aber wenn du Pech haxt, geht das nur einmal und dann ist das Genick durch. Denn ein Hund hat eine ganz andere Muskulatur als ein Pferd, die Verhältnisse der Muskelkraft von Mensch und Tier sind ganz anders, das gilt auch für die Zugrichtung.

Korrekt führst du einen Hund mit Halti an zwei Leinen. Eine kommt an das Halsband und eine leichte kommt ans Kopfhalfter. Zieht der Hund, darf nur die Leine am Halsband stramm werden. Die Leine am Kopf ziehst du dann sanft an, um den Blick des Bundes zu dir zu leiten. Sobald der Druck am Halsband nachlässt, gibst du den Kopf wieder frei.

Eigentlich ist das nur eine Krücke für den Zweibeiner. Das System zwingt dich, den Hund konsequent zu führen und jeden Zug an der Leine konsequent zu korrigieren. Das geht genauso gut ohne Halti, wenn du konsequent bist. Der Hund zieht ja nur, weil er damit durchkommt. Der Schlüssel zum Erfolg ist, dass der Hund mit seinem Verhalten keinen Erfolg hat. Das erreicht man auch ohne Halti.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Du schreibst, dass er abrufbar ist, dass er aber auch auf Jagd geht, das widerspricht sich doch etwas oder jagt er mit dir an der Leine? Ich würde auf keinen Fall ein Halti nehmen, sondern ein Geschirr und ein Halsband. Da kann man dem Hund beibringen, dass er bei einem der beiden nah bei dir sein muss und dennoch nicht ziehen darf und beim anderen einfach ein bisschen mehr Leine bekommt, aber er dennoch nicht ziehen darf. Du musst deinem Hund dringend beibringen, dass er auf dich achten muss, beim Spazieren gehen und das er auf keinen Fall entscheidet, wo es hingeht.

Hier muss man konsequent handeln. Momentan geht dein Hund mit dir spazieren und du nicht mit ihm, das geht nicht und unterstützt ihn auch zu sehr in seinem Jagdtrieb, finde ich. Ich würde das so machen, dass wenn er zieht, würde ich ein klares Signal setzen, etwas nach hinten ziehen und dann vor dem Hund gehend die Richtung wechseln, immer wieder, bis er wirklich auf einen achtet und dann loben, Leckerli oder was auch immer, er muss mitmachen und auf dich achten.

Außerdem braucht der Hund, je nach Rasse auch bestimmte Auslastung und Kopftraining. Einfaches Rausgehen bringt nicht für jeden Hund etwas. Es mag so ganz ruhige Hunde geben, aber die meisten wollen auch wirklich ausgelastet werden, da müsste man dann auch mal schauen, was man macht. Mit den Tricks übt man ja auch nicht wirklich etwas Spannendes, sondern versucht etwas die Bindung zu stärken. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg beim Üben mit dem Hund. Im Übrigen gibt es da auch tolle YouTube Videos dazu.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Genau für solche Situationen ist ein Halti absolut ungeeignet! Das Halti mag schmerzfrei sein aber nur solange da kein plötzlicher Ruck drauf kommt! Sobald das Halti von unwissenden Haltern für genau oben genanntes "Problem" angewendet wird, erleidet der Hund neben Schmerzen meistens auch bleibende Schäden vor allem im Bereich der Halswirbelsäule erleiden.

Man kann es sich ganz einfach vorstellen: Der Hund startet gerade durch, hat mit den ersten Schritten schon eine immense Geschwindigkeit erreicht - und dann kommt ein Ruck und der Kopf wird mit dieser ganzen Kraft, mit der der Hund eigentlich nach vorne laufen wollte, zur Seite gerissen! Es wäre sogar möglich, dass das Genick danach gebrochen ist. Dein toter Hund wird danach wirklich nicht mehr an der Leine ziehen! Oder er ist irreparabel geschädigt und kann es einfach nicht mehr!

Insofern kann ich nur jedem raten, das Halti unter keinen Umständen einzusetzen! Wenn überhaupt, gehört es in die Hände von Fachleuten, die damit auch umgehen können! Die Leute, die dir davon erzählt haben, dass es beim Leinenziehen angewendet werden könne, haben schon mal überhaupt keine Ahnung! Näheres zum Halti kann man hier nachlesen.

Das einzige, was bei Deinem Problem helfen kann, ist Erziehung! Ich weiß, wovon ich rede: Bei meiner Hündin hätte ich beim Erlernen der Leinenführigkeit auch beinahe das Handtuch geschmissen. Immer wieder rannte sie mit voller Wucht in die Leine. Aber es lohnt sich, einfach dran zu bleiben. Und eventuell auch mal etwas Hilfe dazu holen oder sich einfach selbst im Internet informieren.

