Wird Grundschulkindern zu viel abverlangt?
Ich habe mich kürzlich mit meiner Tante über meine kleine Cousine unterhalten, die im September erst eingeschult wurde und sich damals sehr auf die Schule gefreut hat, so wie eigentlich jedes Kind, was endlich in die Schule gehen darf.
Zu Beginn war ich allerdings schon sehr überrascht, welch harten Stundenplan die Erstklässler heute haben.
Ich selbst war in der ersten Klasse bis maximal 12 Uhr in der Schule und bin danach in den Hort gegangen, wo ich noch drei oder vier Stunden mit meinen Freunden spielen durfte. Dort mussten wir auch schon unsere Hausaufgaben erledigen, die dann von den Erziehern dort kontrolliert wurden. Erst wenn das erledigt war, durften wir dann spielen gehen und abschalten. Eben einfach noch Kind sein, was man mit sieben oder acht Jahren definitiv auch noch sein sollte.
Meine Cousine hat dagegen eigentlich immer bis halb zwei Schule und danach ist noch eine Hausaufgabenbetreuung von der Schule angesetzt, an der möglichst alle Schüler teilnehmen sollten. So ist das siebenjährige Kind dann meist nicht vor um drei oder halb vier von der Schule da, weil sie eben auch in fast jedem Fach schon Hausaufgaben aufbekommen. Wenn sie dann nach Hause kommt, ist sie wirklich ausgelaugt und gerade im Winter wird es dann schnell dunkel, sodass sich die Kinder auch nicht wirklich draußen treffen und sich auspowern können.
Meinte Tante meinte zudem, dass meine kleine Cousine bereits jetzt nach nicht einmal einem halben Schuljahr schon sagt, dass sie keine Lust mehr auf die Schule habe und nicht mehr hingehen möchte, weil immer so viel zu tun sei.
Ich finde es auf der einen Seite schon gut, dass die Grundschulkinder heute schon einige mehr an Wissen vermittelt bekommen als wir damals, insbesondere was die Fremdsprachen angeht, aber ich finde es auf der anderen Seite wirklich fragwürdig, wenn ein Kind, welches nicht mal ein halbes Jahr in der Schule ist, schon keine Lust mehr darauf hat. Ich glaube, dass man den Kindern zu viel abverlangt und ihnen irgendwie das Kindsein verbietet, was mit viele Spielen und Bewegung verbunden ist. Das brauchen Kinder in dem Alter meiner Meinung nach noch, um eben auch den Spaß am Lernen zu behalten.
Was meint ihr zu diesem Thema? Wird den Kindern ab der Grundschule das Kindsein ausgetrieben, damit sie sich nur noch dem Lernen widmen können? Verlangen die neuen Lehrpläne den Kindern zu viel ab? Brauchen die Kinder nicht auch Zeit für sich und ihre Freunde am Nachmittag anstatt ewig in der Schule zu sitzen?
Ich finde, dass das ein wirklicher langer und harter Tag für ein Kind in dem Alter sein muss. Bei mir war es auch so, dass ich nur bis 12 Unterricht hatte und dann ist es auch schon gut gewesen. Meiner Meinung nach sollte man da auch langsam herangeführt werden und nicht gleich so extrem in das Schulleben starten. Natürlich muss man auch an das Gymnasium, die Realschule oder die Hauptschule denken, wenn man den Stundenplan bei denen sieht wird es ja mehr, aber man sollte sich langsamer steigern.
Ich finde auch, dass die Kinder immer mehr leisten müssen. Nach der Schule dann noch Vereine, Veranstaltungen und so weiter. So ein richtiges Kinderleben ist das doch nun auch nicht mehr und die Eltern müssen das zu Hause irgendwie abfangen und ausgleichen.
Wo geht denn dieses Kind zur Schule? Das scheint mir alles komisch zu sein. Selbst die Kinder von meinen Bekannten in Bayern sind in den ersten Schuljahren pünktlich mit dem Unterricht fertig, so dass sie zu Hause zum Mittagessen gehen können. Und einen härteren Schuleinstieg, als in Bayern kann ich mir nur schwer vorstellen.
