Wird Großbritannien nach dem Brexit zerfallen?

Gerade haben sich die Briten mit knapper Mehrheit für den EU-Austritt entschieden. Dabei haben die einzelnen Regionen sehr unterschiedlich abgestimmt. In Nordirland und Schottland war die Mehrheit gegen den Brexit und in England und Wales war die Mehrheit für den Brexit. Jeweils Nordirland und Schottland wollten schon immer die Unabhängigkeit bzw. den Anschluss an den Rest von Irland.

Nach der Abstimmung zum Brexit wurden auch sogleich Stimmen laut, die wieder über eine Abspaltung von Großbritannien laut nachdachten. Glaubt ihr auch, dass Großbritannien nun selber zerfällt? Würdet ihr Schottland und Nordirland dann in die EU aufnehmen oder würdet ihr es lieber bleiben lassen?

Wie wäre es, erst einmal abzuwarten, ob es überhaupt zum Brexit kommt. Jetzt wild zu spekulieren, bringt doch überhaupt nichts. Denn wie sich Schottland und Nordirland überhaupt verhalten werden, das hängt sehr davon ab, ob es den Brexit geben wird. Und das ist definitiv noch ein ungelegtes Ei.

Ich denke, dass die Unabhängigkeitsbewegungen im Zuge des Brexit-Verfahrens, das sich ja zwei Jahre hinziehen kann, frischen Wind bekommen. Sollte es tatsächlich zum Brexit kommen, kann es sein, dass Schottland als unabhängiges Land in der EU bleibt. Es kann aber auch sein, dass Schottland unabhängig wird und man dann doch den Brexit in letzter Minute absagt. Das alles ist aber zum heutigen Stand reine Spekulation.

Nordirland ist schon heikel, dort herrscht ja noch nicht so lange Frieden. Ich kann mich noch sehr gut an eine Zeit erinnern, als in den Straßen von Belfast die britische Armee patrouilliert hat, als die Häuser Einschusslöcher hatten und als der Grund, der dazu führte, dass man die U-Bahn in London durch den Notausgang verlassen musste, nicht ISIS sondern IRA hieß.

Die Leute, die dort an der Macht sind, sind zum größten Teil wahrscheinlich älter als ich und werden sich deshalb wahrscheinlich sehr gut überlegen ob sie auch nur in die Nähe dieser Büchse kommen wollen, geschweige denn sie dann auch zu öffnen. Aber das ist zu diesem Zeitpunkt natürlich alles reine Spekulation.

Ja, der Frieden in Nordirland ist immer noch fragil und ab und zu gibt es immer noch kleinere Ausschreitungen. Aber die sichtbare Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland sind weg. Die Einwohner auf beiden Seiten pendeln vollkommen selbstverständlich zur Arbeit und zum Einkaufen auf die jeweils andere Seite.

Wenn diese Grenze zur Außengrenze der EU wird, gibt es ein immenses Problem. Daher ist Nordirland der Republik Irland mittlerweile näher als Großbritannien. Die geographische Lage bezeichnet dort durchaus die über die Jahre veränderte emotionale.

Zum Glück hat sich dort inzwischen einiges geändert und ich kenne auch Leute, die ihre Nationalität als "Irisch" angeben obwohl sie Nachfahren von Protestanten sind und auf dem Papier natürlich Bürger von Großbritannien.

Aber falls es eine Volksabstimmung geben würde, würde das ja bedeuten, dass es vorher einen Wahlkampf geben würde und wir haben sowohl in Schottland als auch jetzt in Großbritannien gesehen, wie emotional und unsachlich da argumentiert wurde. Ich glaube wirklich, dass viele Leute vor diesem Wahlkampf Angst hätten, weil da Wunden wieder aufgerissen werden könnten, die kaum verheilt sind.

Längerfristig wird es aber wahrscheinlich schon auf eine Wiedervereinigung der Insel hinaus laufen. Es ist ja kein Geheimnis, dass die protestantische Bevölkerung kontinuierlich schrumpft, während die Zahl der Katholiken und Atheisten zunimmt und damit schrumpft natürlich auch der Rückhalt, den Großbritannien in der Bevölkerung genießt.

Auch hier kann man mal sehen, wie schnell sich die Situation ändern kann. Der Brexit wird wohl kommen und die Schotten planen nun sicher ein Referendum, weil sie wohl hoffen, so doch wieder in die EU zu kommen, obwohl ihnen für diesen Fall der Beitritt eigentlich schon verweigert wurde.

Die EU steht nun vor dem Dilemma, Großbritannien zu unterstützen und damit Nachahmer auf den Plan zu rufen oder sich dadurch zu schädigen, dass man mit dem Zerfall Großbritanniens weitere Risiken eingeht und die gesamte Wirtschaft der EU und sogar der Welt in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ich glaube, das Ganze ist nur ein großes Aufbauschen der Medien. Die Mehrheit der Bevölkerung hat entschieden und trägt natürlich auch die Konsequenzen. Ich bezweifle das Großbritannien verfällt, da sich die Wirtschaft wieder beruhigen wird und Großbritannien dann eben einen eigenen Weg geht. Die Schweizer haben es da vorgemacht.

Auch die Norweger haben die EU abgelehnt. Nur erinnert sich niemand daran. Frankreich hat gerade EU-Anwärter vom Balkan abgelehnt. Auch Spanien kann schwer Katalonien die Unabhängigkeit verweigern und für Schottland die Tore öffnen.

Auch die Norweger haben die EU abgelehnt. Nur erinnert sich niemand daran.

Solche Aussagen verstehe ich nicht. In wiefern erinnert sich niemand daran? Ich weiß nicht, wie oft inzwischen Norwegen als Vergleichsfall für Großbritannien erwähnt worden ist. Da würde ich jetzt nicht sagen, dass sich niemand erinnern könnte. Und wie ebenfalls bereits mehrfach diskutiert wurde, taugt Norwegen eben nicht so ohne weiteres als Vergleich, weil Norwegen im Schengener Abkommen ist und auch sonst eng mit der EU durch Verträge verbunden ist - genau solche Faktoren, die Großbritannien doch immer abgelehnt hat.