Wodurch habt ihr schon euren Chef verärgert?
Mir ist nicht bewusst, dass ich bisher mal einen Arbeitgeber verärgert hätte, was aber nicht heißen soll, dass ich mich immer perfekt verhalte, keinesfalls. Ich habe neulich mitbekommen, wie eine Kollegin der Chefin auf die Füße getreten ist und diese verärgert hat.
Man sollte vielleicht dazu sagen, dass bei uns dringend eine Teilzeit-Kraft gesucht wird, aber sich nur schwer geeignete Interessenten finden lassen. Eine Teilzeit-Kollegin würde gerne aufstocken, was dem Personalmangel hier entgegen käme. Besagte andere Kollegin meinte dann gleich, dass das Aufstocken problemlos funktionieren würde, die Gelder und der Bedarf wären da. Bevor die aufstockungswillige Kollegin also mit der Chefin sprechen konnte, kam die andere Kollegin um die Ecke mit der Sekretärin im Schlepptau und die Sekretärin hatte sogar schon die nötigen Unterlagen fertig gemacht, die nur noch unterschrieben mussten.
Die Chefin war natürlich alles andere als begeistert, weil sie da natürlich das letzte Wort haben möchte. Sie ist eher der Typ, der sich das vorher gründlich überlegt und abwägt, wo man die Kollegin mit den zusätzlichen Stunden einsetzen könnte und erst wenn alles geklärt ist, wird das entsprechend in die Wege geleitet. Womit habt ihr schon euren Arbeitgeber verärgert? Worum ging es da? Könnt ihr die Verärgerung meiner Chefin verstehen? Ich kann meine Kollegin verstehen, sie wollte eben nur hilfsbereit sein (siehe Personalmangel), aber es war dann doch zu forsch von ihr. Wie seht ihr das?
Wenn man nicht für die Personalplanung und die Auswahl und Einstellung von Bewerbern zuständig ist, dann geht so ein Verhalten natürlich gar nicht. Chefs übergehen und das vor versammelter Mannschaft kommt nie gut an. Das sollte man lassen, man kommt auch anders zum Ziel. Die meisten Vorgesetzten lassen sich subtil sehr gut steuern.
Ich hatte mal wahres Nitroglyzerin als Chef, den Mann hat man ständig verärgert. Da reichte manchmal die bloße Existenz eines Mitarbeiters und der explodierte und kreiselte brüllend unter der Decke. Wir haben manchen Kampf ausgefochten und ich habe mich immer gefragt, wann der Mann einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet. Der bekam immer so violette Flecken am Hals.
Das schlimmste, was ich da jemals getan habe, war wohl zu kündigen. Ich war die Kündigungsfrist lang krank geschrieben. Und jeden verdammten Mittag ließ er anrufen und sich verbinden, um mich anzublöken, dass ich am nächsten Tag auf der Arbeit erscheinen soll. Jeden Abend stand er vor verschlossener Tür und schrieb sich seinen Zorn von der Seele, ganze Rezeptblöcke füllte er mit seinen Ergüssen. Es ist in der Rückschau schon witzig. Da stand der stalkende Ex zusammen mit dem Chef vor dem Haus und beide gifteten sich an. Ich hatte natürlich nichts mit dem Chef.
Bei meiner Chefin lag es eher an völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten, dass wir uns manchmal übereinander geärgert haben. Sie war eine "Macherin", extrovertiert wie nur was, und hat ständig laut gedacht. Durchaus kompetent und umgänglich, aber leider wusste ich bei ihr nie, woran ich bin. Ich brauche nämlich immer konkrete Anweisungen und ausreichend Hintergrundinformationen und bin schlecht darin, aus einem Redeschwall, der sich dreimal widerspricht, die für mich relevanten Aussagen heraus zu filtern. Noch dazu in dem Wissen, dass es sich die gute Frau noch dreimal anders überlegen wird. Deswegen habe ich oft einfach gar nichts gemacht, was natürlich nicht immer optimal war.
Außerdem bin ich alles andere als ein extrovertierter und übersprudelnder Mensch, sondern neige dazu, einfach abzuwarten, bis das Gerede aufhört und sich konkrete Maßnahmen heraus kristallisieren. Diese habe ich mir dann vorgenommen und normalerweise zufriedenstellend erledigt. Nur konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die gute Frau mich für etwas stumpfsinnig und muffelig gehalten hat, da ich nicht bei jedem Drama vorne mit dabei war. Und oft habe ich auch einfach abgewartet, ob sich die Anweisungen noch ein viertes Mal ändern, und dann Ärger bekommen wegen mangelnder Initiative. Ich konnte ja nicht ahnen, ob es sich um einen konkreten Plan handelt oder nur um das ewige, laute Brainstorming.
Ich denke, dass ich meinen Chef sicher auch schon mal verärgert habe, aber das sind dann immer nur Kleinigkeiten und einige Minuten später ist dann auch wieder alles in Ordnung. In deinem Fall kann ich es aber schon gut verstehen, dass die Chefin sauer auf deine Kollegin war. Sicher wollte diese nur helfen und das ist ja schön. Aber trotzdem muss so etwas einfach die Chefin entscheiden und in dem Fall würde ich dann auch sauer reagieren, wenn ich so übergangen werden würde.
Wenn man sich aus Hilfsbereitschaft über die übertragenen Kompetenzen hinweg setzt und Entscheidungen trifft, die einen nichts angehen und man dafür nicht zuständig ist, dann geht das natürlich gar nicht und klar kann ich den Chef dann auch verstehen der auf diese Weise einfach jemanden vor die Nase gesetzt bekommt den er vielleicht gar nicht wollte und vorgesehen hat.
Ansonsten habe ich sicherlich jeden Chef schon verärgert mit größeren und kleineren Dinger. So hat der eine Rettungsdienstleiter bzw. Kreisverband nicht damit gerechnet, dass sich jemand mit dem Gericht wehrt gegen die neuen Arbeitszeiten die im Vertrag nicht vereinbart worden sind, die Umsetzung auf eine komplett andere Wache, und die Kürzung des Gehalts durch die kürzeren Schichten. Mein Arbeitsvertrag war so klar geschrieben, dass das ein Blinder erkannt hat und somit habe ich Klage erhoben und Recht bekommen. Das kostete den Kreisverband natürlich einiges, da noch andere Kollegen nachträglich dann geklagt haben und für mich gab es dann die Kündigung, da kein Vertrauen mehr vorhanden war. Natürlich nicht ohne Abfindung, ansonsten wäre direkt die nächste Welle gekommen.
Den letzten Chef habe ich damit verärgert, dass ich ihm klar meine Meinung ins Gesicht gesagt habe wie es mich ankotzt, wie er die Leute besser behandelt die mit dem Kopf in seinem Hintern wohnen und die Frage kam, ob das beim Sitzen nicht unglaublich hinderlich sein muss. Da hatte er auch alle Farben im Gesicht und ich habe mich schon gefragt, wann dieser nun seinen Hirninfarkt hat damit ich auf seinem Kadaver "Spielfläche" habe. Den Gefallen hat er mir nicht getan, aber auch das Gesicht als ich ihm den Zettel mit dem Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft in die Hand gedrückt habe, war einmalig. Denn kurz davor waren noch drei andere Damen da und er hatte innerhalb von 5 Minuten 4 Ausfälle für mehrere Monate oder gar Jahre zu beklagen und musste notgedrungen dann selbst auf den Rettungswagen steigen, nach 15 Jahren reinem Bürojob hat er Blut und Wasser geschwitzt!
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