Witzige Grabrede halten, geschmacklos?

vom 10.02.2015, 16:32 Uhr

Irgendwann im Leben werden wir Menschen immer einen anderen Menschen verlieren. Wahrscheinlich kennen das einige von Euch bereits und auch ich musste bereits welche zu Grabe tragen. Doch nun ist der Brauch eine Grabrede zu halten wohl immer stärker in Kommen, sodass ich mich frage, welche Rede eigentlich die Beste ist?

Als kleines Beispiel zur Veranschaulichung nehme ich die Rede einer Bekannten namens Person A. Sie war auf einer Beerdigung, wo ein Kumpel sich das Leben genommen hat. Die Grabrede wurde eher witzig und belustigend gehalten. Es wurden Anekdoten aus der Vergangenheit erzählt und eben ein wenig Witz hineingebracht. Leider fanden viele angehörige Person A alles andere wie gut und nahmen ihr die witzige Rede sehr persönlich.

Das eine Grabrede nie einfach zu halten ist, steht natürlich außer Frage. Doch bei einem Menschen, der sich wochenlang mit seinem Selbstmord beschäftigt hat, so getan hat, als sei alles Okay, dafür gesorgt hat, dass an dem Ort, wo er sich umbrachte, niemand so schnell ihn finden wird usw. Ist es doch wirklich schwer, die richtigen Worte zu finden. Denn eigentlich weiß man, dass er unglücklich war.

Doch was hätte Person A jetzt sagen sollen? Es ist traurig, dass du dir das Leben genommen hast und wieso hast du nicht mit uns gesprochen? Wohl kaum, wie ich finde. Sie hat eben versucht die Rede auf seine tollen Eigenschaften, seine lustigen Dinge und mehr zu ziehen, um ihn anders in Erinnerung halten zu können.

Leider fanden die Verwandten des Verstorbenen es nicht witzig und betitelten die Grabrede als geschmacklos. Sie fanden es regelrecht pietätlos, dass man witzeln, konnte am Grab eines verstorbenen jungen Mannes im Alter von 29 Jahre.

Wie hättet ihr reagiert, wenn man die Grabrede eures Sohnes oder eines anderen lieben Menschen witzig gestaltet? Würdet ihr mit lachen, um die niedlichen Eigenschaften noch mal Revue passieren zu lassen oder seit ihr echauffiert? Hat meine bekannte Person A etwas Falsches gemacht? Zumal hier ja wirklich kein Tod aufgrund von langer Krankheit etc. der Grund war, sondern Selbstmord.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist völlig in Ordnung, wenn eine Grabrede mit charmantem humorvollen Unterton gehalten wird. Auch wenn sich der Betrauerte selbst das Leben genommen hat, so bleiben doch immer die Angehörigen mit ihrem Schmerz zurück. Diesen Schmerz etwas ab milden zu wollen, finde ich sehr edel. Auch der Redner hat es so vielleicht einfacher, sich von dem Freund zu verabschieden. Besser, wir erinnern uns an die schönen Geschichten, als an die Zeit der bedauerlichen psychischen Erkrankung o.Ä.

» wren » Beiträge: 8 » Talkpoints: 2,74 »


Ich war auch schonmal auf einer Beerdigung und da wurde die ein oder andere persönliche Anekdote eben erzählt, die den Verstorbenen etwas charakterisiert hat. Ich fand das sehr schön und auch persönlicher, als das übliche oberflächliche Standard-Blablabla. Allerdings war der Verstorbene auch schon etwas älter, hatte schon erwachsene Enkelkinder und teilweise Urenkel und er starb nachdem er gelähmt war nach einem Schlaganfall und sehr lange pflegebedürftig war. Da sieht man den Tod ja auch eher als Erlösung und man sieht es irgendwann kommen, wenn vorher schon gesundheitliche Probleme da waren. Gerade bei einem Suizid eines jungen Menschen hat ein humorvoller Unterton möglicherweise etwas deplatziertes.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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