Ist das vielleicht eine Privatschule mit besonderen Ansprüchen? Oder ist das vielleicht extra eine Ganztagsschule oder Halbtagsschule und es gäbe auch noch andere Schulen? Das scheint mir nämlich so.
Kann man dort denn nicht auch gleich eine Hausaufgabenbetreuung statt außerschulischer Aktivitäten buchen? Das würde sich nämlich auch noch lohnen, das zu prüfen. Zudem kann man ja auch mal einen Blick in die Schulgesetze des Bundeslandes werfen, ob das so üblich ist. Denn für jede Klassenstufe gibt es eine bestimmte Anzahl von Unterrichtsstunden, die auch mengenmäßig pro Fach fest gelegt sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kinder dort bis um drei richtig Unterricht haben ohne Unterbrechung durch Freizeitaktivitäten.
Hier in Sachsen haben Grundschulkinder auch teilweise bis nach 13 Uhr Unterricht. Wobei ich jetzt nur von der Grundschule berichten kann, wo meine Kinder waren. Dort versucht man den Stundenplan so zu gestalten, dass die Jüngsten an langen Unterrichtstagen am Ende Werken, Musik oder Sport haben. Auch Kunst kann mal in der letzten Stunde liegen. Fächer also, wo es doch recht entspannt zugeht.
Nach dem Unterricht und dem Mittagessen haben die Kinder noch Zeit zum abschalten und spielen, bevor dann 14.15 Uhr die Hausaufgaben begonnen werden. Diese Zeit geht dann bis 15 Uhr und die Eltern sind sogar angehalten in dieser Hausaufgabenzeit ihre Kinder nicht abzuholen. Weil Störungen da halt für alle Kinder zum Nachteil sind. Danach können die Kinder wieder spielen, bis die Zeit da ist, wo sie abgeholt werden oder eben allein nach Hause gehen können.
Aber man sollte eben auch sehen, dass Schule kein Vergnügungspark ist. Wann soll man denn anfangen den Kindern zu zeigen, dass eben auch der Unterricht harte Arbeit sein kann? Wenn man sie in der Grundschule noch wie rohe Eier behandeln würde, kommt das böse Erwachen spätestens an der weiterführenden Schule. Und sich dann noch in einen anstrengenden Schulalltag gewöhnen fällt dann wesentlich schwerer.
Wobei man auch sehen sollte, wann morgens die Schule beginnt. Es macht ja doch einen Unterschied in der Länge des Unterrichts aus, ob man 7.30 Uhr oder 8 Uhr anfängt. Und wie lang sind dazwischen die Pausen? Bei uns wurden vor zwei oder drei Jahren einige Pausen gekürzt, damit der Unterricht nach dem Mittag früher beendet werden kann.
Ich fand die erste und zweite Klasse eigentlich noch fast wie Kindergarten. Die Kinder hatten bis 11:30 Uhr oder 12:30 Uhr Schule und meine Tochter hat ca. 5 Minuten Hausaufgaben gemacht. Da sie schnell sehr gut lesen konnte, fiel das tägliche lesen irgendwann auch weg.
Das Einzige was mich wirklich stört, ist die zu frühe Einschulung. Meine Tochter hat Ende September Geburtstag und musste somit mit noch 5 Jahren in die Schule, da der Stichtag hier der 30.09 ist. Für sie war es definitiv ein Jahr zu früh. Denn obwohl sie gut mitkommt und gute Noten schreibt, ist sie einfach noch sehr verspielt und erkennt den ernst der Lage einfach nicht.
Jetzt ist sie in der dritten Klasse und es wurde von jetzt auf gleich total viel verlangt. Wo vorher geschrieben werden durfte, wie man wollte, sollen sie jetzt auf Rechtschreibung achten. Die Hausaufgaben dauern öfters mal 1 Std. und das obwohl meine Tochter sehr schnell ist. Andere Kinder brauchen schon mal 2-3 Std. Da hätte ich mir schon gewünscht, sie wären in der ersten und zweiten Klasse besser vorbereitet worden.
