Wohngenossenschaft rationiert warmes Wasser - geht's noch?
Du gehst also davon aus, dass hunderte Mieter in einer Siedlung die Eckventile umbauen lassen, Stromleitungen legen lassen und unter den Waschbecken Durchlauferhitzer einbauen lassen? Wo viele fürchten, den Strom nicht zahlen zu können? Das ist was anderes als einen Heizlüfter zu nutzen, der übrigens vor einigen Jahrzehnten morgens und abends in vielen Haushalten lief.
Naja, wenn ich kleine Kinder hätte und mir das Warmwasser tagsüber abgestellt bekäme, dann würde ich mir schon überlegen, ob ich mir einen kleinen Durchlauferhitzer kaufen würde. Welche mit 3,5 kW bekommt man schon für um die 100 Euro.
Tja, nur kannst du damit eben nur ein Waschbecken versorgen. Damit es Warmwasser im ganzen Bad gibt, sind Fliesen aufzuklopfen und die Leitungen freizulegen. Das kostet, falls der Vermieter es erlaubt. Wobei ich mich auch frage, warum man ausgerechnet mit Kindern ganztägig heißes Wasser braucht.
Natürlich ist heißes Wasser zu jeder Zeit ein Komfortgewinn und schwierig zu ersetzen, wenn das Leben in anderen zeitlichen Bahnen verläuft als das der Mehrheit.. Deshalb darf man es ja auch nicht einfach ohne Zustimmung nur zeitlich begrenzt welches zur Verfügung stellen. Aber so liegt das Problem bei Kindern?
Um noch einmal auf eigene Erfahrungen zurückzugreifen: Bei meiner alten Mietwohnung konnte ich vor Dienstbeginn um 04:00 Uhr morgens keineswegs duschen. Aus dem Warmwasserhahn lief allenfalls bis auf ca. +30 Grad Celsius angewärmtes, lauwarmes Wasser. Dasselbe nach 22 Uhr abends.
Und in der neuen Wohnung ist ebenfalls eine stark ausgeprägte Nachtabsenkung deutlich zu spüren. Ab 22:00 Uhr hat man den Eindruck, dass die Heizung ganz abgeschaltet wird. Und erst morgens gehen 07:00 Uhr wird sie wieder hochgefahren.
Beim Warmwasser ist es nicht ganz so ausgeprägt. Erst nach zwangsweiser Umstellung des Gasbrenners wegen anderer Zusammensetzung des Gases wurde auch im Zuge der notwendigen Nachbesserung ein neuer Kessel installiert. Erst seitdem ist das Wasser zum Abspülen tatsächlich nach ca. 10 Litern durchplören lassen bis +55 Grad Celsius warm.
Ganz anders dabei meine Erfahrungen bei einem Besuch in Belgien. Wenn man da das erste Mal ein Hotelzimmer besucht und den Warmwasserhahn aufdreht, muss man aufpassen, sich nicht zu verbrühen. Man ist es dort gewohnt, immer auch Kaltwasser gleichzeitig über die Mischbatterie zuzumischen. Sowas kenn ich von Deutschland überhaupt nicht. Hier habe ich noch nie Kaltwasser extrem zumischen müssen.
Wollte damit sagen, dass auch in Deutschland schon jahrzehntelang ein rigoroser Sparkurs in Bezug auf Energieverbrauch gefahren wird. Es verhält sich keineswegs so, dass hier gedankenlos mit Heizenergie und Warmwasser umgegangen wird. Das Umweltbewusstsein ist schon da. Interessanterweise scheint das bei einigen Leuten nicht so zu sein.
In der Presse stand zu lesen, dass sie es gewohnt wären, durch Öffnen des Fensters die Zimmertemperatur zu regulieren. Klar, Thermostatventile sind in einigen Ländern Fremdworte. Das kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen. Aber zeigt doch, dass hierzulande das Umweltbewusstsein geschärft wird. Und jetzt kommt noch der "Stalinismus" in Form von Abwürgen der Warmwasserversorgung bei Wohnungsgesellschaften als Sahnehäubchen hinzu.
