Woher kommen Vorurteile über Gewichtsabnahme nach Geburt?
Ich habe vorhin eher zufällig ein Interview mit Daniela Katzenberger mitbekommen, wobei sie dann meinte, dass sie geschockt war, dass sie nach der Geburt ihrer Tochter immer noch so viel wog. Sie hätte nämlich gedacht, dass sie quasi nach der Geburt wieder in ihre alten Klamotten von vor der Schwangerschaft passen würde und war dann doch geschockt, dass sie nach der Geburt knapp 20kg mehr gewogen hat als vor der Schwangerschaft.
Ich habe leider festgestellt, dass sie nicht die Einzige ist, die so denkt. So hat meine Schwägerin früher auch so gedacht, als sie vor 17 Jahren ihre Tochter bekommen hat. Sie wog damals nach der Geburt auch 20 kg mehr als vor der Schwangerschaft. Auch bei der Mutter einer früheren Klassenkameradin ist das auch so gewesen und sie war geschockt, dass sie hinterher sogar 23kg mehr wog als vorher.
Woher kommen die vielen Vorurteile, obwohl wir in dieser aufgeklärten Gesellschaft leben und Informationen frei abrufbar sind? Könnt ihr das nachvollziehen?
Es sind ja nicht nur realistische Informationen frei abrufbar, das ist wohl das Problem. Leute wie Heidi Klum oder Herzogin Kate werden in den Medien als glänzende Beispiele voran getragen und dann glauben eben diverse Frauen, dass sie das auch schaffen. Dabei ist das eben keineswegs selbstverständlich, dass man nach der Schwangerschaft wieder so wenig wie davor wiegt.
Und selbst wenn man kein Gramm mehr auf den Hüften hat, hat eine normale Frau nach einer natürlichen Geburt ein aufgedehntes Becken und eine gewisse Menge übrige Haut an den Hüften, so dass man normalerweise nicht gleich wieder in die alten Klamotten passt. Vor allem nicht in die Hosen. Und wenn man stillt, passen bei vielen Frauen auch die alten Oberteile an der Brust nicht.
Ich frage mich auch, ob es für Mutter und Kind so gesund ist, wenn solche Vorzeigefrauen kein Gramm zu viel haben und mit personal trainer einer Idealfigur schon kurz nach der Geburt entgegen turnen. Wie hoch ist wohl der Preis für die Gesundheit?
Der Irrglaube kommt vermutlich daher, dass man die harte Arbeit für eine strenge Diät in der Schwangerschaft und einen straffen Plan mit Sport nicht sieht, weil das bewusst so wirken soll, als würde man all das mühelos erreichen können. Für den Star und seinen Nimbus mag das ja toll sein. Aber für die Psyche der allermeisten anderen Mütter halte ich so ein fragwürdiges Vorbild für zweifelhaft.
Ich denke, dass diese Vorurteile kommen, weil in den Medien oft das Bild vermittelt wird, dass berühmte Menschen eben sofort wieder schlank sind und dass das normal ist. So ist es aber nun mal nicht in der Realität und deswegen muss man auch am Körper wieder arbeiten, was ja aber eh Sinn macht, da man ja Beckenbodentraining und Rückbildung machen muss und dann ja auch nach und nach mehr machen kann.
Wobei ich mitbekommen habe, so in meinem eigenen Umfeld, dass Frauen, die in der Schwangerschaft normal zugenommen haben, also keinen Mist gegessen haben, sondern sich ganz gesund ernährt haben, das schneller wieder zu ihrer schlanken Figur geschafft haben, weil sie einfach nur das drauf hatten, was das Kind gebraucht hat und sich nicht einem Esswahn hingegeben haben.
In meinen Augen ist es aber gar nicht schlimm, wenn das alles ein bisschen länger dauert. Immerhin hat man ein Kind bekommen und sollte in der ersten Zeit andere Dinge im Kopf haben als Training. Das Kind möchte ja auch gestillt werden und so eine intensive Zeit hat man mit dem Kind nie wieder, weswegen man das meiner Meinung nach ganz in Ruhe angehen sollte. Dem Mann sollte die Figur auch egal sein. Immerhin hat die Frau ein Kind bekommen.
Das ist kein Vorurteil, sondern bei jeder Frau anders. Als ich nach der Entbindung nach Hause kam, hatte ich fast mein Ausgangsgewicht wieder. Die Hosen die vorher gepasst haben, haben da schon wieder gepasst. Es ist also nicht üblich, dass jede Frau nach der Schwangerschaft wesentlich mehr Gewicht hat, als vorher.
