Woher kommen die Vorurteile über Master?
Ich diskutiere gerne mit Menschen über das Studium allgemein und ich habe festgestellt, dass sehr viele Menschen Vorurteile gegenüber dem Master haben. So wird gerne angenommen, dass ein Master grundsätzlich komplett überflüssig sei und ein Bachelor reicht, wenn man auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen möchte. Dass das aber auch von dem Studiengang und der Branche abhängig ist, bedenken nur die wenigsten.
So weiß ich beispielsweise, dass man als Psychologe mindestens einen Master-Abschluss braucht um überhaupt Arbeit finden zu können. Also mit einem Bachelor kommt man überhaupt nicht weit, wenn ich so bekannte Psychologie-Studenten anhöre.
Auch in meiner Branche ist es so, dass man zwar sagt, dass theoretisch mit einem Bachelor auch Arbeit gefunden werden könnte. Aber komischerweise sagen das zwar viele, aber keiner kennt jemanden, wo das tatsächlich funktioniert hat. Auch weiß ich, dass sehr viele Bachelor-Absolventen sehr lange Zeit arbeitslos sind, weil sie einfach nichts finden. Im öffentlichen Dienst bei den Behörden beispielsweise ist ein Master notwendig, weil man für Bachelor gar keine Besoldungsstufe hat und mit der Bezahlung überfordert wäre.
Woher kommen die Vorurteile gegenüber den Master-Studiengang?
Ich dachte eher, dass die allgemeine Auffassung wäre, dass Bachelor alleine so gar nichts bringt. Fast unabhängig von Fach und Branche. Bachelor ist wie Grundstudium und danach hat auch noch nie jemand was gefunden, weil man einfach noch nicht fertig ist.
Als ich studiert habe, wurde die Reform gerade durchgeführt. Ich bin eine der letzten mit einem Magister-Abschluss. Damals war uns eigentlich klar, dass kein Arbeitgeber einen Bachelor-Studenten akzeptieren würde, weil der nur den unwichtigen Teil eines Studiums hinter sich hat. Es überrascht mich jetzt, dass diese Meinung in etwas mehr als 10 Jahren ins Gegenteil umgekippt ist.
Bienenkönigin hat geschrieben:Ich dachte eher, dass die allgemeine Auffassung wäre, dass Bachelor alleine so gar nichts bringt.
Ich glaube, dass das eher vom Background der jeweiligen Person abhängig ist. Ich habe beobachten können, dass gerade Nicht-Akademiker den Bachelor mit einer dreijährigen Ausbildung gleichsetzen und den Master als eine Art Weiterbildung nach der Ausbildung sehen. Bei Menschen mit akademischem Hintergrundwissen sieht es natürlich anders aus.
Ich habe noch auf Diplom studiert und bei meinem Diplom hatte ich zwei Schwerpunkte, also gewissermaßen zwei Vertiefungsrichtungen. Wer heute mein Fach studiert, der hat dann im Master nur eine Vertiefung, daher würde ich sagen, ist der Master eigentlich (zumindest in meinem Fach) dem früheren Diplom unterlegen ist.
Den Bachelor sehe ich eher als eine Art Grundstudium. In meinem Fach hätte man damit nicht so viel anfangen können, aber es ist sicherlich denkbar, dass in manchen Bereichen oder für manche Tätigkeiten ein Bachelor ausreicht. Eine Kollegin von mir hat tatsächlich nur einen Bachelorabschluss, allerdings nicht in meinem Fach. Für das, was sie macht, reicht der Bachelor. Sie macht das auch gut und hat sich vieles selbstständig oder durch Weiterbildungen zusätzlich angeeignet. Allerdings verdient sie eine ganze Ecke weniger als ich. Sie hat also einen finanziellen Nachteil.
Bienenkönigin hat geschrieben:Ich dachte eher, dass die allgemeine Auffassung wäre, dass Bachelor alleine so gar nichts bringt. Fast unabhängig von Fach und Branche. Bachelor ist wie Grundstudium und danach hat auch noch nie jemand was gefunden, weil man einfach noch nicht fertig ist.
