Wolltet ihr anderen Menschen schon mal bewusst schaden?

Ich bin kein rachsüchtiger Mensch, so dass ich keine Rache ausübe, wenn mir jemand etwas tut. Ich denke mir lieber meinen Teil und gehe die Rache einfach im Kopf durch. Von daher passiert es eigentlich auch nicht, dass ich anderen Menschen bewusst schaden möchte. Beziehungsweise möchten tue ich das manchmal schon, aber durchziehen tue ich das nicht. Ich weiß nicht, aber das ist einfach nicht meine Art.

Wolltet ihr anderen Menschen schon einmal bewusst schaden und habt ihr das dann auch tatsächlich so durchgezogen? Was waren die Gründe dafür und fandet oder findet ihr eure Tat gerechtfertigt? Seid ihr auch offen dazu gestanden?

Ich halte nichts von Rache, denn davon wird mein Kühlschrank ja auch nicht voll und die Heizung auch nicht warm. Daher konzentriere ich mich eher auf mich und mein Leben und sehe zu, dass ich über die Runden komme und ich alles lebensnotwendige bekomme, das ich brauche.

Ja, ich wollte Menschen schon mal bewusst schaden. Meistens ging es dabei um Menschen, die mich einfach nur mies behandelt haben, oder die mich angegriffen haben. Aber die Gedanken sind frei, ich habe diese Rache nie durchgezogen, weil es mir irgendwo zu doof war. Irgendwann wollte ich diese Rache nicht mehr durchziehen, erstens weil ich wahrscheinlich gereift bin und diese kindischen Gedanken nicht mehr tätigen wollte und zweitens weil ich einfach die Möglichkeit hatte oder weil der Grund verpufft ist.

Ich bin froh, dass mir dafür jegliche Veranlagung fehlt. Egal, was die Person anstellte oder über mich behauptete, ich gab es nie zurück. Das ist einfach nicht mein Ding. Und ich mag die Seite an mir und bin damit zufrieden. Rachegelüste oder den Willen anderen Menschen Schaden zuzufügen, kenne ich auch von meinen Kindern nicht.

Man kann ja mal aus Scherz gemeinsam eine Geschichte spinnen, die dann in der Realität doch nicht gespielt wird. Andere sind anders. Meine Kollegin, die sich von ihrem Mann trennte, hatte an ihrem Auto einen Marderschaden. Der Monteur sagte ihr allerdings, dass er noch nie erlebt hatte, dass ein Marder Schraubenschlüssel verwandten.

Tja, wer mag das dann wohl gewesen sein. Schrecklich ist, dass ja auch ein schlimmer Unfall hätte passieren können. Wie hätte er dann mit der Schuld leben und seinem kleinen Jungen noch in die Augen sehen können? Menschen gibt es, da macht man sich gar keine Vorstellungen. Später waren dann immer mal die Autoreifen ihres Freundes zerstochen und zwar alle. Ich scherzte dann und sagte, dass der Freund doch schon ein Reifenabo in einer Werkstatt abschließen könnte.

Das käme ihn dann billiger. Ganz schlimm war, dass der Ehemann und eventuelle Helfer das Haus des neuen Freundes, der auch mal sein Freund war, total verwüstet hatte. Das waren schon drei handfeste Straftaten, der Typ war echt gefährlich. Mir selbst käme so etwas niemals in den Sinn, aus gar keinem Grund.

Ich hatte noch nie das Bedürfnis, jemandem schaden zu wollen. Selbst wenn ich mich über jemanden geärgert hatte oder jemand mir nicht wohlgesonnen war, hatte ich keine Ambitionen zu Racheaktionen. Meistens reicht es mir völlig aus, diesen Personen vorübergehend oder längerfristig aus dem Weg zu gehen. Aber von echten Racheaktionen hätte ich selbst keinen Vorteil und ich würde auch keine Genugtuung empfinden.

Durchaus. Es geht hier ja ums "Wollen" nicht um die praktische Umsetzung. Und so moralisch integer bin ich nicht, dass ich mir noch nie in meinem heiligmäßigen Dasein gedacht hätte: Am liebsten würde ich dir eine reinzementieren, damit du endlich mal die Fresse hältst!

An der Umsetzung scheitert es jedoch, da ich schließlich angemessen erzogen und sozialisiert wurde, körperlich unfit bin und mit den Gepflogenheiten hierzulande auch bestens vertraut. Und überhaupt: Was heißt schon "bewusst schaden"? Dass die Kollegin, die mich monatelang gemobbt hat, "gegangen wurde", hat ihrer Karriere vermutlich nicht aufgeholfen, und ich habe mit allen Mitteln für ihre Entlassung gekämpft, weil ich sonst hätte kündigen müssen. Also habe ich ihr eindeutig "bewusst geschadet", und ich lebe jetzt erheblich besser als vorher. Aber davon abgesehen ist mein Leben glücklicherweise ziemlich frei von Drama. Wenn ich jemandem schade, dann fahrlässig oder versehentlich.