Wildtiere wieder aussetzen - Tod durch Kälteschock?

vom 30.12.2014, 20:59 Uhr

Vor kurzem habe wir eine Maus eingefangen, die bei uns im Garten gewohnt hat. Für die Maus war das von Vorteil, weil ihr Unterschlupf abgerissen werden sollte und mein Vater wollte sicher gehen, dass die Maus sich nicht darin befindet. Nun habe ich die Maus erstmal in den Keller gebracht, da sie draußen etwas am Zittern war.

Meine Eltern meinten nun, dass es sie besser wäre in den Kellerübergang zu stellen. Dort steht sie dann auch vor der Außentür und hat es sehr kühl, aber eben keine Minusgrade. Das wäre für die Maus besser, denn wenn man sie vom Warmen ins Kalte bringen würde, könnte die Maus einen Schock erleiden und sterben. Dies ist bereits einmal bei einem Vogel passiert, den mein Vater im nassen Schnee aufgegabelt hatte und nach zwei Tagen wieder nach draußen gebracht hat.

Ist es besser Wildtiere in kühlen Räumen aufzubewahren, anstatt sie in warme Räume zu bringen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Tier nach dem Aussetzen einen Schock bekommt und erfriert?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist schon sehr fragwürdig ein Wildtier, ob es nun eine Maus ist oder ein größeres Tier, einfach in den Keller zu sperren. Auch wenn die Maus gezittert hat ist das kein Grund. Mäuse leben niemals alleine und man hat sie aus der Gruppe gerissen, auch wenn man die Gruppe nicht gesehen hat. Sie hätte ihre Gruppe aber wieder gefunden. Gezittert hat das arme Tier wahrscheinlich aus Angst. Wenn man sie jetzt aussetzt wird sie das wahrscheinlich gar nicht überleben. In dem man sie eingefangen hat und von der Gruppe getrennt hat, hat man ihr Todesurteil unterschrieben.

Die Maus wird die Gruppe kaum noch wieder finden. Weiterhin wird sie erst mal desorientiert sein. Desweiteren wird sie wohl auch kaum so viel gefressen haben, dass sie ein schönes Fettpolster für den Winter hat. Auch ein Vogel sollte man niemals einfangen und zwei Tage im wärmeren Keller "aufbewahren". Man kennt doch gar nicht die Fressgewohnheiten. Es gibt so viele Mausarten und Vogelarten und jeder Art frisst was anderes.

Ich denke, dass man das arme Tier auf jeden Fall so schnell wie möglich frei lassen sollte und die Daumen drücken sollte, dass das Tierchen seine Gruppe wieder findet. Mäuse sind sehr soziale Tiere. Wie kann man nur Wildtiere einfangen. Dafür sollte man sie in eine Wildtierstation bringen, wenn man das Gefühl hat, dass das Tier Hilfe braucht. Die kennen sich mit den Arten genauestens aus. Alles andere ist auch in Deutschland verboten. Denn Wildtierhaltung, wenn es auch nur für kurze Zeit ist, ist genehmigungspflichtig.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich fürchte ebenfalls, dass du dem Tierchen keinen Gefallen getan hast, als du es eingefangen und aufgewärmt hast. Das arme Vieh weiß ja nicht, dass du ihm nur helfen willst, und die Gegenwart von Menschen und das Eingesperrt Sein stellen unglaubliche Stressfaktoren für ein Wildtier dar. So eine Maus hat wenig Reserven und ist als Fluchttier sowieso die meiste Zeit seines kurzen Lebens auf dem Sprung. Daher kann ich mir schon vorstellen, dass es die Überlebenschancen eines Wildtieres senkt, wenn es einer derartigen Stress-Situation ausgesetzt wird.

Gerade Mäuse haben zudem einen unwahrscheinlich schnellen Stoffwechsel, und ich kann mir ebenso vorstellen, dass die Temperaturschwankungen bei einem Tier, welches vom Organismus her auf Winterkälte eingestellt ist, eher schaden als nutzen. Aus diesen und anderen Gründen bin ich seit jeher der Meinung, dass es für die Natur und die Wildtiere am Besten ist, wenn man der Natur ihren Lauf lässt.

Natürlich ist es schade, wenn eine Maus ihren Unterschlupf verliert, aber wieso sollte das Tier denn keine andere Höhle finden, wenn man es einfach laufen lässt? Wildtiere sind ja nicht blöd, wenn es ums Überleben geht. Jetzt ist das Tier gestresst, desorientiert, verbraucht dadurch mehr Energie und Fettreserven und wird schneller von einem Raubtier gefressen als ohne Einmischung von außen. Dass Mäuse sowieso nicht besonders lange leben, ist ja auch kein Geheimnis. Da muss man ihnen das Leben nicht noch zusätzlich schwer machen.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^