Ob eine Frau während der Schwangerschaft so viel mehr zunimmt, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem auch davon, ob sie wirklich für Zwei isst oder ob sie bei der Ernährung halbwegs normal bleibt. Aber auch Wassereinlagerungen können mehr Gewicht bringen. Was aber auch nicht bei jeder Schwangeren vorkommen muss.
Ich denke, dass das oft daher kommt, dass man eben annimmt wirklich für zwei essen zu müssen wie der Volksmund eben behauptet. Wenn dann noch solche Vorbilder wie Heidi Klum auftauchen, die dann kurz nach der Geburt schon durchtrainiert aussehen vermittelt das eben ein unrealistisches Bild und manche Frauen denken dann, sie könnten essen was sie wollen und so viel sie wollen, weil die Kilos hinterher sowieso nach der Geburt wieder weg sind.
Da spielen wohl mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen sehen Frauen Stars und Sternchen keine vier Wochen nach der Geburt mit top Figur und meinen das kommt von alleine. Das Stars auch in der Schwangerschaft strenge Ernährungspläne einhalten müssen, auch in der Schwangerschaft weiter Sport (natürlich an die Schwangerschaft angepasst) treiben und nach der Geburt von ihrem Trainer wieder fit gemacht werden, sieht natürlich keiner. Und das wird in den Medien auch nicht erzählt, weil alle die tolle Figur der frischgebackenen Mutter bewundern sollen. In Wahrheit ist es harte Arbeit.
Außerdem findet meiner Erfahrung nach kaum Aufklärung durch den Frauenarzt statt. Bei meiner ersten Schwangerschaft hat mir der Frauenarzt immer gesagt, nicht mehr als 10kg zunehmen und hat immer geschimpft wenn es bei der Vorsorge mehr als ein Kilo Zunahme war. Er hat immer gesagt, sie werden hinterher total unglücklich sein und ich solle doch bitte mehr auf die Ernährung achten. Hatte so nach der Geburt nur ein Kilo mehr drauf als vor der Geburt. Bei Kind zwei und drei hat es die Frauenärzte gar nicht interessiert und sie haben nie was gesagt. Deshalb hatte ich bei Kind zwei auch mehr Kilos drauf, denn schwanger hat man nun mal Heißhunger und es gab ja keine Kontrolle.
Letztendlich kommt es aber auch auch auf den Körper an. Ich habe bei Kind drei sogar hinterher weniger gewogen als vorher, aber ich mochte auch gar nichts essen außer Gurke und die hat nun mal kaum Kalorien. Wenn ich Essen schon gesehen habe, war mir schlecht und ich musste mich wirklich zwingen, um mich einigermaßen gesund zu ernähren, damit das Kind alle Nährstoffe bekommt. Das war halt Glück, wenn man Hunger auf Sahnetorte hat, ist das natürlich ein riesen Problem.
Also ich habe ziemlich gleich nach der Geburt wieder weniger gewogen. Allerdings auf mein Ursprungsgewicht vor der Schwangerschaft bin ich nie wieder gekommen. Zuerst waren es glaube ich fünf Kilogramm mehr und dann zehn. Wobei ich wirklich vor der Schwangerschaft eine Traumfigur hatte. Auf 1,70 50 kg zu wiegen ist eben Luxus.
Und man muss auch dazu sagen, dass ich damals ja noch zur Schule gegangen bin und täglich vier Kilometer mit einem schweren Schulranzen zurück gelegt habe. Nebenbei noch Sport und so Sachen. Das fällt natürlich dann alles weg, wenn man ein Kind hat, das ist klar.
Ich trauerte dieser Zeit aber auch nicht nach. So lange ich mich in meinem Gewicht wohl fühle, sehe ich keinen Anlass, da irgendwie herum zu turnen. Allerdings gibt es immer wieder Leute, vor allem aus den Medien, die das den werdenden Müttern vorgaukeln. Und oft sind auch Frauen untereinander ziemlich böse, dass sie sich darüber lustig machen, wenn eine Frau nach der Geburt die Kilos nicht mehr weg bekommt. Habe ich alles schon erlebt.
nordseekrabbe hat geschrieben:Wobei ich wirklich vor der Schwangerschaft eine Traumfigur hatte. Auf 1,70 50 kg zu wiegen ist eben Luxus.
Um ehrlich zu sein ist so ein Gewicht bei der Größe für mich keine Traumfigur, sondern eindeutig zu wenig. Das ist ja schon fast Hungerhaken. Laut BMI wäre das sogar eindeutig Untergewicht, wobei der BMI ja eigentlich kein Maßstab sein sollte. Eine Freundin von mir wiegt 55 kg bei 1,70m und selbst das finde ich viel zu dünn. Eine Frau sollte Kurven haben und nicht aussehen als wäre sie aus einem Land, in dem Hungersnot herrscht!
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