Wieso bleiben Frauen bei einem Tyrannen?
Ich schaue die letzte Zeit immer häufiger Sendungen wie "surviving evil". Eine Sendung, wo Opfer von Straftaten ihre Geschehnisse mitteilen. Auch die Moderatorin, welche in der Serie Buffy - in Bann der Dämonen mitgespielt hat, wurde damals Opfer eines Serienvergewaltigers, welcher im Leben sogar als Polizist tätig war. Somit weiß sie natürlich, was sie dort für eine Aufgabe hat,wie sie mit "Opfern" umgehen muss und dadurch ist diese Sendung etwas anders als zum reinen Trash zu beurteilen.
Gestern war dort eine ältere Dame Mitte 50 gezeigt worden, welche sich in einen Mann aus Kuba verliebt hatte. Er lebte mit einem Arbeitsvisum in den USA, weil er als Schausteller gearbeitet hat. Die Lady wollte immer einen Mann finden, weil sie Probleme damit hatte, alleine zu sein, keinen Mann zu haben, wo sie sich anlehnen konnte etc.
Nun kamen die beiden schnell zusammen und er verlangte, dass sie ihren Job kündigen solle. Er würde das Geld schon nach Hause bringen. Dies geschah natürlich nicht, sodass sie weiterhin irgendwie an Geld kommen musste, um ihn mitzufinanzieren.
Langsam fing er an, dass sie gewisse Kleidung nicht tragen durfte, er das Handy kontrollierte, sie nur noch im Haushalt war, selbst mit ihren Verwandten kaum reden durfte und schon gar nicht männlichen. Er rastete regelrecht aus. Eines Tages kontrollierte er ihr Handy. Dort war nichts verdächtiges, aber er flippte aus. Er unterstellte ihr, dass sie fremdgehen würde. Sie schmiss vor Wut das Handy an die Wand, was ihn völlig ausflippen ließ.
12 ganze Stunden hat er sie gequält, geschlagen, mit einer Waffe bedroht und auf den Kopf geschlagen. Er hat sie versucht zu vergewaltigen, aber es klappte nicht. Worauf hin er die Pistole nahm! Er wollte sie töten und fuhr später mit ihr an einem anderen Ort, aber sie konnte ins Lenkrad des Autos greifen und er schoss sie dreimal an. Sie verlor dabei fast ihr Leben.
Nun frage ich mich, ob sich Frauen sowas auch ein wenig selber antun? Schon im Vorfeld wurde der Charakter immer ersichtlicher, seine drohende Haltung und mehr! Das gibt es im Alltag ja auch immer öfters, dieses tyrannische Verhalten, aber viele Frauen gehen nicht. So war es auch in diesem Fall. Sie hat sich mit seinen schönen Seiten rausgeredet.
Wieso bleiben so viele Frauen bei einem Mann, der offensichtlich zur Gewalt neigt, ein Tyrann ist und absolut krank im Kopf? Vergessen die Damen, welche Gefahr von ihnen ausgeht? Reden sie sich den Mann schön?
Ich denke, dass es nicht gelogen ist, wenn man sagt, dass Liebe blind macht. Viele Frauen möchten dann sicher nicht wahr haben, dass ihr Mann nicht der ist, den sie sich erträumt haben. Sie nehmen es dann hin und haben vielleicht auch Angst vor einer Veränderung.
Bei der Frau wird es sicher auch die rosarote Brille gewesen sein und sie hat vielleicht gedacht, dass es sich noch ändern würde. Man trennt sich ja meistens nicht gleich, sondern sucht nach einer Lösung. Manche Frauen werden ja auch von solchen Badboys angezogen.
Sie finden es eher reizvoll so einen Mann zum Partner zu haben. Für mich ist das alles nicht sehr schwer nachvollziehbar. Schade, dass in dieser Sendung nicht gesagt wurde, was die Frau genau dazu bewogen hat, bei so einem Mann zu bleiben, als er die ersten Anzeichen für starke Eifersucht und Gewalt zeigte.
