Wissenschaftler glauben an Gott - verbreiteter Irrtum?

vom 18.03.2015, 18:23 Uhr

In einer Dokumentation auf einem der Sender wie N24 oder Phoenix habe ich schon häufiger die Aussage gehört, dass viele Physiker und andere Wissenschaftler heutzutage auch an Gott glauben würden, weil sie sich einfach nicht vorstellen können, wie dieses oder jenes entstanden sein soll. Wenn das besagte Problem wissenschaftlich geklärt ist, überdenken sie ihren Glauben möglicherweise ja.

Die Tatsache das Wissenschaftler aber auch an Gott glauben sollen, ist mir schon mehrfach von meinen Großeltern und anderen Verwandten vorgehalten worden, als ich selbst aus der Kirche ausgetreten bin. Schon in jungen Jahren habe ich mich gegen die Religion gewährt und keiner aus meiner Familie hat das gerne gesehen. Später hat man mir mit solchen Sprüchen dann versucht zu erklären, dass Religion und Wissenschaft vereinbar sind.

Ich selbst kenne keinen Wissenschaftler, der an Gott glaubt und wundere mich über diese Aussage. Für mich sind diese zwei Bereiche nicht vereinbar, es sei denn, man glaubt nicht an Gott. Dann kann man die Religion durchaus praktizieren, wie ich es auch von einem anderen bekannten Physiker kenne, der als Atheist das Christentum praktiziert, quasi seiner Frau und seinen Kindern zuliebe, weil er in den Traditionen Sinn sieht, ohne an Gott zu glauben.

Vor kurzem habe ich dann auch gelesen, dass es Einstein gewesen sein soll, der das erste Mal das Thema Gott mit in die Wissenschaft gebracht hat. Er hat damals gesagt, dass ein kosmischer Geist von Schönheit und Harmonie gottesähnlich wäre. Einstein war jedoch bewusst, dass Naturgesetze unpersönlich sind und sich keineswegs für uns interessieren. Mit dem religiösen Begriff Gott wird ein Schöpfer verbunden, der Entscheidungen über Gut oder Böse fällen kann und der somit eine gänzlich andere Bedeutung annimmt.

Steven Weinberg (Physiker und Nobelpreisträger) hat zu diesem Thema einmal gesagt:

Die Physik macht es nicht unmöglich an Gott zu glauben, sondern ermöglicht vielmehr, nicht an Gott zu glauben. Ohne Wissenschaft ist alles ein Wunder. Mit der Wissenschaft bleibt die Möglichkeit, dass gar nichts ist. In diesem Fall wird religiöser Glaube immer weniger notwendig und auch immer weniger relevant. Religion ist eine Beleidigung der Menschenwürde. Mit oder ohne sie würden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen Böses tun, bedarf es der Religion.

An einen Schöpfer glaubt meines Wissens nach aber kein Physiker und auch sonst wäre mir nicht bekannt, warum ein Wissenschaftler an Gott glauben sollte. Aber möglicherweise war Einsteins Aussage für viele Menschen ein willkommener Anlass zu demonstrieren, dass sich Religion und Wissenschaft angeblich vereinen können.

Seit ihr selbst Wissenschaftler und wenn ja, glaubt ihr an Gott? Warum tut ihr das und wie unterscheidet sich eure Vorstellung von der, der Kirche? Denkt ihr, dass es viele gläubige Wissenschaftler gibt oder ist das für euch eher eine Ausnahme?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wieso sollte man nicht an einen Gott glauben dürfen, nur weil man Wissenschaftler ist? Schließlich lassen sich Religion und Wissenschaft sehr gut vereinen, so lange man die Bibel nicht beim Wort nimmt. Als Wissenschaftler versteht man das Buch natürlich als geschichtliches Werk, das von Menschen geschrieben und häufig übersetzt wurde und deshalb unheimlich ungenau ist.

Man kann aber trotzdem glauben, dass ein Schöpfer das Universum mit dem Urknall erschaffen hat und deshalb auch alle Naturgesetze im Prinzip erschaffen wurden. Ein Wissenschaftler kann durchaus akzeptieren, dass es Dinge gibt, die er nicht beobachten kann und jeder Physiker weiß, dass viele Naturgesetze noch nicht vollständig erklärt sind. Wer sagt also, dass es nichts geben darf, was außerhalb unseres Verständnisses des Universums existiert?

