Wollen zu viele Jugendliche studieren?

vom 15.10.2015, 11:36 Uhr

Die Bundesregierung hat vor einigen Jahren ja eine Quote für die Zukunft herausgegeben, wie viele Jugendliche nach Schulabschluss studieren sollten. Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, wurde die Anzahl von 30% weit überschritten und befindet mit den letzten Jahrgängen bei momentan etwa 57%.

Dass bedeutet, dass Deutschland im internationalen Vergleich deutlich an der Anzahl heimischer Akademiker zulegen wird. Gleichzeitig bleiben aber immer mehr Ausbildungsplätze unbelegt, die Zahl hierbei geht in die Zehntausende.

Wo also vor einigen Jahren noch die Sorge herrschte, dass der Akademikermangel in Deutschland künftig noch ein großes Problem werden würde, gibt es verschiedenen Meinung nach nun beinahe schon wieder zu viele junge Akademiker, wobei die Zahl ja weiterhin steigen wird.

Ich frage mich nun, ob es wirklich ein Problem werden könnte, wenn immer mehr junge Menschen studieren wollen oder ob es letztendlich halb so wild ist. Was könnte trotzdem wegen der vielen freien Ausbildungsplätze unternommen werden? Sollte man nicht in der Lage sein, hier einen brauchbaren Mittelweg zu finden?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Über genau das Thema habe ich eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben. Tatsächlich ist es so, dass in Deutschland immer mehr Jugendliche studieren. Das mit den unbesetzten Ausbildungsplätzen ist aber nur die halbe Wahrheit. Häufig sind die Unternehmen selbst Schuld, dass die Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, weil sie zu spät oder über falsche Kanäle suchen.

Langfristig wird es trotzdem ein Problem zwischen beruflicher und akademischer Bildung geben. Deswegen ist es dringend erforderlich, beide Bildungswege besser miteinander zu verzahnen und die berufliche Bildung aufzuwerten. Beispielsweise könnte als Lösung jungen Menschen, die eine Ausbildung gemacht haben, der Weg in ein Studium dadurch ermöglicht werden. Oder die Ausbildung wird auf andere Weiterbildungen angerechnet. Fakt ist nämlich, dass der akademische Weg häufig der attraktivere Wege ist in Bezug auf spätere Erwerbsmöglichkeiten und auch Karrierewege.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Mag ja sein, dass immer mehr Jugendliche studieren gehen. Aber drehen wir den Spieß doch mal um: wie viele ziehen das Studium denn auch durch und brechen nicht vor dem Abschluss einfach ab? Ich kenne mehrere Studenten, die nach ein oder zwei Studienabbrüchen festgestellt haben, dass das überhaupt nichts für sie ist und die sich dann nach mehreren Semestern Studium dann nachträglich dazu entschlossen haben, eine Ausbildung anzufangen. Was sagt die Statistik denn über die Abbrecherquote und wie viele davon machen dann doch noch eine Ausbildung?

Ich finde, die Zahl der Studienbeginner sagt überhaupt nichts aus. Man müsste sich mal die Abschlüsse ansehen. Denn bei vielen Studiengängen ist es so, dass die Ansprüche in den ersten beiden Semestern absichtlich höher geschraubt werden und die Durchfallquote eben sehr hoch ist, um die Leute auszusieben und im Endeffekt nur noch die da sitzen zu haben, die das wirklich studieren wollen und nicht nur ein Prestige-Studium anfangen oder so.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dass so viele Jugendliche studieren wollen liegt meiner Meinung nach vor allem daran, dass ihnen vermittelt wird, dass dies viel mehr Chancen in der Zukunft mit sich bringt. Das stimmt ja auch teilweise, da Akademiker meistens um einiges mehr verdienen als normale Facharbeiter, die teilweise auch sehr hart arbeiten müssen. Jeder will natürlich seine Chance nutzen und wenn er Abitur hat später mehr Geld verdienen und sich mehr Türen offen halten.

Ich habe selbst während und nach dem Abitur noch lange überlegt ob ich studieren oder eine Ausbildung machen möchte. Letztendlich habe ich erst eine Ausbildung gemacht aber genau da leider gemerkt wie groß der Unterschied ist und wie viel mehr Wertschätzung und Chancen man in der Arbeitswelt erfährt wenn man studiert hat. Daher habe ich auch ein Studium begonnen und bin sehr glücklich damit.

Ich hoffe, dass in Zukunft auch Ausbildungsplätze attraktiver gestaltet werden, um mehr Jugendliche davon zu überzeugen, dass sie auch so gute Weiterbildungsmöglichkeiten haben. Dazu ist es auch wichtig gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Ich sehe ich durchaus als sehr problematisch wenn in Zukunft immer mehr Menschen studieren und wichtige Arbeitskräfte wegfallen. Was bringt uns zum Beispiel ein Manager wenn es keine Fachkräfte gibt.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, ab einem gewissen Grad macht es keinen Sinn mehr, wenn mehr Studenten nachkommen und es beschert uns sicherlich nicht automatisch eine bessere Zukunft, ein höheres BIP oder was auch immer. In anderen Ländern wie den USA studiert ja quasi jeder und trotzdem haben sie eine höhere Arbeitslosenquote.

Das Problem ist auch oft, dass die Leute oft das Falsche studieren. Kein Mensch braucht die Anzahl an BWLern, die wir gerade produzieren, weil die meisten sowieso als Sachbearbeiter irgendwo landen werden. Da hätte man genauso gut eine kaufmännische Ausbildung machen können und wäre besser bedient gewesen.

Auch werden einige Studiengänge immer mal wieder "in" und plötzlich ist ein Überschuss da. Angeblich brauchen wir ja so viele Ingenieure. Ich kenne zwei Leute, die Wirtschaftsingenieurwesen studiert haben. Einer ist seitdem arbeitslos, der andere hat aus Verzweiflung in einer Zeitarbeitsfirma angefangen.

Die Mitbewohnerin einer Kommilitonin ist sogar noch Diplomingenieurin und auch arbeitslos. So dringend scheint man die also nicht zu brauchen, wie die Medien es uns verklickern wollen.

Es würde Deutschland wahrscheinlich gut tun, wenn wieder mehr Leute eine Ausbildung anfangen. Die meisten Betriebe übernehmen ihre Auszubildenden ja, als Student hat man es nicht so einfach und muss erstmal zusehen, wie man irgendwie Fuß fasst in der Branche.

Daher würde ich auf jeden Fall deine Frage mit ja beantworten, es wollen meiner Meinung nach zu viele studieren.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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