In Wirklichkeit geht es den Wohnungsgesellschaften darum, nicht auf nicht gezahlten Umlagen sitzen zu bleiben. Oder besser gesagt, auf nicht mehr bezahlbaren Energiekosten. Fehlt nur noch, dass sie die Leute, die das nicht mehr können, gleich auf die Straße setzen. Eine gerechte Umverteilung der Mehrbelastungen ist hier angesagt.
Warmwasser und Heizung funktionieren durchaus getrennt. Du könntest also problemlos den Heizkessel im Sommer ausschalten. Das wäre mal eine sinnvolle Maßnahme. Denn wenn der Temperaturfühler außen feststellt, dass es nachts so kalt ist, dass die Einstellung Heizen vorsieht, dann stellt die Heizung im Kessel die eingestellte Vorlauftemperatur her. Das steigert den Verbrauch und die Kosten, obwohl niemand sein Thermostat aufgedreht hat.
Und dass sofort heißes Wasser aus den Leitungen kommt, ist nun keine Besonderheit belgischer Hotels. Ich lebe in einer unsanierten Werkswohnung von 1959, hier in der Stadt gibt es hunderte baugleicher Häuser in allen Stadtteilen. Und alle haben eine Warmwasserversorgung mit Zirkulationspumpe. Dafür brauchst du weder das Ausland, noch ein modernes oder zumindest kernsaniertes Gebäude.
Meine Tagesmutter hatte die Zirkulation in einem Haus aus den 1970ern im Badezimmer, obwohl im Gästebad und in der Küche nur Kaltwasser vorhanden war. Das war übrigens geförderter sozialer Wohnungsbau und wir hatten auf dem teureren freien Markt noch Kohleöfen und einen Badeofen.
Jeder geht von seinem persönlichen Erfahrungshorizont aus. Bei uns war das so, dass trotz Zahlung eines "verlorenen Baukostenzuschusses" die Heizungsleistung nach Fertigstellung des Neubaus nicht für die oberen Stockwerke ausreichte. Wie sich herausstellte, war das ein vollumfänglich, bewusster, planungsmäßiger Fehler, denn die Genehmigung zum Vermieten des obersten Stockwerkes wäre mit der Installation eines Personenaufzuges verbunden gewesen, was man sich geschenkt hatte. Insofern wäre eine "Überdimensionierung" der Heizungsanlage bei der Endabnahme übel aufgestoßen.
Eine Umwälzpumpe für ein 5-stöckiges Haus in der Innenstadt musste schließlich nach einigen harten Wintern mit zahlreichen Protesten der betroffenen Mieter nachgerüstet werden. Diese Umwälzpumpe war aber häufig überlastet und fiel aus, so dass es immer wieder zu Einschränkungen in der Beheizung der oberen Stockwerke kam. Eine Notlösung, die sich nun schon mit Wissen der Behörden über Jahrzehnte hinzieht.
Da das Haus zwischenzeitlich mehrfach seinen Besitzer gewechselt hatte, ergaben sich auch gewisse juristische Probleme bezüglich der Regressforderungen. Der erste eine private Unternehmer hatte irgendwann den Bettel hingeworfen, und heute ist meines Wissens nach eine finanzstarke Versicherungsgesellschaft der Eigentümer, mit mehr finanziellem Rückhalt, mit der sich keiner so gerne ein juristisches Scharmützel liefern möchte.
Von einer serienmäßig vorgeschriebenen Kreiselpumpe für Warmwasser weiß ich nichts. Diese Häuser hatten pro Wohneinheit ihre eigenen Gasthermen (Geysire) und waren damit weitestgehend autonom was die Warmwasserbereitung anbelangte.
