Wird man zu schnell als Verschwörungstheoretiker bezeichnet?

vom 24.10.2020, 03:10 Uhr

In den sozialen Netzwerken tummeln sich viele, die gegen die Corona-Politik wettern und auch bei Weiterbildungen, die ich in der Corona-Zeit hatte, gab es Dozenten, die sich über diese ganzen Hygienemaßnahmen lustig gemacht haben. Schnell wird dabei dann gesagt, das wären Verschwörungstheoretiker, aber ich finde diese Bezeichnung nicht immer gerechtfertigt.

Verschwörungstheoretiker sind für mich Leute, die denken, Corona gäbe es gar nicht und das würde nur alles inszeniert, weil die Politik damit irgendeinen Zweck verfolgt, dass wäre für mich eine typische Verschwörungstheorie. Ich glaube aber, die meisten haben nicht solche Annahmen oder Vermutungen im Kopf, sondern sind nur genervt von den ganzen Einschränkungen und dem ständigen Wechsel der Regeln.

Ich sehe mich beispielsweise auch nicht als Verschwörungstheoretiker, ich glaube nicht, dass Corona nur inszeniert ist, aber manche Maßnahmen nerven mich auch und da habe ich Probleme, mich daran zu halten, weil sich da so ein innerer Widerstand in mir regt. Da denke ich beispielsweise an das eine Institut, bei dem ich manchmal Kurse gebe und da gibt es auf dem Boden kleine Fußabdrücke, die einem vorschreiben, wie man laufen soll, damit sich nicht zu viele Leute im Flur begegnen. Wenn man dann vom Seminarraum zum Fahrstuhl will, muss man (würde man sich an diese Vorgaben halten) einen großen Umweg laufen, was ich schon ziemlich albern finde. Wenn keiner von der Institutsleitung dort zu sehen ist, nehme ich einfach den kurzen Weg.

Genauso finde ich das mit den Namenslisten bescheuert. Ich muss alle meine Kursteilnehmer solche Fragebögen ausfüllen lassen, in die sie Name, Anschrift, Telefonnummer und Risiken eintragen müssen. Die Leute stehen aber ohnehin im Kurskalender und somit ist das alles doppelt und in meinen Augen Zeitverschwendung. Solche Dinge nerven mich total und da halte ich mich dann entweder nicht dran, insofern ich weiß, dass es jetzt keiner mitbekommt, der mich da an nörgeln könnte oder ich gebe mir zwar Mühe, es zu machen, aber vergesse das auch oft, wie mit den Fragebögen.

Mir passiert das ab und an, dass ich nicht daran denke, die Leute diese Fragebögen ausfüllen zu lassen. Aber nur weil mich das nervt und weil ich das manchmal unterlaufe, bin ich kein Verschwörungstheoretiker. Ich finde, diese Bezeichnung wird viel zu schnell verwendet. Eigentlich habe ich sogar eher den Eindruck, dass es den meisten Menschen wir mir geht. Ich bekomme auch oft von meinen Kursteilnehmern oft die Rückmeldung, dass sie schon schwer davon genervt sind, in den Fluren Masken tragen zu müssen.

Ist man, wenn man die Masken nicht mag, gleich Verschwörungstheoretiker? Oder wenn man diese Maßnahmen nicht alle toll findet? Ist es nicht zu einfach, den Begriff gegen alle zu verwenden, die manches anders sehen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn man das Ganze loswerden oder im Griff halten will, dann muss man sich nun mal auch an Maßnahmen halten. Sicherlich ist das nicht immer alles so nachvollziehbar und bequem wie man es gerne hätte, allerdings sterben Menschen und ich finde da kann man sich schon mal zusammenreißen. Doof findet es sicherlich jeder eine Maske tragen zu müssen, aber ich trage so ein Ding lieber als irgendjemanden auf den Gewissen zu haben oder mich selber anzustecken.

Was ich damit sagen will ist das du natürlich deswegen kein Verschwörungstheoretiker bist, allerdings muss man auch nicht immer alles hinterfragen, wenn es um so eine Sache geht. Dann trägt man eben auf dem Flur Maske und dann kannst du es ja machen wie du willst. Man sollte die Maske ja tragen, wenn man keinen Abstand halten kann und bei der Liste, tut es mir leid, aber so eine große Sache ist es ja nicht, die dann ein Mal herumgehen zu lassen. Letztendlich schützt du damit ja auch deine Arbeit dort, indem nichts ausbricht oder eingedämmt werden kann.

Wie gesagt viele Dinge nerven gerade und dennoch sind sie wichtig. Deswegen ist man nicht gleich ein Leugner, wenn man Kritik hat, aber man muss sich dennoch daran halten, auch wenn es einem albern und bescheuert vorkommt. Das hat ja alles seinen Sinn und wenn du dann einen Fall bei dir hast, dann wollen die auch nachvollziehen können, wer noch betroffen sein kann. Deswegen weiß man nicht, wer da wirklich gekommen ist oder wer noch dazu gekommen ist, nur weil du eine Kursteilnehmerliste hast. Da zählt die Anwesenheit.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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