Wird Hochsensibilität zu sehr als Problem angesehen?

vom 30.12.2016, 05:38 Uhr

Ich habe mal online so einen Test zur Hochsensibilität gemacht und da ist ein recht hoher Wert herausgekommen, der gewissermaßen zeigt, dass ich hochsensibel bin. Na gut, das hat mich jetzt nicht überrascht, da ich immer schon wusste, dass ich eher ein sensibler Träumer bin und kein robuster Typ.

Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal und bedeutet, dass man eher empfindsam ist und emotional intensiver und schneller reagiert, dass man gerade Stimmungen bei sich und anderen schneller wahrnimmt und eher in sich hineinhorcht. Es kann aber auch bedeuten, dass man physikalischen Einflüssen gegenüber sensibler ist und beispielsweise von Lärm oder vielen Menschen um einen herum schneller überfordert ist als andere oder das zumindest eher als Belastung als andere empfindet.

Dann habe ich auch online ein wenig zu dem Thema recherchiert und habe ganz oft Blogeinträge oder Forenberichte gefunden, wo die Hochsensibilität von den Betroffenen als Problem dargestellt wird. Da heißt es oft, dass es ein Fluch wäre oder dass die Leute sich wünschen würden, nicht so sensibler zu sein.

Ich finde das ganz schön einseitig. Es soll typisch für Hochsensible sein, dass sie sich eher alleine fühlen und Probleme dabei haben, Kontakte zu vertiefen oder dass man sich so ein wenig wie von einem anderen Stern fühlt. Das stimmt, mir geht es auch so. Aber ich finde das jetzt nicht so wahnsinnig schlimm, dass ich nun von einem Fluch sprechen würde.

Findet ihr die Betrachtung der Hochsensibilität als Problem oder gar als Fluch auch einseitig? Hochsensibilität hat ja auch Vorteile, Kreativität beispielsweise. Nehmen die Menschen diese Vorzeile nicht wahr? Oder kann man annehmen, dass diejenigen, die in Blogs darüber schreiben, eben nur die Nachteile sehen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich würde an deiner Stelle froh darüber sein, dass du hochsensibel bist. Es gibt verschiedene Fähigkeiten, Eigenschaften und Charakterzüge bei Menschen, und das macht unsere Spezies letztendlich aus. Selbst das Böse gehört zu dem Menschsein, auch wenn ich Niemandem wünsche dies zu sein. Und Hochsensibilität ist nun alles andere als etwas Schlechtes. Es mag einige Nachteile mit sich bringen, aber mindestens ebenso viele Vorteile. Wie es bei anderen Eigenschaften ja auch der Fall ist.

Du hast es ja selbst erwähnt. Kreativität zum Beispiel. Albert Einstein war so viel wie ich weiß ebenfalls hochsensibel, und sicherlich sind seine genialen Errungenschaften zu einem großen Teil darin begründet. Da kam Intelligenz mit Kreativität zusammen.

Also mach dir keinen Kopf. Einheitsbrei haben wir unter der Menschheit genug, und sieh dich einfach als etwas Besonderes, aber nichts Besseres. Du verkörperst eine wichtige Facette, welche die Menschheit in ihrer Gesamtheit bereichert.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Man kann alles so und so sehen. Viele kommen damit einfach nicht zurecht wenn sie auf Menschen mit dieser Fähigkeit treffen und sind damit auch überfordert, teilweise ein wenig neidisch und direkt wird alles negativ ausgelegt. Ich habe ein hochsensibles Kind Zuhause und es ist anstrengend mit ihm, dass ich es auch als Nachteil sehe da ich alles erklären muss und er auch jede kleine Gefühlsregung bei mir wahrnimmt und direkt alles hinterfragt. Das nervt manchmal schon gewaltig und lässt sich nicht erklären, da wünschte ich mir auch ein "normales" Kind zu haben welches diese Fähigkeiten nicht besitzt.

In der Krippe war er manchmal den anderen Kindern nicht ganz geheuer und sie haben ihn auch eine Zeitlang gemieden deswegen. Das hat ihn schon traurig gemacht und ich hatte Zuhause das Drama, dass ich das Verhalten der anderen Kinder in Worte fassen musste. Die Erzieherinnen waren damit ebenfalls überfordert, da es bei so jungen Kindern selten herausgefunden wird und damit auch keine Erfahrungen bestehen in der Einrichtung die er besucht.

Somit bleibt eigentlich alles an mir hängen, es den Leuten verständlich zu machen warum er so ist wie er ist und ihm auch zu erklären, warum manche Menschen sich einfach so Beschissen ihm gegenüber benehmen. Auch das manche neidisch darauf sind muss ich ihm erklären, und das geht manchmal schon an die Substanz. Vorteile hat es natürlich auch, aber wenn man selbst einmal mitten drinnen steckt und die Erziehung von solch einem Kind machen darf und die ganze Anstrengung und das drum herum mitbekommt, dann sieht man das durchaus auch negativer als es eigentlich ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Mir war der Begriff der Hochsensibilität vorher gar nicht bewusst gewesen, daher habe ich mal aus Neugier auch so einen Test gemacht. Dabei kam heraus, dass ich in vielen Bereichen - aber nicht in allen - sehr starke Tendenzen habe, was Hochsensibilität angeht.

Rückblickend betrachtet erklärt sich natürlich so einiges aus meiner Kindheit dadurch, denn ich habe mich immer als schwieriges und kompliziertes "Problemkind" empfunden, das mehr Geduld brauchte als die Mitmenschen überhaupt hatten. Wenn ich so Soraes Beitrag lese, wird mir erst bewusst, wie schwer es meine Eltern wirklich mit mir gehabt haben müssen.

Es hat alles Vorteile und auch Nachteile im Leben. Es kommt eben darauf an, welche Lebenseinstellung hat und wie man damit umgeht. Ich habe es als Kind immer gehasst und habe ziemlich darunter gelitten, so sensibel zu sein. Aber als Erwachsene kann ich mittlerweile gut damit umgehen und nehme mich so wie ich bin.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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