Wohnung ausmisten nach der "Konmari-Methode"?
Ich habe in letzter Zeit sehr oft etwas von der "Konmari-Methode" gehört. Diese Methode basiert auf dem entsprechenden Buch der Japanerin Marie Kondo. Es geht darum, seine ganze Wohnung auszumisten und sich danach befreit und viel besser zu fühlen. Denn wenn man den ganzen unnötigen Kram wegwirft, soll man sich auch gleichzeitig selbst viel geordneter und leichter fühlen.
Da ich keine Wohnung habe, sondern nur ein Zimmer, konnte ich die Methode natürlich nicht wirklich umsetzen. Allerdings habe ich das auch mal probiert und habe den entsprechenden Ausmist-Plan verfolgt, der in ihrem Buch beschrieben ist. Dabei fängt man mit dem leichtesten an - Kleidung und arbeitet sich dann nach Tagen oder Wochen zum schwersten vor - Dokumenten und Erinnerungen.
Habt ihr schon einmal versucht, eure Wohnung nach der Konmari-Methode auszumisten und habt ihr davon überhaupt schon einmal gehört? Im Internet gibt es ja gefühlt Tausende Artikel dazu und zahlreiche Menschen sind begeistert davon.
Ich versuche, regelmäßig auszumisten, um das Chaos überschaubar zu halten, dass sich einfach zwangsläufig immer wieder bildet, wenn man in einem Haushalt mit vier Personen lebt, von denen nur zwei erwachsen sind. Kleiderschränke miste ich für gewöhnlich - zumindest bei den Kindern, wir Eltern wachsen aus unseren Sachen ja nur bedingt heraus - zweimal pro Jahr aus und versuche dann auch, die aussortierten Kleidungsstücke möglichst schnell zu veräußern oder weiter zu reichen, ebenso verfahre ich eigentlich auch mit ausrangiertem Spielzeug. Nur wenige Dinge, mit den ich besondere Erinnerungen uns Situationen, vor allem aus dem Baby- und Kleinkindalter des Nachwuchses, bewahre ich auf.
Einmal im Jahr widme ich mich dem Keller. Für gewöhnlich räumt man ja seine Schränke aus und stellt selten oder gar nicht mehr benutztes in den Keller, Deko - Artikel, an denen man sich satt gesehen hat oder die man nicht mehr abstauben möchte, vorweg. Was dann lange genug im Keller gestanden hat, wandert auf den Flohmarkt und was dann noch übrig bleibt, in die Tonne. An diesen Punkten ist die Konmari - Methode für mich absolut sinnvoll und wird auch umgesetzt.
Sich von Erinnerungsstücken zu trennen, allen voran Fotoalben oder selbstgedrehte Filmchen, vielleicht von Familienfeiern oder den einen tollen Strampler, in dem der oder die Kleine damals so niedlich aussah, lehne ich eigentlich ab. Schließlich erinnern sie mich an Gegebenheiten oder Situationen, die ich sonst schlichtweg vergessen hätte, und diese Erinnerungen möchte ich mir - und vielleicht auch meinen Kindern, wenn sie erwachsen sind, nicht nehmen.
Insofern wäre für mich die Konmari - Methode nur bedingt anwendbar, so rigoros könnte ich dann wohl nicht ausmisten und entsorgen und täte ich es doch, würde sich das Gefühl der Leichtigkeit wohl auch nur relativ begrenzt einstellen.
Ich habe das Buch - The life changing magic of tidying up - geschenkt bekommen, weil ich mich schon länger mit Minimalismus beschäftige und die Freundin wohl dachte, dass ein gehyptes Buch zu diesem Thema genau das richtige für mich wäre. Mich hat allerdings schon der hochtrabende Titel gestört und ich konnte mich dann auch mit vielem in dem Buch nicht wirklich identifizieren.