Da aber hier Dinge angesprochen werden, wie ständig heißes Wasser aus dem Hahn mittels "Kreiselpumpe", möchte ich bemerken, dass sich in anderen Häusern viele Hausbewohner beklagten, dass erst Wasser verschwendet werden müsse, ehe warmes Wasser aus dem Warmwasserhahn käme, und dies zu einem erhöhten Wasserverbrauch führe. Die entsprechenden Hausverwaltungen stellen mehrere Rechenmodelle auf und konnten mehrheitlich die Mieter davon überzeugen, dass solcherlei Warmwasserinstallationen mit permanent kreisendem Fluss unterm Strich wesentlich kostenintensiver wäre als die vermeintliche Verschwendung wie bisher.
Was allerdings auch immer wieder zu Misshelligkeiten führt, ist die Art und Weise, wie der Verbrauch tatsächlich erfasst wird. Neuerdings wurden deswegen in viele Wohneinheiten separate Wasserzähler eingebaut. Ob das nun aufgrund einer gesetzliche Vorschrift erfolgen musste oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis. Sowohl für Warmwasser wie für Kaltwasser. Das empfinden viele Mieter wiederum als eine Ungerechtigkeit. Denn sobald der Warmwasserhahn aufgedreht wird, rotiert das Zählwerk, egal ob da "Eiszapfen" aus dem Hahn kommen oder 100 Grad kochendes Wasser. Und hinterher wird einfach auf der Abrechnung der individuell abgelesene Literstand pauschal malgenommen mit dem Betrag auf der Brennstoffkostenrechnung.
Auch zählen, gerade in den heißen Sommern der letzten Jahre wieder festzustellen, die sogenannten "Heizkostenverteiler" an den Heizkörpern lustig weiter, obwohl die Wäreme überhaupt nicht aus der Heizungsanlage kommt, sondern durch die Sonneneinstrahlung und Aufheizung der Räume. Ein renommiertes Unternehmen, das derartige Zählwerke herstellt und installiert, hat einmal dazu wie folgt Stellung genommen: 'Eine Unsicherheit in der Erfassung ist nicht zu vermeiden. Da aber alle Mieter eines Hauses davon betroffen seien, ergäbe sich in der Abrechnung für einzelne Mieter weder eine Bevorzugung noch Benachteiligung.'
Dem möchte ich entgegenhalten, dass es gerade die schlecht gedämmten Dachgeschosswohnungen sind, bei denen regelmäßig nach heißen Sommern zu viel an Heizkosten abgerechnet wird. Da sich diese Abweichungen meistens allerdings nicht im justiziablen Bereich bewegen, um einen kostspieligen Prozess anzuzetteln, ist auch hier der Mieter wieder der Dumme.
Um zurückzukommen zum Thema:
Beim genannten Wohnungsunternehmen kann es also vorkommen, dass aus der Macht der Gewohnheit heraus Mieter den Warmwasserhahn betätigen, und dass der Literstand durch den zugehörigen Zähler erfasst wird. Obwohl nur kaltes Wasser fließt. Abgerechnet wird aber hinterher mit dem Faktor der Brennstoffkosten. Für solch eine Vorgehensweise fällt mir leider kein anderer Begriff ein als Betrug.
Wenn schon Warmwasser heruntergefahren wird, dann sollten auch die Hähne blockiert, oder der Haupthahn zugedreht werden, damit solche Pannen nicht passieren können.
Gorgen, du hast dich doch darüber beschwert, dass in Deutschland Heizung und Warmwasser seit Jahren kaputtgespart worden wären und es in Belgien im Hotel sofort heißes Wasser gab. Ich habe nur aufgezeigt, dass diese Technik hierzulande nicht selten und auch nicht neu ist. Dass das sauteuer ist, ist mir klar. Das zeigen auch meine Beiträge vorher, in denen deutlich wird, dass unsere Hausgemeinschaft das einstimmig abgeschaltet haben möchte.
Was nun das generelle Heizverhalten und die Einstellung mit den Messeinheiten am Heizkörper zu tun haben soll, erschließt sich mir auch nicht. Dass die recht ungenau funktionieren, ist keine Neuigkeit. Daher ist der verbrauchsabhängige Anteil auf 70 Prozent begrenzt. Irgendwelche Probleme im Einzelfall musst du halt auch selbst klären. Du startest ein Ablenkungsmanöver nach dem anderen.
