Wird unsere Gesellschaft immer krimineller?
Nahezu in allen Branchen jagt ja ein Betrugsskandal den anderen und heute beginnt ja der Prozess gegen den Apotheker, welcher Krebsmittel gepanscht und sich somit bereichert haben soll. Dadurch soll er den Krankenkassen einen nahezu unglaublichen Schaden von 56 Millionen! Euro verursacht haben und da kann man doch wirklich nur noch den Kopf schütteln. Habt ihr auch den Eindruck, dass unsere Gesellschaft immer krimineller wird oder sind das mal wieder nur „bedauerliche Einzelfälle“?
Ja, früher war alles besser und heute ist es ganz schlimm. Contergan? Vergessen. Wohnung Einbrüche? Lange nicht so viel wie 1993. Sexualstraftaten? Seit ewigen Zeiten fallend. Prügeleien an Schulen? Viel weniger. Verkehrstote und Terroropfer? Viel weniger. Mord und Totschlag im Vergleich zu den Neunzigern kaum anwesend. Sicherlich verändert sich die Kriminalität. Aber heute ist es sicherer als in meiner Jugend.
Ich frage mich auch immer, wie man zu solchen Aussagen kommt und sämtliche Kriminalitätsstatistiken einfach mal ignoriert. Oder wie man generell von einem einzigen Fall immer auf alle schließt. Da müsste man doch zumindest erst mal recherchieren und überprüfen ob es vergleichbare Fälle gibt.
Ja, früher war immer alles besser. Und es ist völlig egal, wann dieses "früher" war. Es gibt immer Leute, die die Vergangenheit verklären und die Gegenwart nicht realistisch beurteilen. Ich weiß nur nicht was man davon hat wenn man an eine kriminelle Gesellschaft glaubt. Besser fühlt man sich dadurch sicher nicht.
Der finanzielle Schaden ist ganz furchtbar schlimm, aber die Leute, die deswegen noch kränker geworden oder gestorben sind, auf die ist hiermit gepfiffen, oder was? Manchmal frage ich mich schon, wo hier die Prioritäten liegen und wieso man immer nur darauf schielt, wieviel Geld wer womit macht. Darüber muss ich eher den Kopf schütteln als darüber, dass es in der Gesellschaft eben auch Kriminelle gibt. Die hat es schon immer gegeben, und selbst in der guten alten Zeit als der Henker noch seinen eigenen Tisch in der Gastwirtschaft hatte und regelmäßig der Galgen zum Einsatz kam, gab es Betrüger, Mörder und Vergewaltiger en masse.
Und die Statistik spricht, wie von meinen Vorschreibern schon erwähnt, hier eine deutliche Sprache, was die zurückgehenden Zahlen bei vielen Verbrechen angeht. Wir leben in einer der sichersten Zeiten und Gesellschaften, die es gibt und gegeben hat. Das heißt natürlich nicht, dass nur Klosterschwestern und Pfadfinder herumlaufen, und manche Verbrechen sind spektakulärer als andere. Aber nur weil mal wieder ein Skandal aufgedeckt wurde, lässt mich das nicht an der Welt verzweifeln. Ich will gar nicht wissen, welche Skandale nicht aufgedeckt werden und morgen wird sowieso wieder die nächste Sau durchs Dorf getrieben.
Gerbera hat geschrieben:Wir leben in einer der sichersten Zeiten und Gesellschaften, die es gibt und gegeben hat.
Diese Meinung kann ich nicht ganz teilen. Statistisch alle 3 Minuten ein Wohnungseinbruch in Deutschland und somit der höchste Stand seit 15 Jahren, fast im Tagesrhythmus wird irgendwo ein Geldautomat aus der Verankerung gesprengt und von dem explodierenden Onlinebetrug mal ganz zu schweigen, da kann man doch wirklich nicht von den sichersten Zeiten sprechen. Und da helfen und beschwichtigen auch keine eiligst in Auftrag gegebenen und gut bezahlten Gefälligkeitsstatistiken weiter.
Wie kommt man auf Gefälligkeitsstudien? Wohnungseinbrüche haben in den letzten Jahren zugenommen, aber sie sind jetzt wieder weniger geworden. Und wenn man nur einen kleinen Ausschnitt der Kurve nimmt, dann sieht es dramatisch aus. Allerdings sind wir verdammt weit von den Zahlen früher weg. In den Neunzigerjahren war es noch ein Drittel mehr. Da ich damals schon eine Wohnung hatte, ist dieser Punkt für mich definitiv sicherer als früher.
Es mögen regelmäßig Geldautomaten gesprengt werden. Aber während es in den Neunzigerjahren noch zu rund 1.700 Banküberfällen im Jahr kam, sind es heute weniger als 300. Selbst zusammen mit knapp 300 gesprengten Automaten ist das viel weniger als früher. Und die Sprengungen bei Nacht sind ungefährlicher für Kunden und Mitarbeiter. Ein Bankbesuch ist damit heute sicherer als damals.
Raub, Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung und Gewaltdelikte sind heute seltener als 2007 und damals war es schon wenig im Vergleich zu davor. Ende der Neunzigerjahre bis vor 10 Jahren gab es mehr Vergewaltigungen. Tote durch Terror in Westeuropa sind viel seltener als in den Jahren 1970 bis 1990. Ich habe damit, wie alle Älteren, gelebt. Für uns ist es sicherer als früher.