Das sehe ich ganz genauso. Ich habe bisher auch von sehr vielen Menschen gehört, dass der Bachelor allein heutzutage kaum noch etwas wert ist. Wenn man etwas arbeiten möchte, wofür ein Studium notwendig ist, dann braucht man auch den Master dazu. Dabei habe ich das bisher sowohl von Akademikern, als auch von Nicht-Akademikern gehört.
Ich kenne auch sehr viele Bachelor-Studenten, die nach dem Abschluss keine Arbeit gefunden haben und die deshalb dann auch meinten, dass der Master notwendig sei. Eigentlich ist das ja auch absolut kein Wunder, wie ich finde. Wenn man eine Arbeit haben möchte, für die ein Studium notwendig ist, dann werden doch natürlich diejenigen vorgezogen, die ein abgeschlossenes Master-Studium haben. Wozu sollte sich denn ein Betrieb dann auch für Bachelor-Studenten entscheiden, wenn es mehr als genügend Bewerber gibt, die einen Master-Abschluss haben?
Wenn man sich für etwas bewirbt, für das kein Studium notwendig ist, dann ist der Master natürlich schon überflüssig. Der Bachelor ist dann im Prinzip auch überflüssig, wobei man dann aber wiederum einen Vorteil gegenüber der Abiturienten hat. Da werden dann auch wieder eher Leute genommen, die einen Bachelor-Abschluss haben, als Leute, die eben nur Abitur haben.
Es kommt also immer darauf an, was man beruflich erreichen möchte und in welcher Branche man arbeiten will. Ich denke, dass man aber schon deshalb studiert, um dann auch etwas arbeiten zu können, wofür das Studium notwendig ist. In solchen Fällen ist ein Master also nie verkehrt und ich habe es daher auch noch nie mitbekommen, dass ein Master als unnötig angesehen wird. Das ist ja nur dann der Fall, wenn man etwas arbeiten will, wofür man überqualifiziert ist.
Dass Menschen, die nichts mit einem Studium zu tun haben, den Master für relativ überflüssig halten, das ist doch normal. Schließlich haben die Arbeitgeber lange nach jüngeren Berufsanfängern geschrieen. Damals ist kommuniziert worden, dass die meisten Studierenden nach dem Bachelor arbeiten können und sollen.
Dass es dabei eigentlich nur um den Wunsch nach Angleichung in der EU ging, dass die Zahl der Hochschulabsolventen auf mindestens den europäischen Schnitt kommen sollte, und dass die Forderungen der großen Verbände nichts mit der Realität in den Unternehmen zu tun hatte, das hat doch kaum jemand mitbekommen.
Im Prinzip wissen die meisten Arbeitgeber bis heute nicht, was sie mit den neuen Abschlüssen anfangen sollen. Für zig Stellen reicht ein Bachelor, gesucht wird aber ein Master. Ein ganz tolles Beispiel gibt es im Bereich Jura.
Jura kann statt mit dem 2. Staatsexamen auch mit dem Bachelor abgeschlossen werden. Der Master ist auch möglich. Absolventen mit dem 1. Staatsexamen, dem Bachelor oder dem Master sind war keine Volljuristen. Aber sie sind dazu qualifiziert, in der Rechtsabteilung großer Unternehmen zu arbeiten.
Eigentlich sind Abbrecher des klassischen Studiengangs und Absolventen mit Bachelor oder Master genau für diese Arbeit gedacht und sehr gut ausgebildet. Nur bekommen sie keine Stelle, gefordert wird ein Volljurist. Dabei muss ein möglicher Anwalt, Staatsanwalt oder Richter doch nicht sein, wenn Verträge geprüft werden.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1162mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 514mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1127mal aufgerufen · 13 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?
- Auf amerikanische Rezepte wegen Umrechnung verzichten? 376mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: Crispin · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Auf amerikanische Rezepte wegen Umrechnung verzichten?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1096mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung