Würde Sonntagsöffnung das Corona-Ladensterben reduzieren?
Der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier möchte bzgl. der verschärften Corona-Situation einen erneuten Versuch vagen und Sonntagsöffnungen von Geschäften erreichen. Einen ersten Versuch hatte er bereits nach dem „Lockdown“ gestartet und dies Anfang des Jahres - im April - angeregt. Offensichtlich hatte sich diesbezüglich vor allem die SPD quer gestellt.
Er möchte das jetzt noch einmal aufgreifen. Sollte es auf Bundesebene keinen Anklang finden wünsche er sich, dass die Bundesländer dieses Thema in Angriff nehmen. Kein Einzelhändler werde zur Sonntagsöffnung gezwungen, aber in Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft sehe er darin den richtigen Weg das Ladensterben zu reduzieren und die Kundenströme zu entzerren.
Was denkt ihr über Sonntagsöffnungen von Ladengeschäften in der Corona-Zeit? Haltet ihr diese Regelung für sinnvoll? Würdet ihr die Ladenöffnung an Sonntagen nutzen wollen?
Ich sehe das sehr zwiegespalten und denke, dass es da keine richtige Entscheidung gibt, da man eigentlich nur daneben liegen kann. Zum einen sind da die Ansteckungen, die man damit begünstigen kann, zum anderen sind es aber auch die Menschen, die man noch mehr ausnutzt und das obwohl das ein Teil ist, der eh schon belastet ist. Sonntag wollen die Angestellten auch mehr Geld und das muss ja auch erstmal verdient werden. Das sehe ich nicht so rosig auf der anderen Seite haben Geschäfte, wie alle anderen Bereiche auch, sehr zu kämpfen und müssen ja auch gerettet werden. Es kann nicht sein, dass man einfach alle pleite gehen lässt.
Gerade wenn man dafür zuständig ist, ist das natürlich auch nichts, was man einfach so ignorieren kann, allerdings wage ich doch sehr zu bezweifeln, dass das der richtige Weg ist. Es ist einfach eine zusätzliche Gefahr, da ich nicht davon ausgehe, dass sich das Ganze dann besser verteilt.
Ich höre es aus meinem Umfeld immer wieder, dass die Leute keinen Stadtbummel wegen der Maskenpflicht machen. Also würden Sonntags auch nicht mehr Leute einkaufen. Daher sehe ich die Sonntagsöffnung als unsinnig an. Ich selbst würde das auch nicht als Kunde nutzen. Was ich brauche oder kaufen will, erledige ich an den anderen Tagen. Da brauche ich keinen Sonntag, um shoppen zu gehen.
Wobei das Ladensterben nicht durch Corona kommt, sondern durch Corona einfach nur beschleunigt wurde. Ich habe es schon öfter erlebt, dass ich gezwungen war im Internet zu bestellen, weil der Einzelhändler vor Ort einfach keine Lust hatte auf Kundenwünsche einzugehen oder eben das Preis-Leistungsverhältnis absolut überzogen war.
Dieses absurde deutsche Ladenschlussgesetz sollte endlich abgeschafft werden, das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Ich frage mich wann auch der letzte begreifen wird, dass dieses Gesetz aus dem letzten Jahrtausend einen entscheidenden Nachteil gegenüber dem online Handel mit sich bringt.
Wie du schon sagst, es wird ja niemand gezwungen zu öffnen, die meisten würden das wahrscheinlich mal ausprobieren und schauen ob es sich lohnt und wenn das nicht der Fall ist kehren sie eben wieder zu den alten Öffnungszeiten zurück. Aber die Möglichkeit für frei wählbare Öffnungszeiten besteht eben.
Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass es für eine Kehrtwende schon fast zu spät ist. Die Corona Krise ist jetzt der willkommene Sündenbock, aber die Realität sieht doch so aus, dass der Einzelhandel sich schon seit Jahren nur deshalb über Wasser halten kann weil die Deutschen in der Vorweihnachtszeit extrem viel kaufen. Schau dir zum Beispiel Karstadt/Kaufhof an, wie lange bewegt sich diese Kaufhauskette schon auf die Insolvenz zu?
