Wird es irgendwann Ehe ohne Versorgungsregelungen geben?

vom 02.05.2015, 12:48 Uhr

Wenn man heutzutage heiratet, dann muss man sich auch in bestimmten Situationen um den andren kümmern. Ich denke da etwa an den Fall, dass einer von beiden arbeitslos wird und dann gelten die Eheleute ja als Bedarfsgemeinschaft und müssen eigentlich den jeweils anderen mit finanzieren. D.h. wenn einer viel verdient, wird von dem automatisch erwartet, dass er den arbeitslosen Partner finanziert und letzterer würde dann keine staatlichen Leistungen erhalten. Da wird auch gar nicht danach gefragt, ob die Eheleute das wollen, das wird einfach so gemacht.

Oder wenn sich ein Paar scheiden lässt, dann kommt ja auch so eine Art Ausgleich von Rentenanwartschaften zustande, manchmal muss Trennungsunterhalt gezahlt werden usw. Wobei man das meines Wissens nach schon durch einen Ehevertrag mit Gütertrennung ausschließen kann, aber das, was ich im ersten Absatz beschrieben habe - diese Pflicht den anderen zu finanzieren, wenn er arbeitslos wird (obwohl er ja theoretisch auch vom Arbeitslosengeld leben könnte) - das kann man nicht ausschließen.

Denk ihr, dass es irgendwann hier ein Umdenken geben wird? Dass es irgendwann eine Form der Ehe geben wird, bei der solche Versorgungsregelungen nicht bestehen, weil die ja viele auch nicht wollen? Oder müssen Paare, die sich nicht gegenseitig finanzieren möchten, dann darauf verzichten, eine Ehe einzugehen und das wird sich auch nicht ändern?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 02.05.2015, 13:25, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Mal ehrlich, wenn man sich nicht gegenseitig finanzieren müsste, dann würden alle Ehepartner zu Hause bleiben und den Mitverdienende arbeiten schicken. Dann hätte man schon viel Geld und einer kann dann eben den Haushalt schmeißen und bekommt schön Geld vom Staat. Das ist lächerlich und rechnet sich auch nicht. Wenn man sein Leben zusammen verbringen will, dann sollte man dem Partner auch finanziell aushelfen können, wenn dieser mal in Not ist und man selber arbeitet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Warum sollte es ein generelles Umdenken geben? Die Ehe ist keine hoch romantische Sache für frisch Verliebte. Es ist eine Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft, die auf Dauer angelegt wird. Warum sollte man heiraten, wenn man nicht füreinander eintreten möchte? Das ergibt doch wenig Sinn.

Außerdem ist es nicht die Aufgabe des Staates, für Menschen zu sorgen, die anderweitig versorgt werden können. Die Idee ist, dass jeder für sich selbst sorgt und für die Seinen aufkommt, so weit er kann. Erst wenn das nicht funktioniert, springt der Staat ein.

Du bist doch normalerweise schnell dabei und möchtest möglichst viele Vergünstigungen. Wenn jetzt die Abgaben steigen, weil ein Partner sehr gut verdient und der andere sich um den Haushalt kümmert und mit vom Geld des Partners lebt und dann auch noch staatliche Leistungen für den Nicht-Arbeitenden fließen würden, dann würdest du dich sicher auch beschweren. Dann müsstest du mit deinen Abgaben die Partner von Menschen versorgen, die unter Umständen besser verdienen als du. Fändest du das fair?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Du bist doch normalerweise schnell dabei und möchtest möglichst viele Vergünstigungen. Wenn jetzt die Abgaben steigen, weil ein Partner sehr gut verdient und der andere sich um den Haushalt kümmert und mit vom Geld des Partners lebt und dann auch noch staatliche Leistungen für den Nicht-Arbeitenden fließen würden, dann würdest du dich sicher auch beschweren. Dann müsstest du mit deinen Abgaben die Partner von Menschen versorgen, die unter Umständen besser verdienen als du. Fändest du das fair?

ich glaube nicht daran, dass das einen Einfluss hat. Früher hatte meine Heimatregion mal eine Arbeitslosenquote von fast 20%, heute sind es 7%. Müssen wir deswegen weniger Abgaben an die Arbeitslosenversicherung zahlen? Nein. Obwohl es weniger Arbeitslose als früher gibt, sind die Beiträge nicht weniger geworden. Ich glaube nicht daran, dass der Staat so nett ist, die Beiträge zu senken, wenn er weniger Ausgaben hat. Die nehmen das Geld dann für etwas anderes.

Ich denke, dass ich eine Partnerschaft einfach nicht als Versorgungsgemeinschaft sehe und dass es für mich normal ist, dass jeder von seinem Geld lebt und wenn einer nicht arbeitet, dann lebt er vom Arbeitslosengeld und nicht vom Geld des Partners. Dass das viele anders handhaben, mag sein, aber das wäre meine Vorstellung von Ehe. Für mich überwiegt der romantische Aspekt, ich verbinde damit keinen Versorgungsgedanken.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das Arbeitslosengeld 2 ist aber eine Sozialleistung, die einem nur dann zusteht, wenn man keinen anderen hat, der einem Unterstützung schuldet. Den hat ein Mensch mit Partner aber. Denn eigentlich ist das füreinander einstehen durchaus auch dem romantischen Grundgedanken einer Ehe geschuldet.

