Wird der Begriff „Hausfreundin“ heute noch genutzt?

Mein Opa hatte früher immer mal gesagt, dass er zu seiner „Hausfreundin“ geht und als Kind habe ich das selbstverständlich nicht verstanden. Ich musste sogar erst ins jugendliche Alter gehen, ehe ich das wirklich gerafft habe, was er damit eigentlich gemeint hat.

Meine Mama erklärte mir dann, dass es in den 50er Jahren und danach üblich war, eine Geliebte oder Affäre neben der eigentlichen Ehefrau als „Hausfreundin“ zu bezeichnen. Sie war jetzt aber nicht schockiert, dass mein Opa eine hatte, weil das wohl bekannt war, aber die Zeiten mit scheiden lassen eben nicht die heutigen waren.

Als ich diesen Begriff letztens in geselliger Runde verwendet habe, staunten meine älteren Bekannten aus der Kneipe nicht schlecht, dass ich „junges Küken“ im Gegensatz zu ihnen den Begriff kenne, aber bei all den anderen waren die Fragezeichen im Gesicht zu erkennen.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ihr den Begriff „Hausfreundin“ überhaupt kennt und wisst, dass die Geliebte oder Affäre gemeint ist oder ob ihr der Meinung seid, dass derartige Begriffe heute nicht mehr aufgrund des Alters sowie der Wortentwicklung bekannt sind sowie genutzt werden?

Ich kannte den Begriff noch nicht, aber bei uns ging auch nie jemand damit hausieren, dass er eine Geliebte hat. Mir würde spontan nicht mal jemand einfallen, der aus meiner Verwandtschaft betrogen wurde, selbst im Freundeskreis nicht. Der Begriff scheint an sich recht alt zu sein und ich hätte im ersten Moment gedacht, dass es eine Art "Freundin des Hauses" ist also eine sehr nahe Freundin der Familie, die nur nicht durch Verwandtschaft dazu gehört.

Genutzt wird der Begriff Hausfreund(in) heutzutage wohl weniger, aber kennen tue ich diesen auch. Aber nach meiner Erfahrung wurde da nicht wirklich der oder Geliebte gemeint, sondern das war meistens immer nur so als lapidarer Ausspruch gedacht. Wenn man zum Beispiel gefragt wurde: "Wo warst du denn den ganzen Tag?" und man keine Lust hatte sich zu rechtfertigen, dann sagte man eben kurzerhand, bei meinem Hausfreund.

Ich kannte diesen Begriff überhaupt nicht und finde das auch nicht schade oder so. Ich meine, man kann nicht alles wissen und mittlerweile gehört das Wort einfach nicht mehr zum allgemeinen Sprachgebrauch. Es gibt dafür andere Begriffe und solange man sich ohne Missverständnisse austauschen kann und jeder Beteiligte eben weiß, was gemeint ist, ist es doch nicht weiter tragisch.

Ich kenne eher den Hausfreund. In meiner Kindheit hatte die Hausfrau einen Hausfreund, weil der sie besuchen kam, wenn der Gatte außer Haus war. Der Gatte hatte aber eher eine Geliebte oder Affäre, die er außerhalb der ehelichen Wohnung traf. Aber natürlich würde ich Hausfreundin auch sofort verstehen.

Und Ramones liegt mit der guten Freundin oder dem Freund des Hauses ja auch goldrichtig. Eigentlich meint der Begriff genau das, nämlich eine langjährige Freundin oder einen langjährigen Freund der Familie. Und eben weil man nicht damit hausieren gehen wollte, dass ein Part fremdgeht, nahm man den Begriff Hausfreund. Schließlich fällt den Nachbarn auf, wenn Frau Meier immer gut gelaunt und schick zurechtgemacht ist, wenn der Horst die besucht, und Herr Meier dann nie anwesend ist.

Damit der Herr Meier sein Gesicht wahrt, wird der Horst zum Hausfreund. Denn ein so enger und langjähriger Freund der Familie kann eben auch dann zu Besuch kommen, wenn Frau Meier allein ist. Der ist so verbunden und bekannt, da kann gar nichts kompromittierendes vorfallen. Und weil das gerne so verschleiert worden war, wurde der Hausfreund zum Synonym für Liebhaber.

Ich kannte den Begriff bisher auch nicht und habe noch nie bewusst davon gehört. Allerdings hatte ich bisher generell auch noch keine wirklichen Berührungspunkte mit diesem Thema und habe mich daher auch noch nie wirklich damit auseinandergesetzt. Ich hätte mir aber wahrscheinlich etwas anderes darunter vorgestellt, wenn ich den Begriff in einem anderen Zusammenhang zum ersten Mal gehört hätte.