Wünscht ihr euch mehr Praxis im Studium?
In dem Thema Nach der Uni in den Beruf - Praxisschock nach dem Studium wurde bereits davon berichtet, dass es problematisch sein kann, nach einem trockenen Theorie-Studium in den Beruf einzusteigen und dann mit der Praxis konfrontiert zu werden.
Ich selbst habe das Problem nicht, weil ich ein duales Studium mache, in der ich die Hälfte des Semester immer in meinem Unternehmen verbringe. Der Gedanke dahinter ist, dass Praxis und Theorie vereint wird. Aber ehrlich gesagt, nach drei Semestern kann ich sagen, dass es so gut wie nur Theorie ist. Natürlich haben wir während der Theoriephasen Vorlesungen, die auch hin und wieder mal sehr theoretisch sind, aber ansonsten machen wir so unheimlich viele Projekte in den Theoriephasen, sodass die Phase ihren Namen kaum mehr verdient hat.
Der Hintergedanke der Dozenten ist natürlich, dass wir so gut wie möglich für die Praxisphasen vorbereitet sind. Das ist ja auch ganz toll, aber manchmal würde ich mir wünschen, trockene Theorie zu lernen, anstatt mehrere Projekte gleichzeitig bearbeiten zu müssen, die für mich auch gar nicht praxisrelevant sind. Beispielsweise machen wir derzeit ein Projekt, in der wir in Gruppen eine Agentur darstellen und einen realen Kunden für uns gewinnen müssen. Aber ich arbeite beispielsweise gar nicht in einer Agentur und habe es auch für meine ferne Zukunft nicht vor, von daher ist das für mich total irrelevant und sozusagen eher ein unnötiges Projekt mit unheimlich viel Aufwand.
Mit meinem Dozenten hatte ich darüber schon ein sehr ausführliches Gespräch, aber ehrlich gesagt sind wir einfach auf keinen grünen Zweig gekommen. Er hat eben seine Ansichten und ich meine.
Wie ist das bei euch? Habt ihr im Studium genügend Praxisbezug oder ist es euch zu wenig oder vielleicht sogar zu viel?
Als Geisteswissenschaftler sieht es mit Praxisbezug im Studium generell schlecht aus, zumindest, was meine Erfahrungen vor einigen Jahren betrifft. Die Mehrheit der Geschichts- oder Linguistik-Studenten hatte sowieso vor, ins Lehramt zu wechseln, auch wenn das Stellenangebot mit der Zahl der Absolventen schon lange nicht mehr mithalten kann. Und das kleine Häuflein der Geisteswissenschaftler, die keine Lehrer werden wollen, muss meiner Erfahrung nach auf eigene Faust schauen, wo es Berufsmäßig unterkommt.
Dass die Inhalte des Studiums wenig praxisbezogen sind, liegt beispielsweise bei Geschichte der Frühen Neuzeit meiner Meinung nach in der Natur der Sache. Etwas mehr Hilfe hätte ich mir beispielsweise bei der Suche nach Praktikumsplätzen oder der Berufsberatung für exotische Akademiker erhofft. Aber da der wirtschaftliche Nutzen von Geisteswissenschaftlern schon immer bestenfalls umstritten war, war es wohl zu viel verlangt, die Leute nicht nur zu unterrichten und zu prüfen, sondern auch die wenigen Nischen in der Praxis aufzuzeigen, wo man als Nicht-Wirtschaftler sein Auskommen finden kann.
Mein Studium war in der Tat wirklich sehr theoretisch, wobei ich das aber auch gut so fand. Ich bin ein absoluter Theoretiker und fühle mich pudelwohl, wenn ich am Schreibtisch sitzen kann. Von daher habe ich einen Praxisbezug nie vermisst. Ich muss sagen, dass ich mir ja mit voller Absicht ein sehr theoretisches Studium ausgesucht habe, weil ich das einfach extrem gerne mag. Außerdem möchte ich ja auch beruflich eher theoretisch arbeiten, so dass das gut passt.
Ich möchte, wenn alles klappt, sehr gerne ins Lektorat eines Buchverlages. Natürlich hat man da auch Kontakt mit anderen Menschen, aber in erster Linie sitzt man da natürlich allein am Schreibtisch und brütet über Texten. Das ist genau das, was ich mit meinem Studium die meiste Zeit gemacht habe und was ich auch in Zukunft machen möchte. Mir gefällt das eben und von daher passen Studium und Berufswahl für mich auch gut zusammen.
Praxisbezug kann man ja noch immer haben, indem man Praktika während des Studiums macht. An meiner neuen Uni gibt es dabei auch sehr viele medienwissenschaftliche Seminare mit richtigen Projekten. Da muss man beispielsweise selbst einen Radiobeitrag schreiben und diesen dann auch präsentieren. So komme ich dann also im Master noch zu genügend Praxisbezug, so dass ich es auch alles andere als schlimm finde, dass es abgesehen von meinem Praktikum während meines Bachelorstudiums eigentlich kaum Praxisbezug gab.
Da ich Naturwissenschaftlerin bin, kann ich mich über Praxis im Studium gar nicht beklagen. Wir müssen beispielsweise zwei kleinere Exkursionen machen, die mehrtägig sind und so 2-3 Tage andauern. Auch eine größere Exkursion im Bachelor von 7 Tagen ist angesetzt. Hinzu kommen dann Geländepraktika, die blockweise stattfinden und Projekte, wo man auch im Gelände kartieren muss und dergleichen. Im Master geht es dann so weiter.