Insgesamt denke ich schon, dass die Ansprüche an Grundschüler gewachsen sind und mit dem G8 Gymnasium geht es weiter. Eigentlich eine sehr traurige Entwicklung, denn die Kindheit kann man nicht nachholen. Da gibt es schon bessere Bildungssysteme als unseres, in dem Kinder eben mehr Kindheit haben.
Englisch in der Grundschule finde ich eigentlich ganz gut. Die Kinder lernen schon mal einige Grundlagen und müssen in der 5. Klasse nicht mehr bei null anfangen. So nimmt es wenigstens ein bisschen Stress, da in der 5. Klasse doch so einige neue Fächer auf die Kinder zukommen. Und englisch ist bei uns wirklich total spielerisch und die Tests sind Ankreuztests. Sie singen viele Lieder und gucken Filme.
Hier in Brandenburg ist es ähnliche wie bei Punktedieb in Sachsen. Die Kinder haben zwar schon von der ersten Klasse an bis Nachmittag Unterricht, aber eben kindgerecht. Je nach Schule ist die Schlusszeit anders. Bei der einen Schule, die ich gut kenne ist um kurz vor zwei jeden Tag der Unterricht zu Ende. So etwas nennt sich Halbtagsschule. Dafür hatten aber die Kinder tatsächlich auch in den Randstunden eher so etwas wie Sport, Musik, Kunst, Werken oder Leseförderung. Das geht schon. Und wenn man will, kann man die Kinder auch in der Schule zur Hausaufgabenbetreuung schicken, wenn sie zum Beispiel erst gegen drei oder vier Uhr abgeholt werden können, weil beide Eltern voll berufstätig sind.
Wer in den Stunden mit den individuellen Aufgaben gut und zügig mit gemacht hat, hat sein individuell angepasstes Pensum auch geschafft. So hatten die Kinder in den ersten Jahren kaum Hausaufgaben, außer sie haben gebummelt. Aber auch das war nicht viel.
Wenn dann mal Hausaufgaben zu erledigen waren, dann war das auch nichts dramatisches in den ersten beiden Jahren. Regelmäßig Lesen üben, Um die Zahlen und Buchstaben zu lernen ein spezielles Heft kreativ gestalten. Alles einfach Sachen. Da meine Kinder aber allesamt gut sind in der Schule weiß ich nicht, wie es hier Kindern geht, die hinter der Klasse her hinken. Vielleicht haben die mehr zu Hause zu tun.
Den Kindern ist heute sicher bewusster als zu meiner Kinderzeit, dass Leistung wichtig ist. Und anders als zu meiner Kinderzeit fühlt man sich schon genötigt, die Kinder möglichst das Abi machen zu lassen, damit sie Chancen haben. Von der Seite kommt schon deutlich mehr Druck auf die Kinder zu. Das habe ich auch bei wichtigen Klassenarbeiten gemerkt, dass die Kinder da heute teilweise belasteter sind, als wir früher.
Das mit dem G8 ist ein anderes Thema, das ich durchaus kritisch sehe. Aber das mit den langen Zeiten und der Organisation, was hier im Startbeitrag geschildert wird, das scheint mir eher das Problem eines einzelnen Bundeslandes oder einer Schule zu sein.
Mir ging es leider gleich mit meiner Tochter. Sie freute sich schon seit der Spielgruppe, da war sie bitte gerade einmal drei Jahre alt, auf die Schule. Und sie ist wirklich ein intelligentes Kind, obwohl das ja jede Mutter von ihrem eigenen Kind behauptet.
Jedenfalls ist es bei uns in der Schule auch so, dass so viel abverlangt wird, dass die Kinder keine Lust mehr haben. Aber ich muss sagen, es liegt auch viel an der Lehrperson. Ich kenne andere Klassen, wo die Schüler motivierter sind, als in der Klasse, in die meine Tochter nun geht.
Alles in allem finde ich, dass man Kinder durchaus auch einmal Kinder sein lassen sollte. Deshalb bin ich nicht immer permanent dahinter, dass meine Tochter nur super gute Noten schreibt, sondern wir machen einmal bewusst etwas mehr Freizeit, weil es das einfach auch braucht.
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