Wieso verzichten Berufsschulen auf Hitzefrei?

Eine Bekannte von mir macht derzeit eine Ausbildung und geht deswegen noch zur Berufsschule. Als ich sie fragte, ob sie damit rechne, dass es die Tage dann mal Hitzefrei gibt, verneinte sie. Denn es gibt auf Berufsschulen kein Hitzefrei mehr und somit muss sie dort in den heißen Klassenräumen sitzen, Klausuren schreiben und das, obwohl wohl alle vor Schweiß triefen und sich nicht konzentrieren können.

Auf Anfrage bei den Lehrern hieß es dann, wenn wir euch Hitzefrei geben, dann müsstet ihr dann im Anschluss arbeiten. Ich fand das schon mega krass, weil das zu meiner Zeit keineswegs so war und auch wir bekamen dort Hitzefrei. Jeder normale Mensch weiß, dass bei derartiger Hitze die Gedanken ganz woanders sind, das Konzentrieren schwer fällt und mehr.

Aber es scheint gängig zu sein. Jetzt wollte ich mal fragen, ob Ihr davon gehört habt, dass auf Berufsschulen kein Hitzefrei gibt oder seid Ihr selber betroffen und wie findet Ihr das?

Berufsschule ist wie das Wort schon sagt eine Schule, die berufsbegleitend ist oder die Schüler auf den Beruf vorbereitet. Das heißt arbeiten auch ohne Hitzefrei. Es gibt kaum ein Beruf, der die Mitarbeiter nach hause schickt, weil es zu warm ist. Da werden Ventilatoren aufgestellt wenn man Glück hat und Wasser angeboten. Aber arbeiten müssen alle. Ich habe viele Jahre in einer Fabrik gearbeitet. die Maschinen haben im Winter schon so viel Hitze abgegeben, dass es im Sommer nicht heißer war. Hätten wir da ganzjährig hitzefrei bekommen sollen? Was machen Bäcker in den Backstuben?

Ich finde, dass Hitzefrei nur jüngeren Schülern gewährt werden sollte. Die Schüler, die sich langsam aber sicher an das Berufsleben gewöhnen sollen, sollen auch damit klar kommen, dass sie eben kein Hitzefrei bekommen. Und wenn die Schule wirklich frei gibt, dann ist es doch auch richtig, dass die Schüler bzw. Auszubildenden dann in den Ausbildungsbetrieb gehen. Wenn wir damals wegen irgendwas Unterrichtsausfall hatten, dann mussten wir auch in den Ausbildungsbetrieb gehen und arbeiten. Schließlich soll man sich ja an das Arbeitsleben gewöhnen.

Meine Berufsschulzeit liegt Jahrzehnte zurück und es gab natürlich kein Hitzefrei. Schließlich stellt einen der Arbeitgeber für den Schulbesuch frei und wenn die Schule ausfällt oder Ferien sind, muss man arbeiten. Dazu kommt die Regelung, dass Minderjährige an Berufschultagen nur dann nicht zur Arbeit müssen, wenn sie mehr als fünf Stunden Unterricht hatten. Volljährige müssen acht Stunden leisten, um nicht noch arbeiten zu müssen.

Dazu kommt das Problem der Fehlzeiten. In einer dualen Ausbildung darfst du nur zehn Prozent der Ausbildungszeit in Schule oder Betrieb versäumen. Fehlst du länger, muss nachgewiesen werden, dass das Ausbildungsziel trotzdem erreicht worden ist. Sonst wird es nichts mit der Zulassung zur Abschlussprüfung. Ganz kribbelig wird es bei mehr als zwanzig Prozent. Wenn man dann nicht genau nachweisen kann, was man während der Fehlzeiten hätte lernen sollen, und sie und wo man das nachgeholt hat, wird es mit der Prüfung nichts.

Und das ist auch in Ordnung so. Auszubildende sind keine Schüler im eigentlichen Sinne. Sie bekommen auf der Arbeit auch nicht frei, nur weil es heiß ist. Und niemand kann mir erzählen, dass Schule schlimmer ist als Kellnern, Kochen, Schweißen oder Mauern bei Affenhitze.

Es ist ja nicht nur die Berufsschule, auch die Oberstufe ist von Hitzefrei ausgenommen. Ich denke, dass das damit zu tun hat, dass man eben auf das Berufsleben vorbereitet wird. Wenn man noch Pflichtschüler ist, hat man keine andere Wahl, aber wenn man sich freiwillig dazu entscheidet, länger zur Schule zu gehen, dann muss man eben mit den Konsequenzen leben. Vom Beruf kriegt man ja auch kein Hitzefrei.