Wirkt sich politisches Engagement positiv auf Jobsuche aus?
Neulich konnte ich nachlesen, dass es sich gerade für junge Menschen, wie beispielsweise Studenten, bei der Jobsuche absolut positiv auswirken könnte, wenn man sich politisch engagieren würde. Könnt ihr solch eine Feststellung aus eigenem Erleben bestätigen? Wie könnte denn dann ein solches politisches Engagement konkret aussehen und welchen Parteien sollte man sich denn da ganz speziell zuwenden?
So ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Wenn ich Parteimitglied wäre würde ich das nicht in einer Bewerbung angeben. Kann ja sein, dass ich reinschreibe, dass ich CDU Mitglied bin und der zukünftige Chef überzeugter Linker ist. Wirkt sich dann sicher nicht gerade positiv aus.
Das Problem ist doch, dass jeder auch eine eigene politische Haltung hat und wenn der Chef nichts mit der Partei anfangen kann, kann man vielleicht auch wenig mit dem Bewerber anfangen. Wenn man vor mir sitzen würde und jahrelang politische Arbeit für die AfD betrieben hat, hätte man bei mir beispielsweise keine Chance mehr. Allgemein ist das natürlich schon löblich, es zeigt Interesse und zeugt vom Willen etwas zu machen, etwas zu ändern. Im besten Fall hat man sich einen guten Ruf erarbeitet und kann so ein Gewinn für das Unternehmen sein.
Ich denke, dass sich politisches Engagement ebenso wie alle anderen Privatangelegenheiten und Freizeitbeschäftigungen ebenso gut positiv wie negativ bei der Jobsuche auswirken kann. Es kommt auf den konkreten Job und vor allem auf den konkreten Chef an bzw. auf die Einstellung der Person, die über die Einstellung des Bewerbers letztendlich entscheidet.
Beispielsweise reicht es schon, dass der Chef oder die Chefin aus dem gegnerischen politischen Lager kommt, damit man garantiert keine Pluspunkte mehr damit sammeln kann, dass man für Partei X am Wochenende Plakate aufhängen geht oder was auch immer. Auch andere Formen des politischen Engagements wie beispielsweise die Organisation von Bürgerinitiativen oder die regelmäßige Teilnahme an Demonstrationen oder Protestaktionen würde ich persönlich als Chef eher kritisch sehen, und zwar weitestgehend unabhängig davon, ob ich die politische Meinung des Bewerbers teile.
Ich würde mir hier eher Sorgen machen, dass die Arbeitsleistung leidet, weil das Herz des Mitarbeiters offensichtlich eher für andere Dinge schlägt. Aber das gleiche Problem gibt es bei anderen Privatbeschäftigungen ja auch: Entweder es kommt gut an, weil der oder die Verantwortliche selber gerne segelt oder Marathon läuft oder Origami faltet, oder man wird als Spinner abgetan. Deswegen wäre ich generell vorsichtig damit, mich bei Bewerbungen zu sehr darauf zu konzentrieren, was ich neben dem Job sonst noch so mache, damit nicht der Eindruck entsteht, der Job diene nur der Finanzierung des privaten Engagements.
Eine Parteibuch kann der Karriere durchaus dienlich sein und das nicht erst seit heute. Mein Vater, der heute über siebzig Jahre alt ist, erzählt bis heute von einem seiner Lehrer, der an sich Direktor werden sollte und als es so weit war, hatte er das falsche Parteibuch, da es vorher einen Regierungswechsel gab.
Ich habe mich Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrtausends in der Friedensbewegung politisch engagiert. Ich war damals noch nicht volljährig und in der Ausbildung. Mein Ausbilder unterstützte eine bestimmte Partei, die mit der Einstellung der damaligen Friedensbewegung nicht einverstanden war.
Ich habe anderen Parteimitgliedern damals auch gesagt, dass ich von ihnen nichts annehme. Mein Ausbilder, dem ich das am nächsten Tag gebeichtet habe, hat da zum Glück nur drüber gelächelt. Er hat mich zwar nicht unbedingt unterstützt, hat aber auf seine Art schon gefördert, dass ich mir eine politische Einstellung zu lege und mich ein wenig mit dem Thema auseinander setze.
Als ich an meinem letzten Arbeitsplatz anfing zu arbeiten, war ich politisch gar nicht mehr aktiv. Mir fehlte dazu einfach die Zeit. Heute bereue ich das ein wenig, denn mir hat das durchaus immer gut getan. In dem Betrieb war man eher ausländerfeindlich eingestellt. Ich habe dazu meistens geschwiegen. Ich empfand es aber als unheimlich belastend, wenn über jeden muslimisch aussehenden Kunden hergezogen wurde und meine Kolleginnen so weit gingen, alle unter Generalverdacht zu stellen. Ich habe ein einziges Mal was dazu gesagt. Was im nach hinein betrachtet nicht wirklich diplomatisch war.
Die politische Einstellung kann durchaus in der beruflichen Laufbahn wichtig sein. Wobei ich zwar verstehe, wenn man sich fragt, was ist, wenn der Arbeitgeber eine andere Partei unterstützt. Ich für mich sehe es so, so lange mein Arbeitgeber nicht gerade die AfD und Konsorten unterstützt, kann ich damit leben. Von jemand politisch interessierten erwarte ich durchaus auch, dass man andere Meinungen akzeptieren kann und die politischen Interessen deshalb nebensächlich sein sollten, so lange der Mitarbeiter nicht gerade Flüchtlingsheime anzündet oder rechte Parolen brüllt.
Ich denke es kommt darauf an, wo man sich engagiert und ob man tatsächlich einer der gängigen Parteien (SPD, CDU etc.) angehört oder eher nicht. So kann ich mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass das große Nachteile bringen wird, wenn sich ein Student in hochschulinternen Angelegenheiten engagiert.
In der Uni selbst finden ja auch Wahlen statt und Studenten stellen sich zur Wahl, weil sie bestimmte Verbesserungen durchsetzen wollen. Wenn man da besonders engagiert ist, wird das bestimmt nicht nachteilig sein, zumal man da nicht den Stempel SPD, CDU etc. aufgedrückt bekommt.
Das kommt doch ganz darauf an wie man sich engagiert oder auch für welche Partei. Wenn jemand vor mir sitzt der sich 10 Jahre lang für die rechten Stark gemacht hat, deren Ansichten vertritt und solche Dinge oder auch jemand der sehr Links gerichtet ist und das ganze System der Arbeitswelt ablehnt, warum sitzt er dann vor mir und will einen Job haben?
Man sucht sich seine Mitarbeiter schon danach aus, was diese machen und wenn das Bild nicht passt zum eigenen Unternehmen, dann wird man davon auch Abstand nehmen und sich nicht damit hinein ziehen lassen. Was sucht denn jemand der Grün ist und gegen Atomkraftwerke sich stark macht, dann ausgerechnet in einem Atomkraftwerk? Wird das bekannt, dann muss man sich schon die Frage gefallen lassen ob das miteinander passend ist und dann ist das auch kein Privates Vergnügen mehr.
Es gibt auch Jobs, die verbieten solch etwas da man Neutral zu bleiben hat. Entsprechend kann man zwar als Spender und sonstiges Auftreten aber mehr auch nicht. Entsprechend muss man auch auf solche Dinge Rücksicht nehmen, wenn man keine Konflikte zwischen Arbeitgeber und Partei haben möchte.
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