Ich kaufe Sonntags total ungern ein, schon vor Corona, weil da immer so viele Leute unterwegs sind. Wenn ich zehn Minuten auf eine freie Umkleidekabine warten muss habe ich doch keine Lust irgendwas anzuprobieren. Ich finde verlängerte Öffnungszeiten am Abend aber sehr angenehm. Der Durchschnittsdeutsche sitzt ab 20 Uhr vor dem Fernseher, da ist es immer schön leer in den Geschäften.
Für mich wären auch eher verlängerte Ladenöffnungszeiten am Abend unter der Woche die bessere Lösung. Nach 20 Uhr habe ich in der Regel viel Zeit, zu der ich Einkäufe und Anschaffungen in Ruhe tätigen könnte, ohne vom Ladenschluss gedrängt durch die Geschäfte hetzen zu müssen. Am Sonntag hingegen habe ich meistens andere Aktivitäten geplant, wie z.B. Ausflüge oder Wanderungen. Diesen Tag würde ich wahrscheinlich nur in Ausnahmefällen gezielt für Einkäufe "verschwenden".
Momentan beobachte ich aber eher gegenteilige Tendenzen, die ebenfalls mit der Pandemie begründet werden: nämlich, dass die Geschäfte noch früher als sonst üblich schließen, zum Teil schon um 18 Uhr oder noch früher. Ich finde das kontraproduktiv, denn insbesondere Arbeitnehmer mit Vollzeit müssen dann fast zwangsläufig auf den Online-Handel ausweichen, wenn die Läden genau dann schließen, wenn man Feierabend hat.
@Cloudy24: Wenn man das Ladenschlussgesetz abschaffen würde, könnte manche Verkäuferin gleich im Laden schlafen. Gerade die großen Ketten würden auf jeden Fall rund um die Uhr den Einkauf ermöglichen. Und das eben zu Lasten des Personals.
Der stationäre Einzelhandel ist teilweise selbst schuld, dass man mehr online kauft. Wir hatten den Spaß vor über zwei Jahren. Meine Tochter hatte Jugendweihe und schon mehr als ein Jahr klare Vorstellungen zu ihrem Kleid. Im ersten Geschäft hatte ich frühzeitig nachgefragt, aber da war das Problem, dass es teilweise bis zu drei Monaten dauert bis das gewünschte Kleid da ist. Was machen, wenn doch nicht pünktlich geliefert wird?
Der nächste Laden hat einen Zettel an der Tür, dass ich als Kunde doch anrufen soll und dann kommt jemand und öffnet. Klar, ich bettle, dass ich dort Geld ausgeben kann. Im dritten Laden waren wir zwei Mal. Beim ersten Besuch war die Aushilfe da und sagte uns, wann die Chefin selbst da ist und uns da entsprechend beraten kann. Wir also zum besagten Tag wieder hin. Da war dann eine andere Angestellte im Geschäft und speiste und einfach mit dem Worten ab, dass man so was nicht hätte.
Ähnliche Erfahrungen durfte ich hier auch in anderen Geschäften machen, dass man nicht darauf eingeht, was ich als Kunde an Wünschen äußere, sondern nur auf maximalen Gewinn verkaufen will. Da würden auch keine Öffnungszeiten am Sonntag etwas nutzen. Kunden die man durch sein Verhalten verprellt hat, kommen eben nicht mehr.
Punktedieb hat geschrieben:@Cloudy24: Wenn man das Ladenschlussgesetz abschaffen würde, könnte manche Verkäuferin gleich im Laden schlafen. Gerade die großen Ketten würden auf jeden Fall rund um die Uhr den Einkauf ermöglichen. Und das eben zu Lasten des Personals.
Hm, ist das wirklich so? Ich hatte angenommen, dass man dann eben mehr Personal braucht, das schichtmäßig eingesetzt wird. Öffentliche Verkehrsmittel fahren ja auch fast rund um die Uhr, ohne dass die Fahrer in ihren Verkehrsmitteln oder im Betriebshof schlafen müssen. Ein Freund von mir ist Stadtbahnfahrer, und er hat oft sogar tagelang unter der Woche frei, weil die Dienste durchrollieren.