Sie propagiert ja diese extremen Ausräumaktionen, bei denen man zum Beispiel alle Kleider, die man besitzt, auf einen Haufen wirft und dann den restlichen Tag damit verbringt alles zu sortieren. Und sie ist der Meinung, dass es überhaupt nichts bringen würde, wenn man jeden Tag nur ein Teil aussortiert, weil man ja viel mehr kaufen würde.
Da musste ich schon den Kopf schütteln, denn ich habe es problemlos geschafft mich innerhalb eines Jahres von unnötigen Dingen zu trennen und natürlich gehört dazu auch, dass man in der Zeit eben nichts kauft, was nicht absolut notwendig ist. Wenn man mehr kauft als man aussortieren kann ist das Problem wohl eher die Kaufsucht, die man in den Griff bekommen muss, bevor man überhaupt an ausmisten denken kann.
Ich kann auch mit diesem "does this spark joy?" Konzept nicht wirklich viel anfangen, weil "joy" kein Gesichtspunkt ist, unter dem ich die Dinge auswähle, die ich besitzen möchte. Ich besitze viele Dinge, die einfach nützlich sind und die ich brauche, bei denen ich aber nicht in freudige Gefühle ausbreche. Ich meine, wer schaut sich denn einen Kochlöffel an oder eine Nagelfeile und empfindet dabei Freude? Bei Dingen, die man braucht aber eigentlich nicht brauchen möchte, wie zum Beispiel Medikamente, empfindet man wahrscheinlich sogar das Gegenteil von Freude.
Generell würde ich aber niemandem davon abraten das Buch zu lesen. Ich denke das kann schon sinnvoll sein wenn man selber überhaupt kein Konzept hat und einen Anstoß in die richtige Richtung braucht, aber letztendlich muss wohl jeder für sich selber eine eigene Methode entwickeln die im eigenen Leben funktioniert.
Cloudy24 hat geschrieben:Ich kann auch mit diesem "does this spark joy?" Konzept nicht wirklich viel anfangen, weil "joy" kein Gesichtspunkt ist, unter dem ich die Dinge auswähle, die ich besitzen möchte. Ich besitze viele Dinge, die einfach nützlich sind und die ich brauche, bei denen ich aber nicht in freudige Gefühle ausbreche.
Diesen Punkt habe ich aber ganz anders aufgefasst. Ob etwas Freude bringt, merkt man ja oft nicht, wenn man es gerade hat, sondern dann, wenn man es gerade nicht hat. Natürlich breche ich beim Anblick meines Staubsaugers nicht gerade in Freudenschreie aus.
Aber wenn ich meinen Staubsauger nicht hätte oder dieser aus irgendwelchen Gründen plötzlich kaputtgehen sollte, wäre ich doch sehr unglücklich, wenn ich ehrlich bin. Und wenn mich das Fehlen des Staubsaugers unglücklich macht, macht mich das Besitzen im Umkehrschluss wiederum glücklich. Von daher finde ich den Gedankengang von Marie gar nicht so blöd.
Gehört habe ich davon nichts, aber ich sehe es auch als kaum notwendig an, dass ich anfange meinen kompletten Hausstand so auszumisten. Ich miste regelmäßig aus und hänge mir gar nicht erst Sachen ans Bein, die ich nur nett finde und für die ich keine Verwendung habe. Alles was hier im Haus zu finden ist, hat eine Funktion und ist nützlich, lässt mich aber auch nicht in Freudenschreie ausbrechen und wenn es defekt ist, dann sitze ich auch nicht heulend in der Ecke. Es ist nützlich und damit sind meine Emotionen dem gegenüber neutral, ist es kaputt, wird es repariert oder Ersatz beschafft. Freude empfinde ich dabei nicht, ebenso wenig wie Trauer wenn der Staubsauger nun in das Reich der Staubsauger übersiedelt.
