Wird auf farbenblinde Menschen zu wenig Rücksicht genommen?

vom 01.10.2020, 10:45 Uhr

Ungefähr acht Prozent aller Männer sind farbenfehlsichtig, meist Rot-Grün-blind. Manche wissen es gar nicht. Alle meine Söhne sind davon betroffen, sie haben das Pech gehabt, mein diesbezüglich defektes X-Chromosom geerbt zu haben. In jeder Schulklasse sind also durchschnittlich ein bis zwei Farbfehlsichtige.

Ich finde, dass im Verkehr und bei Grafiken in den Medien zu wenig Rücksicht darauf genommen wird. Meine Kinder können zum Beispiel nicht erkennen, ob der Türknopf in der S-Bahn rot oder grün ist. Auch die Anzeigen an den Bushaltestellen, die rot auf schwarzem Grund sind, können sie überhaupt nicht lesen. Auch Grafiken in der Schule sind oft nicht richtig abzulesen, ebenso wenig wie im Atlas Berge von Tälern unterscheiden.

Rot-grün-Blinde haben natürlich auch Vorteile. Sie sehen die Brauntöne besser voreinander abgegrenzt und können zum Beispiel bestimmte Strukturen besser erkennen. Auch beruflich sind sie nicht stark eingeschränkt. Mein Onkel ist zum Beispiel trotz Farbenblindheit Arzt.

Wenn so viele Männer betroffen sind, sollte man nicht mehr Rücksicht darauf nehmen? Eine blaue Fehlsichtigkeit ist seltener. Es wäre schon eine Erleichterung, wenn man Rot oder Grün durch Blau ersetzen würde. Kennt ihr farbenfehlsichtige Menschen? Wie empfinden sie diese Einschränkung?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Mein Eindruck ist ja, dass viele Menschen sehr wohl bereit sind auf Mitmenschen mit irgendwelchen Einschränkungen Rücksicht zu nehmen wenn sie darauf hingewiesen werden. Aber Tatsache ist eben, dass man darauf hingewiesen werden muss weil es doch schlicht unmöglich ist im Alltag an alles zu denken.

Ich weiß von der schwarz-weiß Fotografie, das Rot das bessere Schwarz ist, aber ansonsten würde man doch nie darauf kommen, dass es Menschen gibt, die ausgerechnet Rot auf Schwarz nicht erkennen können weil die Farben doch so unterschiedlich sind.

Wir hatten in der Schule mal ein Wertungssystem in der Projektwoche, das eigentlich auf den Ampelfarben basieren sollte und dann geändert wurde weil Schüler auf ihre Sehschwäche hingewiesen hatten. War kein Problem, aber man muss so etwas eben gesagt bekommen, weil man sonst logischerweise zu den Farben greift, die für die meisten ohne Erklärung zu verstehen sind.

Neben Menschen mit Rot-Grün-Blindheit kenne ich auch jemanden, bei dem diese Zapfen, die für das Farbsehen verantwortlich sind, komplett fehlen. Das beeinflusst das Sehen aber schon negativ, also er kann nicht deshalb keinen Führerschein machen weil er die Ampelfarben nicht erkennt sondern weil die Sehstärke zu gering ist.

Aber eine berufliche Einschränkung ist das natürlich nicht. Man sucht sich den Beruf doch logischerweise so aus, dass er zu dem passt, was man kann. Viele Menschen würden zum Beispiel an der Pilotenausbildung scheitern weil die Augen dafür nicht gut genug sind, aber ich kenne niemanden, der eine Brille trägt und sich deshalb beruflich eingeschränkt fühlt.

Ich bin übrigens des Gegenteil von Farbenblind - Tetrachromat. Kommt bei Frauen aber anscheinend gar nicht so selten vor, dass sie im Gelbbereich mehr sehen als "normal" wäre.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^