Meiner Meinung nach solltest Du am besten auch mal bei der Ursache und nicht beim Symptom ansetzen: Wenn dein Hund schnell abgelenkt ist, dann bist du vielleicht zu langweilig für deinen Hund oder lastest ihn einfach nicht aus. Ich höre bei vielen etwa, dass es maximal einen Spaziergang gibt, ansonsten könne der Hund ja in den Garten. Hat man keine Lust oder Zeit, fällt der Spaziergang auch aus. Wenn es dann endlich mal raus geht, ist ein Hund natürlich aufgedreht, unkonzentriert und lässt sich von allem ablenken.

Generell kann ich Dir aber auch nur wieder etwas sagen, was ich auch hier im Haus immer wieder sage, wenn sich alle über meinen gut erzogenen und gehorchenden Hund freuen und wissen wollen, wie sie ihren Hund dazu kriegen, dass er das auch kann: Es ist viel, sehr viel Arbeit! Und es kann auch anstrengend sein! Wenn man dazu keine Lust oder Zeit hat, sollte man sich keinen Hund anschaffen. Es gibt genug angebliche Problemhunde, wo den ehemaligen Besitzern die Erziehung zu anstrengend war.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Unser Hund rennt schon mal los wenn er andere Tiere sieht, lässt sich dann aber mit der Pfeife gut abrufen. Weiter als 100 Meter war er noch nie weg und er legt sich auch auf Kommando ab. In der freien Natur hat unser Hund trotzdem immer eine Schleppleine dran, auch wenn er gut abrufbar ist. Es kann immer mal sein, dass doch etwas passiert. Das tägliche Frisbee spielen lastet ihn aus, denen jagt er auch mit Vorliebe hinterher und wir machen täglich neben kurzen Trainingseinheiten auch etwas Kopfarbeit.

Vor der Arbeit sind wir circa 45 Minuten unterwegs, meine Mutter geht tagsüber mit ihm und wir beschäftigen uns dann am Abend wieder mit ihm. Somit ist er auf jeden Fall ausreichend unterwegs. Wir haben verschiedene Suchspiele, verstecken Kuscheltiere oder Bälle und lassen ihn diese suchen. Also auslasten tun wir unseren Hund. Wohl gemerkt auch nicht nur unter der Woche, da wir am Wochenende immer im Harz unterwegs sind. Wir hatten auch ein paar gute Trainer bei uns und ja, er ist mal abgelenkt, aber wie gesagt nicht extrem und auch das Zerren ist nur kurzzeitig und gut zu halten.

Es gibt halt Momente bei denen er mal an der Leine zieht, was aber auch nicht mehr schlimm ist. Als er ein Jahr alt war, hätte ich heulen können. Wir hatten halt einen langen Trainingsweg und bleiben auch dran. Interessant wäre es aber gewesen, wenn man mit einem solchen Halti eher Erfolge hätte erzielen können. Wir waren in der Hundeschule und sein Verhalten änderte sich. Eure Meinungen zum Halti finde ich auch sehr interessant.

Unser Hund hatte bis vor kurzem abdominal liegende Hoden und war immer sehr gestresst und unaufmerksam, da der Testosteronspiegel sehr hoch war. Die Hoden wurden operativ entfernt, weil es medizinisch notwendig war. Seitdem ist er ruhiger und achtet mehr auf uns. Das Training war hart, nimmt immer noch viel Zeit in Anspruch, aber wir haben es gemeinsam gut geschafft.

Wenn wir aber Besuch von einer Freundin haben, frage ich mich manchmal, wie man einen solchen Zustand aushalten kann. Ihr Hund zieht schon häufig an der Leine und will allem hinterher, was mich definitiv an die ersten zwei Jahre mit unserem Hund erinnert. Meine Frage galt eher dem Effekt und wäre für sie eventuell eine gute Hilfe gewesen. Wir sind ganz zufrieden, mit dem was wir erreicht haben. Aber wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, die gute Erfolge erzielt, dann hätte ich nicht nein gesagt.

» Ela123 » Beiträge: 871 » Talkpoints: 5,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wie gesagt: Auf keinen Fall ein Halti nehmen! Wenn meine Hündin, die mit ihren 7,5 Jahren immer noch läuft und springt wie mit einem Jahr, als wir sie bekommen haben, gerade auf keinen Fall loslaufen darf, aber ich merke, dass sie es gerne möchte, dann sehe ich zu, dass ich ihre Aufmerksamkeit bekomme. Ich muss spannender sein als irgendeine Ablenkung! Ich finde es auch ganz legitim, in solchen Momenten dann mal ein Leckerchen einzusetzen, obwohl ich da eigentlich nicht so ein Freund von bin.