Ja, heute gibt es Kriminalität im Internet, die gab es damals mit dem Fido-Netz auch. Heute ist es logischerweise mehr. Aber zuerst geht es mir persönlich um Leib und Leben. Und da ist es viel sicherer. Es wird weniger gemordet, weniger vergewaltigt, weniger überfallen und es gibt weniger Terror als in meiner Zeit als junge Erwachsene. Folglich lebe ich in viel sichereren Zeiten als früher.
cooper75 hat geschrieben:Wie kommt man auf Gefälligkeitsstudien?
Ist es denn ein Zufall, wenn justament und wie aus heiterem Himmel 2 Tage vor der Bundestagswahl, diese Meldung herauskommt, dass die Einbruchszahlen gesunken sind? Ein Schelm, der da böses denkt ...
Und was die Statistiken der 90er Jahre anbelangt, da kursieren ja auch sehr skurrile und bemerkenswerte Zahlen, denn da werden für 1993 227.000 und für 1995 55.000 Einbrüche laut Statistik angegeben. Aber wie belastbar diese Zahlen sind, das sollte eben jeder für sich selbst entscheiden.
Nun, entweder man nimmt die Kriminalstatistiken der entsprechenden Jahre als Grundlage oder man tut es nicht. Aber dann muss man alle Zahlen anzweifeln. Bei den Einbrüchen waren es 1995 übrigens mit ca. 210.000 weniger als 1993 mit 221.000. Und dagegen sind halt 167.000 in 2015 oder 151.000 in 2016 wenig. Was hast du gegen deine Zahl aus dem Link? Nicht jeder hat eine Hausratversicherung, da ist das Ergebnis natürlich niedriger.
Ob unsere Gesellschaft krimineller wird? Laut Statistiken ja angeblich nicht, aber ich teile auch bestimmt nicht die Ansicht dessen, dass wir in den sichersten Zeiten ever leben würden. Terrorangst, von hinten die Treppen herunter getreten, angezündete Obdachlose, alle 3 Minuten bricht irgendwo jemand ein, mehr Mord- und Körperverletzungsdelikte, Steuerbetrug, Sozialbetrug, illegale Einwanderung usw. Das sind alles Thematiken und kriminelle Erscheinungen, die nicht gerade dazu anhalten zu glauben, dass wir sicher seien oder in den sichersten Zeiten leben würden.
Doch das sind subjektive Wahrnehmungen und nicht immer trifft es ja auch direkt mich. Das mit dem Apotheker ist doch schon ein alter Hut. Wenn es nicht der Apotheker ist, ist es der Pfleger der ein Gott-Komplex hat und sich für die Macht über Leben und Tod entscheidet. Wenn es die beiden nicht sind, kommt wieder irgendwo ein Ehrenmord um die Ecke, weil die Frau nicht so spurtet, wie es die männliche Ehre gerne hätte. An krimineller Energie mangelt es vielen eben nicht, sodass es auch genügend Problematiken gibt.
Letztendlich geht es in vielen Bereichen kriminell zu, aber wahrscheinlich nicht krimineller, als zuvor. Es ist nur ein anderes Hauptaugenmerk auf die jeweiligen Angelegenheit gelegt worden, weil natürlich die Medien viel präsenter sind, als vor vielen Jahren und ich vermute, dass uns dann subjektiv der Eindruck suggeriert wird, dass es mehr Kriminalität gibt, obwohl die Statistiken eigentlich etwas anderes sagen.
Wobei ich auch immer die Statistenreiter geil finde nach dem Motto, es ist nachweislich weniger geworden. Das ändert an importiere Probleme, Drogenstraftaten, die erhöhten Einbrüche, Diebstahlsdelikte sowie die Morde und Körperverletzungen und sexuellen Übergriffe ja gar nichts. Da ist die Statistik nämlich hoch gegangen und das sind eben genau die Straftaten, die mich dazu anhalten, mich nicht sicher zu fühlen.
Mir ist es nämlich völlig egal, ob die Firma nebenan, Schwarzarbeiter beschäftigt. Mir ist es auch total egal, ob der Kiosk dahinten seine Steuern nicht richtig zahlt. Mir ist aber nicht egal, wenn sexuelle Delikte auf dem Vormarsch und schon ein Volkssport der Täter sind. Wenn immer mehr Körperverletzungen stattfinden usw. Genau das sind meine Problemstraftaten und nicht der Rest.
Ich würde Deutschland trotzdem nicht als krimineller ansehen. Die falschen Straftaten erhöhen sich nur. Ich habe lieber mehr Steuerdelikte, die entweder nicht aufgeklärt werden oder Fahrraddiebstähle, als Sexualdelikte usw. Doch das ist doch auch logisch und das hier der Augenmerk wesentlich größer ist, ist auch normal. Denn das jeden betreffen und das stimmt einen auch unsicher.
Kätzchen, erst beschwerst du dich über Statistikreiter wie mich und dann behauptest du, dass Sexualstraftaten zugenommen haben. Das haben sie aber nicht. Sie liegen niedriger als früher. Der jetzt groß posaunte angebliche Anstieg musste zurückgenommen werden. Denn es ist kein Anstieg, wenn neuerdings Handlungen als Straftat gelten, die vorher keine waren.
Einbrüche sind weniger als früher. Die als gefährlich empfundene Jugendkriminalität hat sich seit 2007 halbiert, tatsächlich ist es noch weniger geworden, denn die Bereitschaft, Anzeige zu erstatten steigt. Wenn also mehr Taten angezeigt werden als früher und es trotzdem viel weniger wird, dann ist es sicherer.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1018mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 2977mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1832mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1328mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?