Wenn jemand allerdings alles doppelt, dreifach und vierfach hat und sich von nichts trennen kann, obwohl er es nicht verwendet und es einfach nur in der Gegend fristet, dann kann das Programm dazu vielleicht auch schon beitragen damit man sich dann von unnützen Dingen die man nicht braucht und nicht verwendet dann auch trennt. Aber eine Vorgehensweise das ich erst dieses machen muss und dann jenes, ist für mich schon übertrieben da ich mein eigenes System habe und mich weder an Kleidungsstücke klammere, noch an Dokumente, die ich nicht ohnehin aufbewahren muss. Ist die Frist verstrichen, dann fliegt das hier bei der nächsten Gelegenheit bei der ich dazu komme auch direkt hinaus.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Aber wenn ich meinen Staubsauger nicht hätte oder dieser aus irgendwelchen Gründen plötzlich kaputtgehen sollte, wäre ich doch sehr unglücklich, wenn ich ehrlich bin. Und wenn mich das Fehlen des Staubsaugers unglücklich macht, macht mich das Besitzen im Umkehrschluss wiederum glücklich. Von daher finde ich den Gedankengang von Marie gar nicht so blöd.
Ich würde mich über einen kaputten Staubsauger ärgern, aber eine Katastrophe wäre das nicht, und wahrscheinlich wäre ich auch etwas genervt, weil ich genau weiß, dass die Suche nach dem passenden Ersatz Zeit in Anspruch nimmt. Wahrscheinlich hätte ich mit dem Geld auch gerne etwas weniger langweiliges und nützliches gekauft.
Aber ich sehe den Besitz eines Staubsaugers halt nicht als etwas, das mich glücklich macht und sehe die Abwesenheit von Unglück auch nicht automatisch als Glück. Ich würde dann eher von einem neutralen Zustand reden. Mir fehlt wohl einfach die emotionale Komponente beim Staubsauger, die in dem Buch oft sehr betont wird.
Das soll übrigens auch der Grund sein, warum männliche Minimalisten mit dem Buch nicht so viel anfangen können und warum es häufiger mal als "Frauenliteratur" bezeichnet wird. Das habe ich als Kritik jetzt schon mehrmals gelesen, aber ich weiß nicht ob man das Gefallen oder nicht Gefallen dieses Buches wirklich vom Geschlecht abhängig machen kann, ich bin schließlich auch eine Frau. Ich denke es liegt eher an der Art der Beziehung, die man generell zu Gegenständen hat.
Zugegeben, ich habe das Buch nicht gelesen, aber so oft davon gehört, dass ich schon selbst das Gefühl habe, als hätte ich es eigenhändig durchgeackert. Man kommt an dem Werk ja irgendwie kaum vorbei. Ich weiß aber nach allem was ich hörte nicht, ob ich es auch noch lesen möchte, denn der ganze fast schon esoterisch anmutende Ansatz ist nicht so meine Welt. Wenn ich in Rezensionen davon höre, dass man sich bei seinen Socken dafür entschuldigen soll, weil man sie zusammenrollt, hört es für mich an dieser Stelle auf.
Und auch dieser Joy-Sparkling-Gedanke ist mir fremd, weil mich eigentlich nur wenige Dinge glücklich machen, sofern Dinge überhaupt ein solches Gefühl hervorrufen können. Da fände ich das Gedankenspiel Dinge auszusortieren, die ein negatives Gefühl hervorrufen können, eher interessant. Sei es ein Küchengerät, an das man ohnehin immer schlecht herankommt, eine Sache, die nicht gut funktioniert oder etwas, womit man negative Erinnerungen verbindet.
Interessant finde ich den Gedanken aus einem Themenbereich alle Dinge aus Wohnung und Keller zusammenzusuchen, um sie auf einem großen Haufen zu sehen. Das kann wirklich heilsam sein. Manchmal ist einem gar nicht bewusst, wie viel man hat, weil es so gut verstaut und organisiert ist, dass man seinen Besitz unterschätzt. Allerdings ist das unglaublich zeitaufwändig und ich würde das nicht noch einmal tun, man ist da schnell überwältigt von der Arbeit.
