Wieso geben viel Ausländer vor, die AFD wählen zu wollen?

vom 14.09.2016, 02:29 Uhr

Die AFD kann gesehen werden, wie man möchte. Manch einer sieht sie als Schwesterpartei der NPD, andere sind da eher mittig gestellt und sagen, dass die AFD leicht rechts und mittig ist. Während der Verfassungsschutz derzeit sagt, dass es kein Bedarf gibt, die AFD derzeit unter Beobachtung zu stellen. Damit hat sie der NPD vieles voraus.

Ich möchte nicht abstreiten, dass die AFD wirklich viele Anhänger aus der NPD hat, aber das ist nicht verboten. Es war zudem klar, dass die unter Verfassungsschutz stehende NPD sich diese Alternative ohne Verfassungsschutz zunutze machen würde, um mehr Stimmgewalt zu genießen.

Bisher hieß es immer, dass arbeitslose Männer, Hartz IV Empfänger und Protestwähler die AFD wählen würden. Doch im World Wide Web habe ich jetzt auch schon, wie in der kommenden Landtagswahl in Berlin gelesen, dass besonders örtlich die Russlanddeutschen die AFD wählen werden.

Nun war ich gestern in meiner Stammdöneria, wo Türken arbeiten, die teilweise perfekt deutsch können, die Kinder hier geboren sind und nur mal regelmäßig örtlich Urlaub machen. Auch diese teilten mir unverblümt mit, dass sie die AFD wählen aus verschiedenen Gründen.

Ich habe auch im Web schon viel gelesen, dass Ausländer die AFD wählen gehen, aber kann das nicht ganz nachvollziehen. Für sie ist die Partei doch beim besten Willen keine Alternative, sondern eigentlich der größte Feind oder sehe ich das falsch?

Wieso könnte es sein, dass so viele Ausländer die AFD wählen wollen? Wer von Euch kann sich auf diesen "Trend" einen Reim bilden und weiß womöglich, woran es unter Umständen liegt? Beziehungsweise was glaubt ihr, zu wissen, woran es liegt?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Glaubt man den Befragungen, dann möchten viele Menschen mit Migrationshintergrund möglichst keine Flüchtlinge im Land haben. Deren Interesse ist daran mindestens ebenso hoch wie das der alteingesessenen Deutschen. Dabei ist es ziemlich egal, ob der Hintergrund türkisch oder osteuropäisch ist.

Das ist doch auch ziemlich logisch. Bei den meisten ist der Migrationshintergrund an der Optik und/oder am Namen erkennbar. Bei steigender Ausländerfeindlichkeit, und die gibt es ja, sind diese Menschen mit betroffen. Ein deutscher Pass, ein Arbeitsplatz oder ein eigenes Geschäft helfen da nicht.

Bisher unauffällig und unbehelligt hier lebende Muslime müssen neuerdings ihren Glauben rechtfertigen. Darüber freut man sich nicht. Wer in prekären Jobs steckt, der ist über Konkurrenz nicht begeistert. Und wer in den armen Stadtteilen zurechtkommen muss, möchte keine Verschärfung der Situation. Die Folgen der Zuwanderung treffen Menschen mit Migrationshintergrund doch nicht weniger.

Viele dieser Menschen sind hier auch mit nichts angekommen und sie haben hart gearbeitet, um sich und ihren Kindern hier etwas aufzubauen und eine gesicherte Zukunft zu schaffen. Die jubeln doch nicht automatisch, wenn noch mehr kommen und sich ihre Situation verschlechtern könnte.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


So ähnlich haben es meine bisher ausgesprochenen ausländischen Bekannten mitgeteilt, die mir unverblümt sagten, dass sie die AFD wählen werden. Ich weiß natürlich, dass es auch viele Ausländer gibt, die ein wenig oder ganz "rechts" denken, sodass dieser Aspekt bei manch einen einbezogen werden muss.

Bei meinen türkischen Bekannten wurde gesagt, dass sie es leid sind, dass man in den Westen zieht und seine Religion teilweise unangefochten über allem stellt. Sie sind auch gläubig, aber ohne Kopftuch und klassischen Sitten. Sie geben zwar zu, dass es an vieler Orts der Türkei recht human ist, als im Orient oder den Emiraten, aber sie können nicht verstehen, dass Deutschland sich hier teilweise so auf den Kopf tanzen lässt.

Der Papa der Familie sagte gestern, dass jeder in Syrien, Saudi Arabien, Iran, Indonesien, Dubai & Co sich an die örtlichen Gesetze halten muss. Ob Tourist oder Einwanderer, da spielt es keine Rolle. Er fragt sich, wie es aber sein kann, dass hier Herkommende fordern und man ihnen alles irgendwie zurecht macht, statt einfach auf seine Werte, Gesetze und Grundlagen zu pochen.

Während der Sohn sagt, dass Deutschlands Geschichte offenbar dafür verantwortlich ist, dass man sich hier teilweise alles gefallen lassen muss. Er ist ja in DE geboren und meinte, ich kann einen Scheißdreck für den zweiten Weltkrieg und möchte nicht, meine Meinung ständig als "rechts" gesehen bekommen.

Mein Nachbar kommt aus Afghanistan und ist echt toll. Ein hilfsbereiter älterer Mann mit Kindern, Enkeln, Frau usw. Tragen fast alle Frauen Kopftuch. Er sagt aber trotzdem, dass er die AFD wählen geht, auch wenn er unter Umständen nichts zu lachen hat, weil er sagt, dass Deutschland sich zu viel gefallen lässt, um bloß nicht mal Kante zu zeigen. Er meinte, dass in Afghanistan einiges anders ist und was hier einige viele "Einzelfälle", so sagt er immer machen, würden die daheim niemals tun, aber es sich herumgesprochen hat, dass Deutschland lasch ist.

Ich muss schon wirklich sagen, dass ich echt super erstaunt bin. Hätte ich im Leben nicht für möglich gehalten, dass Ausländer die AFD wählen. Doch auch im Web ist das schon immer offenkundiger.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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