Würdet ihr aus der Kirche austreten, wenn es kostenlos wäre?
In meinem Bundesland ist es so, dass beim Austritt aus der Kirche eine Gebühr von 30,00 Euro vom Amtsgericht erhoben wird. Hält euch diese Gebühr vom Austreten ab oder spielt sie für euch gar keine Rolle? Habt ihr ganz andere Gründe für den Austritt? Findet ihr es angemessen, dass für den Kirchenaustritt eine Gebühr erhoben wird?
Ich finde es überhaupt nicht in Ordnung das man eine Gebühr für etwas verlangt, was eigentlich ein Menschenrecht ist. Religionsfreiheit bedeutet ja nicht das man zwangsläufig an etwas glauben muss, Religionsfreiheit bedeutet für mich auch, die Freiheit zu haben an nichts zu glauben und mich auch zu nichts zu bekennen, wie kann mich das aber Geld kosten? Kann ich das Geld nicht aufbringen, werde ich ja schon fast gezwungen an etwas zu glauben.
Je nachdem in welcher Kirche man war, ist es doch sogar kostenlos. Wenn von einer Kirche die Rede ist, wo man ohnehin Kirchensteuer bezahlen muss, muss man sicherlich Gebühren dafür zahlen, wenn man austreten möchte. Wenn du sagst, dass das nun mal 30€ beim Amtsgericht sind, dann ist das eben so.
Ich selbst war auch mal einige Zeit in einer Kirche, bin aber wieder ausgetreten und ich musste nie irgendwelche Gebühren bezahlen. Dabei war das eine Kirche auf deutschem Boden. Vielleicht liegt es eben daran, dass es eine Freikirche war, die ja von der Kirchensteuer befreit sind.
Ich finde es zwar auch eine Frechheit, dass man dafür überhaupt bezahlen muss, schließlich konnte man ja als Baby auch nicht seine Zustimmung dafür geben, getauft zu werden, aber wenn man austreten will, was ist da schon eine einmalige Gebühr von ca. 30€ (wie viel es genau ist, ist je nach Ort unterschiedlich)? Immerhin zahlt man danach keine Kirchensteuer mehr.
Ich bin tatsächlich immer noch Kirchenmitglied, obwohl ich nicht gläubig bin. Das liegt aber daran, dass ich als Hausfrau in den letzten Jahren sowieso keine Steuern zahlen musste. Sobald ich wieder steuerpflichtig arbeite, werde ich diese Formalität auf jeden Fall erledigen.
Ja, es ist in jedem Bundesland unterschiedlich, wie hoch die erhobene Gebühr ist. In Bremen ist man schon für 5,00 Euro dabei, aber in allen anderen Bundesländern ist es teurer. Gerechtfertigt wird die Gebühr damit, dass den Gerichten durch den Austritt Arbeit entsteht.
Das manche schreiben, es sei eine Frechheit, finde ich etwas übertrieben. Es geht hier um 30 EUR - das ist doch nicht viel. Es macht schließlich Arbeit, wenn dann in Zukunft keine Kirchensteuer mehr erhoben wird, nicht beim Lohn, nicht bei Zinsen, da steckt auch ein organisatorischer Aufwand dahinter, das umzustellen.
Und man ist ja vorher auch nicht zwangsweise Mitglied der Kirche gewesen. Daher sehe ich darin keine Einschränkung der Religionsfreiheit. Man hatte sich vorher mal dazu entschieden, Mitglied zu sein und wenn man das ändern will, kostet es eben eine Änderungsgebühr, genauso wie viele andere Änderungen bei denen Behörden involviert sind auch etwas kosten.
Die meisten werden als kleine Kinder getauft, sind dann automatisch Mitglied der evangelischen oder römisch-katholischen Kirche oder einer anderen Glaubensgemeinschaft. Die Austrittsgebühr ist daran geknüpft, dass es sich bei der Glaubensgemeinschaft um eine Körperschaft des öffentlichen Rechts handelt, für die der Staat die Kirchensteuer einzieht. Also ich war noch nicht einmal ein Jahr alt und konnte nicht "Nein, danke" sagen. Bei einigen Freikirchen sieht das anders aus, bei ihnen ist der Staat nicht mit dem Einzug der Kirchensteuer betraut. Die haben ihre jeweils eigenen Regeln.
Zitronengras hat geschrieben:Und man ist ja vorher auch nicht zwangsweise Mitglied der Kirche gewesen.