Ich wüsste auch nicht, warum es schlecht sein sollte, immer nur in kleinen Portionen zu sortieren. Auch mit kleinen Schritten kommt man ans Ziel. Und wenn jemand jeden Tag nur eine echte Sache aussortiert und sich nicht wie manche mit einer Postkarte oder einem Haargummi zufriedengibt, kann man schon eine ordentliche Menge zusammenbekommen.
Ich kenne diese Ausmist-Ideologie nur aus zweiter und dritter Hand, und ich muss sagen, sie schüchtert mich eher ein, als dass sie mich motiviert. Da ich gerade umziehe, habe ich mal wieder etliche Kartons gemischten Trödel ausgemistet und war wie jedes Mal leicht schockiert darüber, wieviel Zeugs sich bei meinem gefühlt ach so "minimalistischen" Lebenswandel ansammelt. Aber dann nutze ich auch die Gelegenheit und miste aus, einfach von der Frage getrieben: Lohnt es sich, das Ding mühsam einzupacken, Leute für den Transport zu bezahlen und es dann wieder auszupacken?
Generell kann ich mich gut von materiellen Dingen trennen, ich habe nur selten Zeit und Muße dazu, etwa meinen ganzen Kleiderschrank zu leeren und über jedem Stück meditativ zu verharren. Da wäre das Wochenende mal wieder dahin, und so diszipliniert bin ich nicht. Die Dame, die das Ganze ins Leben gerufen hat, scheint zudem auch nicht die Sorte Mensch zu sein, die ich mir als Vorbild nehmen kann - viel zu perfekt, und diszipliniert, und geradlinig und brettsteif-japanisch. Mein Leben sieht leider anders aus. Ich versuche wie die meisten Menschen nicht im Chaos zu versinken, aber ich habe einfach nicht genug Zeit und Energie übrig, um meine Sockenschublade zu einer Oase kindlicher Begeisterung und Wertschätzung zu machen.
Ich finde das eigentlich nicht notwendig, ständig irgendwas auszusortieren. Ich würde auch nicht unterschreiben, dass man sich mit weniger wohler fühlt. Bei mir ist es eigentlich so, dass ich gerne viel von allem habe; viele Klamotten, viele Schuhe, viel Haarschmuck und einfach eine große Auswahl. Ich hätte gar nicht den Wunsch, das zu reduzieren.
Genug Platz habe ich auch, ich hab ja mehrere Garagen. Meine Schuhe passen beispielsweise nicht alle in die Wohnung, da stehen eben noch Schuhkartons in Garagen herum, na und? Ich sammle auch manche Dinge weil ich die schön finde, da würde ich nie auf die Idee kommen, etwas davon wegzuwerfen, auch wenn es unnütz ist.
Ich habe zu dieser Methode mal ein Video auf YouTube gesehen, wobei ich nun nicht weiß, wie gut die Vorgaben der Autorin übernommen wurden. Ich versuche auch immer, zwischendurch auszumisten, damit sich nicht so viel ansammelt. Aber einige Punkte, die die Autorin Marie Kondo vertritt, finde ich nicht schlecht und so würde ich wohl auch vorgehen.
Zum Beispiel finde ich es sehr sinnvoll, alle Sachen einer Art auf einen Stapel zu legen und die Dinge dann einzeln durchzugehen und dabei zu schauen, ob man sie noch haben möchte. Ob die Dinge Freude verursachen ist so ein anderes Thema, aber wenn man sich fragt, ob man sie wirklich noch nutzen möchte, ist das für mich ausreichend. Freude müssen zum Beispiel Basic-Kleidungsstücke bei mir nicht verursachen.
Deswegen finde ich eigentlich, dass jeder für sich schauen und die geeignete Methode zum Aufräumen finden sollte. Solche Bücher oder Videos zu einer bestimmten Methode können meiner Meinung nach gut helfen, damit man eine Grundidee hat, wie es laufen kann. Aber dann kann man die Methode ja noch so verfeinern und bearbeiten, dass sie für einen selber gut funktioniert.
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