Wieso gibt es immer noch Alltagsdrogen?

vom 11.03.2021, 11:26 Uhr

Rauchen und Alkohol sind die derzeit beliebtesten Alltagsdrogen weltweit. Als Industrienation und Sozialstaat will Deutschland oft eine Vorreiterrolle in der Welt übernehmen. Trotz des Anspruches fortschrittlich sein zu wollen, hat Deutschland sowie Europa es bisher nicht geschafft, gesundheitsschädigende Alltagsdrogen aus dem Alltag komplett zu verbannen.

Gelungen ist uns das auch nicht obwohl nachgewiesen ist, wie die Wirkung sich auf den Konsumenten und deren direkten Kontakten auswirken kann und immer noch sehr viele Menschen jedes Jahr an den Folgen sterben. Wieso gibt es in Deutschland und auch in Europa immer noch solche Alltagsdrogen, sind wir als Deutsche wirklich so fortschrittlich wie es immer propagiert wird oder kratzt das nicht schon an der Grenze zur Überheblichkeit?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das schafft zum einen Arbeit und Wirtschaftlichkeit und zum anderen kann man sich damit auch betäuben und so ein Alkoholiker hat vielleicht dann auch weniger Lust sich zu beschweren. Aber mal ganz davon abgesehen, wie will man denn das jetzt machen?

Würde man nun alles von Heute auf Morgen wegnehmen, dann hätte man nicht nur den Aufstand seines Lebens, sondern hätte damit auch nichts erreicht, denn alle anderen machen ja weiter, weil es eine große Industrie ist, sich viel Geld machen lässt und die Gesundheit letztendlich egal ist.

Solche Drogen gibt es doch schon immer, die kann man nicht einfach mal eben verbieten. Das macht es natürlich nicht besser, aber ich finde die Aufklärung muss eine bessere werden. Man muss auch mal in der Schule zeigen wie sich eine Lunge eines Rauchers verhält und aussieht und wie sich Alkohol auf den Körper auswirkt und so weiter. Verbote machen es doch auch wieder interessanter für manche Menschen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Dass es mit Verboten eher nicht getan ist, hat man ja in den USA zu Zeiten der Prohibition gesehen. Soweit ich weiß, ist der Konsum von Alkohol weniger zurückgegangen als erwartet. Stattdessen hat der Schwarzhandel geblüht, und die Leute haben versucht, auf illegale Weise Alkohol herzustellen. Zum Teil kommen da auch Produkte heraus, die noch weniger gesund sind als der offiziell verkaufte Alkohol.

Ich denke, dass es effektiver ist, das Problem mit den Alltagsdrogen langfristig anzugehen, mit Aufklärung und Imageänderungen, insbesondere bei jungen Leuten. Wenn Alkohol und Zigaretten nicht mehr "cool" sind, dann verlieren die Sachen ihren Reiz, denn oft steigt man hauptsächlich deswegen in den Konsum ein, weil es einem vorgelebt wird, und weil man sich dadurch Anerkennung uns Integration in bestimmte Gruppen erhofft.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Von der Überheblichkeit, mit der hier "Deutschland und Europa" als leuchtende Vorbilder der Zivilisation und Kultiviertheit hervorgehoben werden, mal abgesehen - Alkohol, Zigaretten und Co. fühlen sich ja nicht weniger geil an, wenn du Internetzugang, sauberes Wasser und ein bayerisches Abitur hast.

Ich bin von Natur aus wenig anfällig für die Versuchungen diverser Nervengifte, aber selbst ich trinke mal einen Glühwein, oder bestelle mir ein Bierchen zu meinem Schnitzel. Ich sehe daher durchaus auch die kulturellen Komponenten von "Alltagsdrogen" und auch die Probleme, die etwa die Illegalisierung mit sich bringen würde.

Dann wären nämlich auf einmal ganz schön viele Leute kriminell, diverse Wirtschaftsbranchen von der Gastronomie bis zur Brauerei würden einknicken und auch die kulturellen Auswirkungen wären nicht zu übersehen. Mir täte es beispielsweise leid um die ganzen abgefackelten Weinberge. Im Großen und Ganzen halte ich es daher für praktikabler, den Menschen die Verantwortung für ihre Gesundheit zumindest im Bezug auf Alkohol und Zigaretten nach wie vor selber zu überlassen.

Freiheit bedeutet Verantwortung, aber sie ist mir immer noch lieber als ein Leben im goldenen Käfig, wo Papa Staat darauf achtet, dass das unmündige Fußvolk ja nur Kräutertee trinkt und mit hervorragenden Leberwerten stirbt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Ich sehe daher durchaus auch die kulturellen Komponenten von "Alltagsdrogen" und auch die Probleme, die etwa die Illegalisierung mit sich bringen würde.