Je nach Dozent kommen dann noch mehr Exkursionen zusammen, was ich schon sehr interessant finde. Manchmal treffen wir uns auch vor Ort mit Experten, die uns was erklären und Wissen mitteilen, was ich sehr lehrreich finde. Also an Praxisbezug mangelt es wirklich nicht und es gibt sogar Seminare, wo man zum Beispiel Methoden anwenden und entweder irgendwelche Programme bedienen und damit Aufgaben lösen muss oder aber Interviews führen muss. In manchen Seminaren werden auch Bodenproben genommen und praktisch im Labor analysiert.
An Praxis mangelt es bei uns also überhaupt nicht, was ich gut finde. Für meinen Geschmack könnte es aber dennoch einen Tick mehr sein. Das, was ich beispielsweise als Studentische Hilfskraft im Institut gelernt habe, hätte ich so in der Uni nie gelernt und ich finde, solches Wissen sollte häufiger vermittelt werden.
Bei mir ist eher gegenteiliges der Fall. Ich habe leider erst in meinem Studium gemerkt, dass mir Theorie viel besser liegt als Praxis und eigentlich ist es in meinem Studiengang auch nicht nötig so viele Praktika einzubauen. Die Praktika hindern die normalen Theoriephasen, da dadurch Zeit vom Semester wegfällt und die Professoren so schnell wie möglich ihr Wissen vermitteln wollen. Wir haben 2 sehr lange Praktika in denen das der Fall ist und es fällt jeweils fast die Hälfte von Semester weg, der Rest ist dementsprechend das reinste Bulimielernen.
Ich habe aber auch schon andere Ansichten gehört. Zum Beispiel studieren mehrere Freunde von mir Lehramt und einige davon haben für den angestrebten Beruf wirklich wenige Praxisphasen. Gerade in dem Bereich ist man entweder geeignet oder nicht und wenn man dann im Referendariat merkt, dass das Sozial doch nicht so das richtige ist, ist es meistens zu spät und man hat ein jahrelanges Studium hinter sich.
Wenn man etwas an den Praxisphasen ändert sollte man also genau differenzieren um welchen Studiengang es sich handelt. Ein Mediziner oder Pädagoge braucht einfach mehr Praxisbezug als ein Wirtschaftswissenschaftler, welcher im Praktikum einfach das anwendet was er in den Theoriephasen gelernt hat.
Ich bin auch eher der Praktiker, wobei mein Studium eher theoretisch gewesen ist. Ich habe mir die Praxis dann durch die entsprechenden Nebenjobs geholt, was super geklappt hat. Es ging sogar so weit, dass ich mich in manchen Pflichtseminaren eher gelangweilt habe, weil da genau das durchgekaut worden ist, was ich auf Arbeit gelernt und routiniert gemacht habe. Das war definitiv ein Vorteil. Es war aber auch besser so für mich, denn mir Sachen nur theoretisch zu erklären bringt mir nichts, ich muss das selbst sehen und ausprobieren, damit ich das begreife und auch speichern kann.
Früher wollte ich eigentlich immer an der Uni bleiben und da hat es mich eher genervt, dass wir Praktika machen mussten, weil ich in einem Bereich ein Praktikum aufgedrückt bekam, in dem ich gar nicht arbeiten wollte. Aber es kommt ja oft anders und ich habe keine reguläre Vollzeitstelle an der Uni bekommen, sondern nur eine ganz kleine Teilzeitstelle und den Rest musste ich mir irgendwo anders dazuverdienen - da landete ich genau bei dem, was ich damals in dem Praktikum gemacht hatte. Aber ich habe dann schon gemerkt, dass das wirklich nicht meins ist.
Grundsätzlich bin ich eher Theoretiker. Ich habe gar nicht so gerne praktische Tätigkeiten und beschäftige mich am liebsten mit schriftlichen Abhandlungen. Da hat man ja auch weniger Anforderungen als wenn von einem in einer Firma erwartet wird, dass man ein komplexes praktisches Problem löst und da gar noch mit anderen kooperieren muss.
Ich würde sogar sagen, dass ich von dem, was ich im Studium gelernt habe, nur einen ganz kleinen Bruchteil praktisch brauche. Da war ganz viel dabei, was irgendwann mal für Prüfungen auswendig gelernt wurde und dann nie zum Einsatz kam. Aber mehr Praxis hätte ich nicht haben wollen, das wäre mir als Student zu anstregend gewesen.
Zunächst zur Frage: JA definitiv!!
Ich studiere Jura und Betriebswirtschaft an einer Universität und muss ehrlich zugeben, dass die Praxis definitiv zu kurz kommt, beziehungsweise gar nicht vorkommt. Dabei bin ich mir natürlich schon bewusst, dass eine Fachhochschule viel mehr Praxis bietet als eine Universität und ich mich auch bewusst für eine Universität entschieden habe.
Dennoch bin ich gerade von meinem Betriebswirtschaftsstudium hinsichtlich der Praxisorientierung stark enttäuscht. Gerade in "moderneren Bereichen", wie beispielsweise dem Marketing, bringt es einem viel mehr, wenn man die Konzepte auch richtig anzuwenden weiß als nur das theoretische Konzept dahinter zu verstehen.
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