Grundsätzlich ist es wichtig, immer vorauszuschauen, was der Hund gleich machen könnte, worauf er reagieren könnte, und zu dem Zeitpunkt schon gegenzusteuern. Wenn ich etwa sehe (meine Hündin läuft normalerweise frei), dass in der Ferne ein Hund auftaucht, dann muss ich schon reagieren! Wenn ich erst etwas mache, wenn mein Hund bereits die ersten Schritte getätigt hat, bin ich viel zu spät! Leider bekommen aber viele dieses Timing, das so unheimlich wichtig ist, nicht hin. Im Endeffekt muss man dafür seinen Hund kennen und wissen, worauf er wohl reagiert.

Als wir Trixie bekommen haben, war sie schon ein Jahr alt, kannte aber nichts, da die Vorbesitzerin mit ihr nie raus gegangen ist aufgrund einer psychischen Erkrankung. Trixie kannte nur ihre Wohnung und davon wohl auch nicht viel. Sie hatte zumindest vor vielem Angst und sei es nur eine Zimmer- oder Schranktür, die sich bewegt. Dementsprechend war draußen natürlich alles neu für sie. Da war ganz viel Gucken, Erleben und Schnüffeln angesagt! Da war es nur ganz natürlich, dass sie auch viel gezogen hat. Die Arme hatte ja anfangs eine totale Reizüberflutung im Kopf!

Das wäre nach meinem Verständnis dann kein guter Zeitpunkt gewesen, um an dem Problem "Ziehen" selber zu arbeiten. Aber wir haben schon mal mit der Eliminierung der Ursache begonnen: Sie hat viel kennenlernen dürfen. Wir haben uns viel Zeit genommen, damit sie viel draußen erleben durfte. Das war meiner Meinung nach sehr wichtig, um sie selbstsicherer zu machen und damit sie ruhiger wurde, weil eben nicht mehr alles spannend war und ablenkte.

Vögel waren anfangs etwa eine große Ablenkung, wo man hinterher musste, damit die weg fliegen. Aber sobald sie raus hatte, dass die fliegen und sie sie nie bekommt, wurden die uninteressant. Damit hatten wir schon mal eine Ursache weniger, wo an der Leine gezogen wurde. Wann immer es möglich war, sollte sie selber erleben. Und wir lenkten sie nur etwas mit der Stimme. Das konnte eine Ermunterung sein, bei etwas näher zu gucken. Das konnte auch ein Hinweis sein, dass sie vorsichtig sein sollte, etwa als sie einen Frosch gefunden hatte und den beschnüffeln wollte.

Wir haben Trixie dadurch auch gut kennengelernt, haben gesehen, worauf und wie sie reagiert. Und mit diesem Wissen können wir dann eben auch früh erkennen, was sie wohl als nächstes vorhat und gegensteuern. Es ist also nicht nur Erziehung des Hundes, sondern auch Konzentration bei uns, damit wir auch alles wahrnehmen, was Trixie sieht. Und außerdem auf die Körpersprache vom Hund achten, denn da sieht man auch gut, ob er gerade abgelenkt wird, etwas gesehen hat.

Wenn ich einige unserer Nachbarn sehe beim Spaziergang, dann ist es kein Wunder, dass da nichts funktioniert. Während der Mann etwa nach vorne geht, nimmt er überhaupt nicht wahr, dass sein Hund stehen geblieben ist und mich von hinten kommend gesehen hat. Er geht also weiter und bekommt nicht mit, dass sein Hund derweil ansetzt, auf mich zuzulaufen, denn dieser Vierbeiner kann mich einfach nicht leiden. Dass es dann einen Ruck gibt, ist normal.

Und eine andere Nachbarin guckt auch nicht nach links und rechts oder gar ihren Hund, sondern ist nur mit sich, ihren Gedanken und vielleicht dem Handy beschäftigt. Dass ihr dann entgeht, was ihr einjähriger Rüde alles sieht, liegt auf der Hand. Ihre kaputte Schulter aufgrund des immer wieder ruckartigen Ziehens an der Leine hat sie sich also selbst zuzuschreiben. Den Rüden hatte ich selbst schon manchmal mit, weil die Besitzerin krankheitsbedingt mal nicht konnte. Wenn man auf ihn achtet, dann klappt das trotz des jungen Alters eigentlich ziemlich gut mit ihm. :wink: Insofern muss an beiden Seiten der Leine gearbeitet werden, damit es klappt.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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