Wird Genderneutralität langsam zum Genderwahn?
Weltweit ist man ja derzeit zugange und bemüht sich alte geschlechtsspezifische Begrifflichkeiten abzuschaffen und neue zu kreieren. Aktuell stehen zum Beispiel die Begriffe Muttermilch, sowie Mutter und Vater in der Kritik. Für Muttermilch kursieren die Vorschläge “Elternmilch” und bei Mutter oder Vater werden derzeit “Austragendes Elternteil” und “nicht-gebärendes Elternteil” favorisiert.
In den letzten Monaten gab es ja schon einigen Wirbel um irgendwelche gendergerechten Ausdrücke, aber mir nimmt das irgendwie überhand und mir kommt es so vor, als ob sich manche Leute in einen regelrechten Genderwahn hineinsteigern. Habt ihr auch diesen Eindruck und musstet ihr auch schon öfter mal den Kopf schütteln?
Ich denke, man kann auch weit über das Ziel hinausschießen und es übertreiben! Was ist verkehrt an Mutter und Vater und Muttermilch? Wie will man denn dann den Mutterschutz bezeichnen? Bekommt das nicht gebärende Elternteil dann auch frei, damit das gebärende nicht bevorzugt wird?
Ich versuche mir solche Leute vorzustellen, wie sie ihrem kleinen Baby das Sprechen beibringen. Da wird dann nicht mehr "Mama" geübt, sondern "gebärendes Elternteil".
Ich halte diese ganze Diskussion für Quatsch! Wenn wir in unseren Köpfen die grundsätzliche Gleichberechtigung aller wie auch immer gearteter Geschlechter endlich mal begriffen haben und fähig sind, sie auch endlich anzuwenden, brauchen wir diesen bürokratischen Mist nicht mehr! Er bläht nur die ganze Bürokratie auf, verlangsamt unser Handeln, weil wir immer erst mal überlegen müssen, wie wir jetzt korrekt formulieren müssen, und ändert nichts an dem Grundproblem!
Wenn wir so weiter machen, diskutieren wir in zehn Jahren nicht mehr über die Frauenquote, sondern eben über die Quote der potentiell gebärfähigen Personen, wobei damit aber wieder die meisten Personen mit einem transgender oder diversen Geschlecht ausgegrenzt wären und ich mich auch diskriminiert fühlen würde, wenn ich kein Kind habe/will/bekommen kann. Das Grundproblem, nämlich die männliche Dominanz in den Führungsebenen, bestünde aber weiterhin.
Ich sehe diesen Genderwahn mit großer Besorgnis, denn dadurch wird gekonnt abgelenkt von dem Problem, dass wir irgendwie nicht in der Lage sind, Menschen einfach zu nehmen, wie sie sind. Wir fallen von dem einen Extrem ins nächste und bleiben doch immer weiter bei unseren Verhaltensmustern, die wir nur anders benennen. Im Endeffekt ist es nur ein Etikettenschwindel: Gleicher Inhalt, anderer Name.
Für mich ist der Genderwahn ein perfektes Beispiel für den Spruch: Operative Hektik bei geistiger Windstille. Man tut einfach irgendetwas Sinnloses, ohne das Problem auch nur ansatzweise zu lösen, damit man wenigstens irgendetwas tut. Im Endeffekt bringt alles nichts. Das hat man auch an der Debatte zur Benennung von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe gesehen.
An sich finde ich die Diskussion schon ganz okay. Es gibt Menschen, denen wir einfach keine Plattform geben, die aber auch existieren wollen. Dennoch finde ich es übertrieben, wenn man das so derart auf die Sprache legt und dann jeder Mensch, der das nicht beachtet geächtet wird.
Es geht doch eigentlich darum jeder Person gerecht zu werden und da sollte man auch gewisse Dinge, die nun mal einfach so sind, auch akzeptieren können. Muttermilch heißt ja nicht so, weil man eine Frau in den Vordergrund stellen will und Männer blöd sind, sondern weil die Mutter, die Milch aus ihrer Brust dem Baby gibt.
Ich finde man sollte es nun nicht übertreiben und vor allem diesen Menschen im Alltag einen normalen Umgang bescheren und das Gefühl geben Teil der Gesellschaft z sein und nicht nur über eine Sprache. Wenn die Sprache nicht gendert, aber das eigene Verhalten zeigt, dass man da keine Probleme hat und offen ist, dann stört das sicherlich auch weniger.
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