Die kulturelle Komponente sollte man keinesfalls außer Acht lassen. Je nach Region gibt es beispielsweise eine lange Brauerei- oder Weinanbautradition, die auch die Kulturlandschaften prägen. Ohne Weinanbau würden ganze Regionen anders aussehen und hätten sich anders entwickelt. Ich denke, da würde man viel Tradition und Kultur zerstören, wenn man hier einfach mit Verboten anrücken würde.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben: .....Papa Staat darauf achtet, dass das unmündige Fußvolk ja nur Kräutertee trinkt ...

Es gibt ganz hervorragende Kräutertees und andere natürliche Substanzen, die dann in Mode kommen, wenn der Staat uns den Alkohol wegnimmt. Wie etwa Alraunen Tee, der auf der Fensterbank gezüchtet werden kann, die Betelnuss statt eines Gläschens Sekt oder Tagetes aus dem heimischen Garten in Form von Tee oder selbst gedrehten Zigaretten.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


blümchen hat geschrieben:Es gibt ganz hervorragende Kräutertees und andere natürliche Substanzen, die dann in Mode kommen, wenn der Staat uns den Alkohol wegnimmt. Wie etwa Alraunen Tee, der auf der Fensterbank gezüchtet werden kann, die Betelnuss statt eines Gläschens Sekt oder Tagetes aus dem heimischen Garten in Form von Tee oder selbst gedrehten Zigaretten.

Ich sagte doch, dass ich derlei Versuchungen von Natur aus gut widerstehen kann und keine Ahnung habe, was man außer Alkohol, Tabak und ein, zwei anderen Kräutern noch so als "Alltagsdroge" konsumieren kann. :lol:
Aber das bestätigt meine Ansicht: Viele Leute mögen einfach hin und wieder ein anderes Gefühl im Kopf, und zwar schon seit es uns in der Steinzeit in den Honigvorrat geregnet hat. Und keine staatliche oder sonstige Kontrolle wird verhindern, dass sich manche damit die Gesundheit ruinieren. Da müssen wir die Alkoholiker wohl oder übel durchschleppen, weil die Alternativen unter Garantie im Blumenbeet schon warten. :wink:

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Diese Überschrift enthält eine Frage, die ich mir auch schon des Öfteren gestellt habe. Vieles würde so viel einfacher ohne Alkohol und Tabak: Die Krankenkassen hätten weniger Ausgaben, es gäbe weniger Verkehrstote und -verletzte, es gäbe überhaupt weniger Verletzte, es gäbe weniger Pöbeleien und Ausraster, weniger Suchtkranke, weniger Lungenkrebs.

Die Ausgaben der Krankenkasse sollten also erheblich sinken, weil die ganzen alkoholbedingten Verletzungen wegfallen! Dazu kommt, dass die Gerichte weniger zu tun hätten mit den Autofahrern, die es nicht lassen konnten, unter Alkoholeinfluss zu fahren und dabei eventuell noch einen Unfall zu verursachen. Viele Beleidigungsdelikte haben ihre Ursache im Alkohol. Und sogar Sexualstraftaten treten vermehrt auf, wenn zumindest einer der beiden alkoholisiert ist.

Dadurch, dass also Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte weniger zu tun haben, würde der Staat auch sparen. Dagegen spricht dann wieder, dass es wohl irgendwo zum "Kulturgut" gehören soll. Ich persönlich habe mich allerdings schon oft gefragt, was daran Kultur ist, wenn ich mal wieder Bilder von völlig dicht gesoffenen Leute auf dem Oktoberfest gesehen habe, die irgendwen oder irgendwas vollgereihert haben.

Ist es wirklich Kultur, sich so voll laufen zu lassen, dass man am nächsten Tag einen Filmriss und Brummschädel hat? Dann bin ich wirklich ein Kulturbanause und steh dazu! :lol: Und warum soll es bei der älteren Generation und auf dem Oktoberfest Kultur sein, aber wenn der Sprössling mit gerade 18 sich in einer Disco volllaufen lässt, nicht?

Ganz verbieten bekommt man vermutlich nicht hin. Da würden dem Staat auch erhebliche Steuern fehlen. Ich stimme auch zu, dass der Staat nicht immer alles vorschreiben sollte. Aber ich finde, er könnte seine Bürger ein bisschen lenken. Das versuchen die ja auch schon mit dem etwas hirnrissigen Nutri-Score. Wieso dann nicht auch bei Alkohol und Tabak? Wie wäre es, wenn man einfach Alkohol in jeglicher Form, also auch Bier, Sekt und Wein, einfach sehr teuer macht? Ähnliches funktioniert in Skandinavien doch auch einigermaßen.

Die Weinbauern hätten da dann auch den Vorteil, dass sie vielleicht noch mehr auf Qualität und ökologische Erzeugung achten können und nicht mehr so auf Masse ausgerichtet sind. Und warum es eigentlich immer noch Tabak und Nikotin gibt, erschließt sich mir überhaupt nicht. Da zieht das Argument mit der Kultur nicht. Aber auch da könnte man den Preis gut und gerne mal vervielfachen. Vielleicht wird dann mal weniger geraucht.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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