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Um an Gott zu zweifeln muss man kein Wissenschaftler sein. Dazu reicht es bereits, die Bibel zu lesen und zu hören, was die verschiedenen Oberhäupter der einzelnen Glaubensrichtungen so von sich geben. Aber das liegt doch auch in der Natur der Sache. Es handelt sich schließlich um Glauben und nicht um Wissen.

Um zu glauben, muss man nicht wissen. Es benötigt keinen Beweis, dass es Gott oder einen Schöpfer gibt. Glauben kann man nicht beweisen, sonst wäre es kein Glauben sondern eine Wissenschaft. Und da diese beiden Dinge nichts miteinander zu tun haben, können Wissenschaftler ebenso glauben oder es nicht tun wie alle anderen Menschen auch.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



In dem Zusammenhang ist interessant zu schauen, was für Wissenschaftler das überhaupt sind. Es gibt gewisse radikal-christliche Gruppierungen, die die Evolutionslehre ablehnen und damit werben, wie viele Wissenschaftler sie in ihren Reihen haben. Aber wenn man dann mal genau hinschaut sieht man eben, dass das keine Biologen sind sondern Ingenieure, Zahnärzte und solche Sachen, die mit dem Thema überhaupt nicht in Berührung kommen.

Außerdem muss man verstehen, wie Indoktrination funktioniert. Dabei werden Kindern die magischen Vorstellungen der Religion als Wahrheit verkauft und zwar in einem Alter, in dem sie noch nicht zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden können. Ein Teil der Opfer kommt darüber später hinweg, ein anderer Teil aber nicht und der wird dann immer versuchen die Realität irgendwie so hinzubiegen in seinem Kopf, dass sie nicht im Widerspruch zu seinen magischen Vorstellungen steht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Die größten Wissenschaftler glauben an Gott. Einstein war eines der prominentesten Beispiele. Es gibt ja die Naturwissenschaft und die Geisteswissenschaft. Viele Naturwissenschaftler verstehen allerdings ihr eigenes Metier nicht. Sie behaupten einfach, dass alles was nicht naturwissenschaftlich beweisbar ist, nicht richtig ist. Und sie übersehen dabei glatt, dass selbst die Naturwissenschaft nicht in sich selbst beweisbar ist. Sie basiert beispielsweise auf mathematischen Axiomen, also Grundvoraussetzungen. Ohne die gibt es auch keine Naturwissenschaft.

Im Grunde verhält es sich mit der Naturwissenschaft nicht anders als mit der Religion. Man macht irgendwelche Voraussetzungen, wie zum Beispiel, dass es Zahlen gibt und eine Addition. Daraus entwickeln sich dann die sogenannten Gesetze wie Multiplikation und so weiter und so fort. Das ist jetzt keine Polemik meinerseits, sondern einfach die Wahrheit. Ohne einige Grundvoraussetzungen funktioniert keine Wissenschaft. Die muss man einfach als gegeben annehmen und dann kann man innerhalb dieses Gebildes Schlussfolgerungen ziehen.

Die Religionen machen es nicht anders. Dort wird gesagt, dass es einen Gott gibt. Punkt. Dass die Bibel oder der Koran die Meinung dieses Gottes wiedergeben. Punkt. Das sind die Axiome einer Religion. Wird das einmal als richtig angesehen, dann kann man auf diesem Gebäude aufbauend Regeln und Gesetze formulieren. Und auch hier finden sich genügend Menschen, die die andere Seite, also die Naturwissenschaft nicht akzeptieren.

Und dann gibt es große Geister wie Albert Einstein, die weiter denken. Sie wissen, dass die Naturwissenschaft eben nur einen Teil der Welt beschreibt, den physikalischen. Und sie kommen durch Nachdenken zu dem Schluss, dass es etwas außerhalb dieser Naturwissenschaft gibt. Wissenschaft und ein Glaube an einen Gott schließen sich keineswegs aus.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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