Zumal das Verhältnis zum Vermieter ja auch durchaus einvernehmlich sein kann, obwohl es Probleme gibt. Wir haben beispielsweise lange mit Vermieter im Zweifamilienhaus gewohnt. Kurz nachdem Verkauf an einen neuen Eigentümer hat es die Heizung gerissen. Die sprang nach der Nachtabsenkung nicht mehr automatisch an und war nicht reparabel. 300.000 Mark Kredit zu 12 Prozent Zinsen ließen dem Paar wenig Spielraum.
Also trabte man mehrere Jahre am Morgen in den Keller, startete manuell und wartete danach im Bett ab. Im Gegenzug gab es keine Mieterhöhung als es Doppelverglasung, Dämmung und weitere Modernisierung gab. Nicht immer muss man sein Recht durchsetzen, manchmal hilft auch reden. Unser Vermieter jetzt ist auch flexibel, nur vor einer Komfortabsenkung schreckt er zurück, weil er deutsches Mietrecht kaum kennt.
Worum geht es denn jetzt eigentlich? Gorgen hat keineswegs irgendetwas von Kaputtsparen gesagt, sondern dass man länger schon auf Energiesparen achtet. Und bei dem belgischen Beispiel habe ich nicht herausgelesen, dass er das als positiv hervorzuheben fand. Jeder erzählt anekdotisch Tatbestände aus seiner Wohnumgebung und von anderen Bekannten, was gut ist und was nicht was. Das ist doch alles sehr interessant und vollkommen in Ordnung. Mir ging es aber in meinem Thread eigentlich nur darum, ob ihr es gut findet, dass warmes Wasser in Wohngenossenschaften nur zu bestimmten Zeiten in Ordnung ist oder nicht, vielleicht noch, ob das überhaupt legal ist.
Sehr interessant fand ich den Aspekt von Georgen durchaus, dass es vielleicht Leute gibt, die dann auf andere Art und Weise warmes Wasser erzeugen und welche Auswirkungen das haben könnte. Daraufhin habe ich mir überlegt, ob ich mir in einer bestimmten Situation, ZUM BEISPIEL kleine Kinder, ein Gerät für unters Waschbecken anschaffen würde und habe gleich bei Amazon nachgeschaut, was sowas kostet. Ich finde es immer toll, wenn ich unerwartet irgendwelche Anregungen bekomme. Das heißt nicht, dass ich mir sowas kaufe, habe das aber jetzt im Hinterkopf, wie ich so viele Dinge im Hinterkopf habe, die ich vielleicht irgendwann brauchen könnte oder nicht, was eher wahrscheinlich ist. Andere Leute sammeln Dinge, ich sammle oft Informationen.
Als diese Meldung in den Medien kam, musste ich schon etwas schmunzeln. Denn wenige Tage vorher hatte ich mich mit einer Bekannten darüber unterhalten und hab da schon gesagt, dass man zu bestimmten Zeiten kein Wasser mehr aufheizen sollte, weil da einfach kein Bedarf besteht. Und wenn ein Schichtarbeiter spät abends noch schnell duschen will, so sollte noch genug warmes bzw. heißes Wasser im Kessel vorrätig sein.
Wobei man da vielleicht keine standardisierten Zeiten für alle Häuser eines Vermieters nehmen sollte, sondern schauen, wann die wichtigsten Zeiten pro Haus sind. Bei uns im Haus mit drei Eingängen könnte man sich auf zwei Zeiträume morgens und abends einpegeln. Das wäre völlig ausreichend.
In meinem Fall wäre übrigens eher eine starke Nachtabsenkung kontraproduktiv, bzw. die Möglichkeit, tagsüber zu heizen. Tagsüber bin ich nämlich nicht zuhause, weswegen ich bei freier Wählbarkeit von Morgens bis Abends die Heiztemperatur absenke. Stattdessen drehe ich die Heizung abends höher, wenn ich nach Hause komme. Das heißt, dass mein persönlicher tagesaktueller Heizzyklus eher umgekehrt ist wie im beschriebenen Fall vorgesehen.
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