Wenn der andere sich sofort nicht mehr zuständig fühlt, wenn es einem mal schlechter geht, man krank ist oder Pflege braucht, dann braucht man auch nicht zu heiraten. Denn dann ist es mit partnerschaftlichen Gedanken wohl nicht so weit her, oder?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wenn der andere sich sofort nicht mehr zuständig fühlt, wenn es einem mal schlechter geht, man krank ist oder Pflege braucht, dann braucht man auch nicht zu heiraten. Denn dann ist es mit partnerschaftlichen Gedanken wohl nicht so weit her, oder?

Für mich hat Partnerschaft einfach mit finanziellen Dingen nichts zu tun, das sind zwei verschiedene Sachen. Ich finde generell, dass man Finanzen in einer Partnerschaft jeder für sich getrennt regeln sollte und das gilt eben immer, auch wenn der eine mal arbeitslos wird, dann lebt der eben vom Arbeitslosengeld. Liebe und Finanzen sind für mich und in meinem Leben Dinge, die unabhängig voneinander sind.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wie soll dass realistisch gehen, wenn nicht beide ziemlich ähnliche Einkommen erzielen? Fährt man dann immer brav getrennt in Urlaub? Lebt man in getrennten Wohnungen? Kocht man getrennt? Oder soll der finanziell schlechter Gestellte sich verschulden? Soll der mit dem höheren Einkommen ständig verzichten?

Und wie trifft man finanzielle und berufliche Entscheidungen, wenn man absolut nicht füreinander einsteht? Muss dann der eine das wirklich reizvolle und lohnende Jobangebot sausen lassen, weil für den anderen das Risiko eines Umzugs zu groß ist? Wie soll Partnerschaft so funktionieren?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wie soll dass realistisch gehen, wenn nicht beide ziemlich ähnliche Einkommen erzielen? Fährt man dann immer brav getrennt in Urlaub? Lebt man in getrennten Wohnungen? Kocht man getrennt? Oder soll der finanziell schlechter Gestellte sich verschulden? Soll der mit dem höheren Einkommen ständig verzichten?

Also ich fahre nicht in den Urlaub und ich koche auch nicht. Und eine Wohnung kann man ja 50/50 aufteilen. Da muss sich niemand verschulden. Ich beziehe mich bei meinen Überlegungen natürlich auf meine Situation und da kommen keine Urlaubsreisen oder Kochen vor.

Muss dann der eine das wirklich reizvolle und lohnende Jobangebot sausen lassen, weil für den anderen das Risiko eines Umzugs zu groß ist? Wie soll Partnerschaft so funktionieren?

Ich würde nie wegen einem Job umziehen, da kann der so lohnend sein wie er will. So gut kann ein Job gar nicht sein, dass ich dafür umziehen würde. Entweder der ist in Pendelnähe oder er fällt flach. Und mein Freund ist auch nicht der Typ Mensch, der umzieht. Daher stellt sich diese Frage gar nicht bei mir. Wie das andere Menschen machen, weiß ich nicht, aber ich kann mich in Menschen, die komplett anders als ich leben, auch nicht hineinversetzen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Deine Vorstellung klappt aber nur, wenn der andere auch genauso tickt. Was wäre wenn der Partner eben doch mehrmals im Jahr in Urlaub fahren möchte? Wenn er sich eine deutlich größere Wohnung wünscht? Wenn er gemeinsame Mahlzeiten, die eben selbst zubereitet sind, möchte?

Dann kommt man ohne die Bereitschaft zum Kompromiss und sich auf den anderen einzulassen nicht weiter. Soll der Partner beispielsweise arbeitslos bleiben, weil der andere nicht umziehen möchte, wenn sich neuer Job in einer anderen Region findet?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Deine Vorstellung klappt aber nur, wenn der andere auch genauso tickt. Was wäre wenn der Partner eben doch mehrmals im Jahr in Urlaub fahren möchte? Wenn er sich eine deutlich größere Wohnung wünscht? Wenn er gemeinsame Mahlzeiten, die eben selbst zubereitet sind, möchte?

Dann wäre in meinem Fall gar nicht erst eine Partnerschaft entstanden, denn ich habe keine Lust auf Wegfahren und Kochen. Bei der Partnersuche bin ich auch an Leute geraten, die so dachten, die etwa regelmäßig Kreuzfahrten machen wollen. So jemand kommt dann für mich nicht in die engere Auswahl.

Soll der Partner beispielsweise arbeitslos bleiben, weil der andere nicht umziehen möchte, wenn sich neuer Job in einer anderen Region findet?

Ein Job in einer anderen Region findet sich ja meistens nicht so einfach, sondern der wird dann angeboten, wenn man sich vorher schon gezielt in einer anderen Region beworben hat. Dem muss also die Entscheidung vorausgegangen sein, sich weiter weg zu bewerben. Und das sollte man dann ja vorher schon abgesprochen haben.

Um deine Frage zu beantworten, ja, ich würde lieber länger arbeitslose bleiben, wenn ich keinen Job hätte, als wegzuziehen, weil ich den Gedanken woanders zu wohnen viel schlimmer finde als ein paar Monate Arbeitslosigkeit mehr.

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