Wird Feminismus in Deutschland belächelt?

vom 03.05.2015, 11:00 Uhr

Ich habe neulich die Sendung ''Die Anstalt'' auf ZDF geschaut und hier wurde das Thema Feminismus aufgegriffen. Es wurde kritisiert, dass man den Feminismus nicht mehr ernst nehmen würde und das obwohl man ihn heute noch braucht und er viel erreicht hat. Feministen beispielsweise haben erst dazu geführt das populär wurde das Frauen bei einem Herzinfarkt nicht die gleichen Symptome haben wie Männer, wodurch sie lange Zeit als hysterisch galten und nicht als Herzkrank und deswegen auch gestorben sind.

Außerdem gäbe es in Deutschland eben immer noch sehr große Probleme was die Rente angeht, denn Frauen die sich der Kindererziehung widmen und dann vielleicht noch von ihrem Mann verlassen werden, haben am Ende oft nicht mehr als 600 Euro Rente im Monat und da wäre ein bisschen Feminismus nicht so schlecht, zumal das in anderen Ländern auch anders ist. Stattdessen aber werden Feministen in Deutschland nicht mehr ernst genommen, weder von Frauen noch von Männern.

Wie seht ihr die Sache, ist es für euch auch problematisch, dass der Feminismus in Deutschland an Bedeutung verliert und das obwohl die Frauen immer noch deutlich weniger verdienen als die Männer und es dann noch solche Unterschiede bei der Rente gibt? Würdet ihr euch auch wieder ein wenig Feminismus wünschen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Über was regen wir uns eigentlich auf? Selbst Frauen, die ihr ganzes Leben lang nicht arbeiten sind abgesichert. Wir sind alle abgesichert und haben ein Dach über den Kopf, ein ganzes Leben lang. Das ist mehr als man erwarten kann, wie ich finde und sicherlich, es gibt Unterschiede, es gibt immer noch Unterschiede, aber wir arbeiten doch daran. Es wird immer mehr angeglichen und ich denke nicht, dass das ein Hauptproblem sein sollte. Man muss sich weiterentwickeln und daran arbeiten wir als Land doch stetig.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich fürchte, dass Feminismus in Deutschland unter Anderem deswegen belächelt wird, weil er einfach inflationär gebraucht und damit fast schon nervig wird. Ich brauche jedenfalls keine T-Shirts mit Sprüchen wie "We should all be feminists", um mich als Feministin zu fühlen. Aber sowas ist ja leider Trend geworden. Der Beitrag ist mittlerweile zwar etwas älter, aber die #metoo Debatte hat ja auch einigen Pseudofeministinnen neuen Aufschwung gegeben. Überhaupt trifft es das Wort "Trend" ganz gut, denn irgendwie fällt dieses wichtige Thema ja doch zunehmend dem Kommerz zum Opfer.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich merke absolut nicht, dass es in Deutschland von feministischen Statements nur so wimmelt und die Leute allmählich genervt darauf reagieren. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass sobald sich ein schwaches Stimmchen regt, welches darauf aufmerksam macht, dass heute immer noch viele Leute auf Grund ihres Geschlechts Nachteile erfahren, sofort ein gewaltiges Geschrei losbricht, wieso denn immer diese Feminismus-Scheiße, und wir sind doch längst alle emanzipiert und die Weiber sollen sich nicht so anstellen und ständig diese Vorwürfe und immer das Genöle!

Von "belächeln" sehe ich hier keine Spur, sondern eher davon, dass wichtige, lange nötige gesellschaftliche Entwicklungen entweder totgeschwiegen oder niedergebrüllt werden, weil ja offensichtlich jedes T-Shirt, auf dem nicht "Dumm fickt gut" oder "Loch ist Loch" steht, gleich einen Affront für die emanzipierten und gleichberechtigten Bürger darstellt, die angepasst und mitgemeint mit rasierten Waden ihrem Ehemann hinterher räumen und für seine Kleidung, sein Wohlbefinden und sein Seelenleben "verantwortlich" sind.

Wie man hier im Forum auch immer wieder schön beobachten kann. Rasierte Brusthaare sind "unerotisch", mangelndes Engagement im Haushalt musst du "akzeptieren".

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das Problem ist glaube ich, dass es Feministinnen gibt, die mit extrem albernem Zeug daher kommen. Es gibt zum Beispiel Feministinnen, die der Meinung sind, dass es frauenfeindlich wäre, wenn Männer ihren fetten Körper nicht attraktiv finden. Und das sind leider oft die Feministinnen, die in den sozialen Medien besonders laut schreien und die deshalb besonders viel Aufmerksamkeit bekommen.

Und das sorgt dann eben leider dafür, dass feministische Anliegen generell nicht ernst genommen werden, weil halt viele nicht zwischen „Fat Acceptance" und "Gender Pay Gap" differenzieren.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich glaube, dass das Problem eher darin liegt, dass viele Leute beim Feminismus nicht mehr an Gleichberechtigung für die Frau denken, wie zum Beispiel in puncto Gehalt und Arbeitsstelle, sondern eher an die extremeren Beispiele. Diejenigen, die sich die Haare kurze schneiden, einen "auf Mann machen" und dann randalieren gehen, dass die Männer sich den Frauen unterordnen müssen und protestieren für ihre "Rechte" bei denen es den meisten aber nur darum geht die Männer letztendlich zu unterdrücken.


Dementsprechend kann ich mir vorstellen, dass der Feminismus in Deutschland deshalb ein wenig belächelt wird, einfach weil es wenige vernünftige Vertreter gibt und die meisten Frauen, die es vertreten, einfach sehr schlechte Beispiele dafür sind und nur belächelt werden können, weil es nicht anders geht.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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