Wie bezeichnest du dann die Tatsache, dass die meisten Menschen, die von diesen Gebühren betroffen sind, als Babys getauft wurden? Die haben sich das nicht ausgesucht und sie wären auch gar nicht in der Lage gewesen sich das auszusuchen, weil sie noch viel zu jung waren. Die meisten Leute, die aus den christlichen Kirchen in Deutschland austreten, sind nie eingetreten sondern "eingetreten worden".
Davon abgesehen finde ich die Gebühren jetzt aber auch nicht unverschämt hoch. Klar ist es ärgerlich, eben weil die meisten Menschen sich das nicht ausgesucht haben und von Rechtswegen eigentlich die Eltern zur Kasse gebeten werden müssten. Aber die meisten Menschen treten doch aus um die Kirchensteuer zu sparen. Ich weiß nicht, wie viel das so im Monat ist, aber die Austrittsgebühr wird man doch wahrscheinlich ziemlich schnell wieder drin haben, oder?
Was mich betrifft, ich musste nie austreten, weil meine Eltern der Meinung waren, dass ich selber entscheiden soll wenn ich alt genug bin um diese Entscheidung zu treffen. Ich habe mich tatsächlich auch intensiv mit dieser Frage beschäftigt und mich statt Religion letztendlich für ziemlich kompromisslosen Atheismus entschieden.
Von so einer Gebühr hätte ich bislang noch nichts gehört. Ich komme allerdings aus Österreich. Ich bin vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten. Damals musste ich für das Austreten noch nichts bezahlen. Im Endeffekt wäre ich aber auch mit Gebühr ausgetreten. Ich gebe zu, dass mein vorwiegender Grund für den Austritt die Kirchensteuer war. Die kostet ja bei weitem mehr als einmalig 30 Euro. Das soll nicht heißen, dass ich diese 30 Euro gerecht empfinde, sondern ich will damit nur sagen, dass ich sie mit Murren hinnehmen würde, als weiterhin jahrelang Kirchensteuer zu bezahlen.
Jedenfalls war ich damals noch Studentin, ich bekam eben diese Kirchensteuerbescheide und war damals noch schlecht informiert, dass man als Student sowieso davon befreit ist. Ich wusste damals auch nicht genau, wo man sich wieder abmeldet und habe zunächst gedacht, dass ich das bei meiner Taufpfarre machen muss.
So habe ich dorthin ein Mail geschrieben, mit der Nachfrage, wo und wie man das eben macht. Eigentlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch ein ziemlich schlechtes Gewissen, wegen der Kirchensteuer auszutreten. Aber ich kam selber kaum über die Runden und wenig war die Kirchensteuer nicht, die man von mir damals verlangt hat. Wie gesagt, mir war nicht klar, dass das einfach eine geschätzte Rechnung mit geschätztem Einkommen war.
Na jedenfalls schrieb ich dann besagter Pfarre und bekam ein Mail, das sich gewaschen hat. Leider war ich damals noch nicht "reif" genug, um dieses Mail an Zeitungen oder andere Medien weiter zu leiten. Dieses Mail war derart bösartig, dass ich in ewiger Sünde leben werde und dass ich absolut egoistisch sei, weil ich bedenken soll, dass es anderen Menschen noch schlechter geht als mir und so weiter und so fort. Ich war von diesem Mail wirklich mehr als nur schockiert! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.
Jedenfalls war für mich nach dem Mail sowieso fix, dass ich nun erst recht austreten werde und da hätte ich wirklich jede Gebühr dafür bezahlt. Ich bin weiterhin gläubig, unterstütze gerne diverse Projekte durch finanzielle Spenden, wenn es für mich gerade passt, aber ich sehe keine Kombination in einer regelmäßigen Bezahlung einer Kirchensteuer und meinem Glauben. Das Einzige, was ich bereue, ist dass ich damals nicht mit diesem echt heftigen Mail an die Öffentlichkeit gegangen bin.
Ich bin kurz nach meinem 18. Geburtstag aus der Kirche ausgetreten und habe die Gebühr, die ich übrigens für falsch halte, bezahlt. Seit dem bin ich auf auf dem Papier religionsfrei und seit ich steuern zahle, wird keine Kirchensteuer für mich erhoben, was für mich persönlich der wichtigste Grund für den Austritt war, denn ich möchte nichts finanzieren, was für mich nicht richtig erscheint.
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