Wenn es sich für ein Geschäft nicht rechnet, mehr Personal einzustellen, um den Laden länger offen zu halten, dann macht man es eben nicht. Die Geschäfte haben somit die Wahl, länger zu öffnen (mit entsprechenden Personalaufstockungen), oder alles so zu belassen wie bisher. Aber sie haben eben die Wahl und können länger öffnen, wenn es sich rechnet.
Geschäfte die mehr Personal einstellen können und dadurch auch längere Öffnungszeiten anbieten können, sollten das tun. Das ermöglicht zum Einen mehr Arbeitsplätze und zum Anderen bessere Flexibilität für manche Menschen. Ich arbeite teilweise sehr spät und habe manchmal schlichtweg keine Lust all meine Dinge des Lebens bereits Morgens zu erledigen und würde mich auch darüber freuen, wenn gewisse Dinge länger oder halt sonntags geöffnet haben.
Auch morgens lässt sich nicht alles erledigen, da viele Geschäfte am frühen Morgen noch nicht geöffnet haben. Oft es einfach so, dass die Öffnungszeiten sich ziemlich genau mit meinen Arbeitszeiten decken, sodass ich weder vor noch nach meiner Arbeit wirklich Gelegenheit zum Einkaufen habe. Wobei eine Öffnungszeit bis 20 Uhr meistens ausreicht, aber zu Coronazeiten wurden bzw. werden die Läden zum Teil schon um 18 Uhr geschlossen. Da wird es schon knapp, vor allem, weil ich ja auch vom Arbeitsplatz erst ein Stück fahren muss, bis ich die benötigten Geschäfte erreiche.
Zuletzt war mir schon aufgefallen, dass es in den Geschäften recht voll war. Lange Schlangen an den Kassen, die schon aus räumlichen Gründen kaum noch einen ausreichenden Abstand zu den anderen Personen erlauben. Insbesondere kurz vor Ladenschluss war es besonders voll. Da könnten erweiterte Öffnungszeiten die Situation schon entzerren - ich jedenfalls würde auf spätere Uhrzeiten ausweichen.
@Cloudy, es gibt nicht "dieses absurde deutsche Ladenschlussgesetzt", die Bundesrepublik ist ein föderaler Staat und deshalb gibt es 16 Ladenschlussgesetze. Und nur weil man länger öffnen darf, verkauft man nicht so viel mehr, dass es die Kosten ansatzweise reinholt.
In meinem Bundesland ist Sache ziemlich einfach. An jedem Werktag, also von Montag bis einschließlich Samstag sind die Ladenöffnungszeiten komplett freigegeben. Wenn du deinen Laden 24 Stunden am Tag offen lassen möchtest, dann darfst du das. Dazu darf in jeder Gemeinde an acht Sonntagen pro Jahr fünf Stunden geöffnet werden. Ist die Stadt groß genug, um nur in bestimmten Bereichen zu öffnen, kann man auf bis 16 verkaufsoffene Sonntage in einer Stadt kommen.
Und, was glaubst du, wie unsere Öffnungszeiten aussehen? Normale Läden machen zwischen 19 und 20 Uhr zu. Unsere großen Einkaufszentren, die auch sehr viel aus den Niederlanden besucht werden, haben in der Regel von zehn bis 20 Uhr geöffnet. Nur wenige Supermärkte öffnen bis 21 oder 22 Uhr, länger ist kaum irgendwo offen. Und dann zu gehen, das lohnt sich nicht. Denn die Bedientheken haben schon vor 20 Uhr geschlossen und frische Waren wie Brot oder Obst und Gemüse sind zum größten Teil aus. Entsprechend angenehm ist auch das Klientel. Die meisten kaufen Alkohol.
Dazu kommt das Problem, dass die längeren Öffnungszeiten prekäre Beschäftigungsverhältnisse fördern. Denn die Vollzeitstellen werden immer weniger. Vollzeitkräfte lassen sich viel schlechter und unflexibler in die dadurch benötigten Zeitfenster einplanen. Also gibt es Teilzeit und Minijob. Der Bereich ist extrem gewachsen. Aber davon kann man nicht leben.
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