Wird uns unsere Sauberkeit zum Verhängnis?

Letztens habe ich einen Beitrag bei ZDF gesehen wo es darum ging, dass in Deutschland quasi jedes dritte Kind krank zur Welt kommt. Das würde sich auf Krankheiten wie Asthma, unterschiedliche Allergien und Unverträglichkeiten, bis hin zu Diabetes und schlimmeren Krankheiten ziehen. Schuld daran sei wohl unsere übertriebene Hygiene. Man hat außerdem festgestellt, dass Kinder die auf natürliche Art geboren werden ihr Immunsystem sehr viel schneller und effektiver ausbilden, als Kinder die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, eben weil diese schon Bakterien aufnehmen und nicht in einem sterilen Umfeld auf die Welt kommen.

Erst nach über einem Jahr wären zwei auf unterschiedliche Arten geborenen Kinder in etwa auf dem gleichen Stand und man vermutet, dass die Entwicklung des Gehirns dadurch auch beeinflusst wird. Weiterhin wurde aufgeführt, dass Kinder aus anderen Kulturen und besonders aus Entwicklungsländern ein viel besseres Immunsystem hätten. Sie wären deutlich seltener krank, Asthma und Allergien sind ebenfalls unbekannt. Bei Babys ist bereits zum Zeitpunkt der Geburt ein besseres Immunsystem gegeben, während deutsche Babys so gut wie keine Antikörper besitzen.

Hat unser übertriebener Gesundheitswahn zur Folge, dass wir ein besseres Gesundheitssystem haben, nicht weil wir es uns erlauben können, sondern bald auch einfach deswegen, weil wir es brauchen und wir mehr Kranke haben, als in Entwicklungsländern? Ist diese Erkenntnis nicht ein ziemlicher Rückschlag? Drehen wir den Spieß letztendlich dann nicht um und sind durch die häufigen Erkrankungen nicht selbst die Hilfsbedürftigen?

Dass es an der Art der Geburt liegt, glaube ich nicht. Meine Kinder sind ja per Kaiserschnitt zu Welt gekommen und sie hatten bisher nur eine größere Krankheit, die eben auch ärztlich behandelt werden musste. Das waren die Windpocken. Ansonsten bringen sie mir grad mal einen Schnupfen mit nach Hause, wenn andere Kinder mit mittelschwerer Grippe flach liegen.

Dass die übertriebene Hygiene zu Erkrankungen und Allergien führt, ist ja seit Jahren bekannt. Man sollte zwar auf Sauberkeit schauen, aber keinem Putzwahn frönen und dazu noch sogenannte Hygienereiniger nutzen. Denn wenn der Körper nicht mit Erregern zu tun bekommt, dann kann er auch keine Gegenwehr entwickeln.

Es kann also nicht an der Art der Geburt liegen, sondern an der Lebensweise danach. Denn steril ist das Umfeld ja nur die ersten Minuten. Danach kommen die Kinder ja genauso in das Säuglingszimmer, wie die anderen Neugeborenen auch. Aber sobald die Kinder dann die Welt entdecken, kommt es darauf an.

Kinder die auch mal den Sand in den Mund stecken oder erst den Hund streicheln und dann die Finger im Mund haben, sind halt gesünder, als die Kinder, die nur in einer mit Sagrotan und Co. geputzten Wohnung aufwachsen.

Ich bin nicht per Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Als Kind bekam ich Scharlach. Andere Kinderkrankheiten weiß ich nicht. Erst als ich jahrelang in meinem Beruf sowohl vom Chef als auch von den Kunden vollgequalmt wurde als Nichtraucherin, entwickelte sich Asthma. Gespielt habe ich im Dreck mit anderen Kindern. Noch jetzt habe ich an beiden Knien sichtbaren Dreck in den Knien. Der gröbste Dreck wurde wohl ausgewaschen, aber die Teersteinchen scheinen nicht aus der Wunde gegangen zu sein.

An dem was Punktedieb schreibt über ihre Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kamen und mich, die ich natürlich geboren wurde, kann man schon sehen, dass es nichts mit dem eigentlichen Geburtsvorgang zu tun hat, ob Kinder krank werden oder nicht.

Sicherlich hört man immer wieder, dass in manchen Familien der reine Putzwahn in ist und die Kinder sich nicht einmal beim Spielen dreckig machen dürfen. Aber ob das der Grund ist, kann ich als Laie nicht sagen.

Aber ganz bestimmt ist unsere heutige Umwelt mit schuld an vielen Krankheiten und auch das Geld, was die meisten Menschen heute mehr zur Verfügung haben, als die Menschen früherer Zeiten und auch die Menschen in den Entwicklungsländern. Ich denke nur an den Tabak, den ich nicht konsumiert habe, aber die Folgen des Rauchens haben mir geschadet. Ferner die vielen verschiedenen Süßigkeiten, wer hatte die früher? Davon werden viele krank, wie ebenso von dem immensen Fleischgenuss, den es früher in dem Maße nicht gab und den auch Menschen in Entwicklungsländern sich nicht leisten können.

Die ganzen Chemiewerke und andere machen die Menschen krank. Sie verpesten nicht nur die Luft, sondern verunreinigen die Flüsse. Die Mastbetriebe sorgen für Verunreinigung der Felder. Die Flugzeuge belasten die Luft von oben und die Autos verunreinigen sie von unten. Der Mensch, der das alles wegsteckt und nicht krank wird, der muss wirklich gebacken werden. Da möchte ich nicht von Gesundheitswahn sprechen. Wenn man sieht und mitbekommt, wie die Menschen erkranken, wie sie leiden müssen, ist es da verwunderlich, wenn sie versuchen, sich zu schützen?

Gewisse Entwicklungen bezüglich Hygiene sind ja nun alles andere als schlecht. Zum Problem wurde das doch erst, als die Menschen gemerkt haben, dass man mit Hygiene Geld machen kann und, dass man dafür gezielt die Angst vor Keimen schüren muss.

Um mal ein Beispiel zu nennen - regelmäßiges Hände waschen ist eine gute Methode um Krankheiten vorzubeugen. Nur braucht man dafür eben kein Desinfektionsmittel von Sagrotan, sondern einfach nur Wasser und Seife.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum solche Produkte nicht verboten werden, wo wir doch sehr gut wissen, wie resistente Bakterien entstehen und wie viel Schaden sie anrichten können. Die EU reguliert die Heizplatten von Kaffeemaschinen, aber es ist erlaubt Werbung zu zeigen, die mir einreden will, dass das T-Shirt, das ich beim Sport voll geschwitzt habe, so verseucht ist, dass es nur mit Hygienespüler wieder tragbar wird.

Die EU reguliert manche Dinge, die man vergessen kann. Werbung ist oft so sinnlos und nervig. Wenn ich das von dir mit dem T-Shirt lese, habe ich doch recht, mir keine Werbung anzusehen, die nur nervt.

Ich glaube nicht, dass unsere ausgesprochen gute Hygiene ein großes Problem darstellt und wir unser Verhalten ändern sollten. Die angesprochenen Krankheiten sind doch nach wie vor eher selten und kann man deswegen vernachlässigen. Man kann all diese Probleme heute ja auch sehr gut behandeln, sodass die Nachteile sich in Grenzen halten. Ich möchte auf meine Hygiene jedenfalls nicht verzichten und glaube auch nicht, dass ich dadurch später mein Kind gefährden könnte. Im Gegenteil bin ich der Auffassung, dass gerade die gute Hygiene für gesunde Menschen sorgt.