Wohin würdet ihr gerne auswandern? Was gilt es zu beachten?
Ich will nicht mein ganzes Leben in Deutschland verbringen. So haben wir uns schon einige Gedanken gemacht, wo es uns die nächsten Jahre hinbringen soll. Konkret ist das alles aber noch nicht und man braucht natürlich auch entsprechende Rücklagen um nicht sofort wieder in Deutschland zu stehen. Habt ihr solche Gedanken auch schon gehabt und weswegen sind sie entstanden?
Bei mir ist es hauptsächlich so, dass ich Bergluft oder auch Meeresluft super vertrage und es mir da mit meinen Allergien besser geht, ich aber auch andere Sachen habe, die mir einfach auf die Nerven gehen. Natürlich hat man es woanders nicht leichter, das ist mir auch klar. Jedoch schwirrt der Wunsch ins Ausland zu gehen schon lange in meinem Kopf umher.
Habt ihr auch ein Auswanderungsziel im Kopf? Was wäre dafür zu beachten in eurem Fall? Es kann ja auch sein, dass euch das nie in den Sinn kommen würde, was hält euch also davon ab?
Früher habe ich häufig darüber nachgedacht, in ein anderes Land auswandern zu wollen. Aber ich konnte mich nie wirklich für ein bestimmtes Land entscheiden, in dem sowohl die Lebensqualität mindestens so gut ist wie in Deutschland, als auch das Klima und die sonstigen Lebensumstände so angenehm sind, dass ich es dort für mehrere Jahre aushalten würde.
Besonders angenehm und sympathisch ist mir Finnland gewesen, weil ich mit dem Menschenschlag besonders gut klar gekommen bin. Allerdings bin ich nur im Sommer dort gewesen, und ich müsste wohl erst einmal einen ganzen Winter dort verbringen, um herauszufinden, ob ich mir diese Zeit jedes Jahr antun wollen würde. Im Winterhalbjahr hingegen finde ich Portugal sehr angenehm, aber auch da weiß ich nicht, ob es wirklich für eine Langzeitperspektive gut geeignet sein könnte.
Für mich ist Deutschland das perfekte Land. Ich bin früher viel herumgekommen, könnte aber kein Land nennen, in dem ich lieber leben würde. Außerdem käme ich mit der fremden Sprache nicht zurecht. Ich könnte mich zwar verständigen und auch unterhalten. Aber es gäbe keine gemeinsame Basis aus kollektiven Erinnerungen. Es gibt so Dinge, die man sofort aus wenigen Worten versteht, die man gemeinsam empfindet und das würde mir fehlen. Ich würde unter Dauerstress stehen und immer Angst haben, dass ich missverstanden werde oder einfach Dinge nicht vom Sinn her verstehe, worüber die anderen reden und lachen.
Wenn ich aus mir noch unerklärlichen Gründen auswandern müsste, dann würde ich ein nordisches Land wählen. Im Süden ist es mir zu heiß. Großbritannien käme in Frage oder Dänemark. Zu nordisch sollte es wegen der kalten und dunklen Winter auch nicht sein. Die osteuropäischen Mentalitäten kommen mir auch entgegen. Die Länder dort kämen vielleicht auch in Betracht, wenn sie mich denn nehmen würden.
Bevor man tatsächlich auswandert, sollte man unbedingt in dem anvisierten Land in verschiedenen Regionen und zu unterschiedlichen Jahreszeiten Urlaub gemacht haben. Die Städte und nicht touristischen Regionen unterscheiden sich manchmal sehr von den touristischen Hochburgen. Wir haben zum Beispiel ein paarmal in Frankreich erlebt, dass dort trotz der vielbeschworenen deutsch-französischen Freundschaft noch Vorurteile gegen Deutsche herrschen und wir sind fremdenfeindlich beschimpft worden. Das hat mich ziemlich erschreckt.
Ich halte Auswandern ehrlich gesagt für illusorisch, und besonders wenn es schon als Qualifikation gilt, "Bergluft" zu vertragen. Ich denke mir immer, wir verhalten uns hierzulande gegenüber vielen "Ausländer*innen" so richtig scheiße, mit Verlaub gesagt, und erwarten umgekehrt, dass uns die Spanier*-, Norweger*- oder meinetwegen Japaner*innen mit Handkuss begrüßen und gleich mal mit einem Puderzucker-Einlauf bereit stehen. Über fehlende Sprachkenntnisse oder Probleme mit der Kultur wird in der Fantasie so mancher Möchtegern-Auswanderer großzügig hinweggesehen, weil Deutsche ja überall auf der Welt etwas "Besseres" sind.
Und selbstverständlich haben die Menschen in Indonesien, Peru oder auf den Kanaren nur händeringend darauf gewartet, dass Sabine und Torben kommen und ihnen zeigen, wie man ein Café eröffnet oder Haare schneidet, weil ja eine deutsche Friseurlehre durch die Bank mehr Chancen eröffnet als ein einheimisches Medizinstudium.
Mit dieser Mischung aus Überheblichkeit und Naivität kann ich mich nicht so recht anfreunden. Hierzulande ist natürlich auch nicht alles super, aber ich habe zumindest ein Bleiberecht und muss mich nicht erst mal mit der finnischen oder klingonischen Bürokratie herumschlagen und beweisen, dass ich etwas tauge und nicht nur dem Staat auf der Tasche liege. Von der Sorte hat nämlich jedes Land schon genügend in den eigenen Reihen. Und trotz des typisch deutschen Hangs zum Jammern leben wir immer noch in einem der höchst entwickelten Länder überhaupt mit Luxus und Bequemlichkeiten, die ich nur ungern missen würde.
Gerbera hat geschrieben:Mit dieser Mischung aus Überheblichkeit und Naivität kann ich mich nicht so recht anfreunden.
Na, ich hoffe mal, dass du diese Eigenschaften nicht unbedingt bei uns hier siehst, die in diesem Thread schreiben. Zumal ich ja selbst schon angedeutet hatte, dass ich gar nicht genau wüsste, in welchem Land ich mich wirklich besser aufgehoben fühlen würde als in Deutschland. Ich denke, am ehesten käme der Wechsel in ein anderes Land dann in Betracht, wenn man dort einen Lebenspartner hätte, mit dem gern gern zusammenziehen würde. Aber das ist bei mir nicht der Fall, und es gibt auch derzeit keinen echten Grund, über eine Auswanderung nachzudenken.
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