Liebe macht blind würde ich mal sagen. Ich habe auch schon von Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt waren gehört, dass sie sich selbst eben die Schuld dafür gegeben haben und meinten, dass sie selbst eben falsch gehandelt hätten und den Mann zu solchen Taten provoziert hätten. Ich kann so eine Denkweise nicht wirklich verstehen, aber ich glaube, da muss man eben drin stecken, sonst versteht man das nicht, auch wenn man es versucht.
Das ist ein schleichender Prozess. Ein Mann stellt sich doch nicht hin und sagt: Komm her Süße, ich werde dich kontrollieren, erniedrigen und misshandeln. Männer, die zu so etwas neigen, suchen sich gezielt Partnerinnen mit eher wenig Selbstbewusstsein.
Wer innerlich eher eine graue Maus ist, neigt dazu, sehr stolz darauf zu sein, dass so ein markiger, vermeintlich toller Hecht ausgerechnet sie will. Bis dahin ist alles gut, aber dann geht der Ärger subtil los. Ein wenig Kritik und ein bisschen Lob bringen die Partnerin in ein Spannungsfeld aus "Er liebt mich" und "Ich muss mich anstrengen, um gut genug zu sein."
Gleichzeitig bringt man sie dahin zu glauben, dass sie ihn unbedingt braucht. Ganz wichtig dabei ist, dass er ihr vermittelt, dass er sie unbedingt braucht und liebt und nur ausrastet, weil sie Fehler macht. So schwindet das Selbstwertgefühl und es bleibt nur ein Schatten der Frau übrig, die nur für ein nettes Wort oder eine liebevolle Geste lebt.
Wenn das der Frau bewusst wird, dann ist es schon lange zu spät. Sie kann kaum noch gehen, weil sein Befinden ihr Leben bestimmt. S ist ein bisschen wie bei Drogen. Wenn die nicht mehr glücklich machen, ist es auch längst zu spät und die Sucht ist voll da.
Du schreibst, dass sie einen Mann wollte, damit sie nicht allein ist. Zu dem was cooper75 geschrieben hat, kann man nur noch ergänzen. Die Frau hat also lieber den Mann ertragen, als wieder allein zu sein. Sie hat sich unterdrücken lassen, um ihn zu halten. Siehe die Geschehnisse zu Job, Kleidung und auch den Kontakt nach außen.
Wenn man selbst anders tickt, kann man dieses Handeln und die Erduldung der Unterdrückung nicht nachvollziehen. Aber es ist auch ein recht unsichtbarer Prozess am Anfang, wenn sich eine Beziehung entsprechend entwickelt. Erkennt man es dann, ist die Beziehung nicht mehr zu retten. Der unterdrückte Partner - kann ja auch Männer treffen - hat dann nur die Wahl es weiterhin zu erdulden oder zu gehen.
Und der zweite Weg ist verdammt schwer. Vor allem, wenn man dann kein Einkommen mehr hat, um sein Leben zu finanzieren. Auch wenn der Fall aus den USA stammt, hat man in Deutschland da auch genug Hürden zu überwinden. Im ersten Moment kann man sich an ein Frauenhaus wenden, wenn Gewalt im Spiel ist. Aber bis dann Gelder fließen, da man ja auch alle möglichen Anträge stellen muss und auch Wohnraum gefunden wurde, dauert es auch seine Zeit.
Auch das scheuen viele Menschen, die sich lieber vom Partner trennen sollten. Die Angst vor der finanziellen Zukunft hält sie davon ab aus dem Umfeld auszubrechen. Noch dazu, wenn man quasi auch von der Familie getrennt wurde und nicht weiß, ob man da Hilfe finden kann.
Es ist immer schwer über so etwas zu reden, wenn man es selber noch nicht erlebt hat. Wobei ich denke, dass Liebe blind macht und man deswegen nicht einsieht, mit wem man da zusammen ist und auch die Warnzeichen nicht erkennt, wenn sich jemand immer komischer benimmt.
Ich denke, dass es auch mit einem geringen Selbstbewusstsein zu tun hat, wenn man sich das Ganze gefallen lässt. Man redet sich dann ein Schuld zu sein und vor allem auch, dass man eben auch einen Auslöser geliefert hat und der Mann ja nur so reagieren konnte und nehmen dann auch bereitwillig die Entschuldung an.
Ich habe es auch schon oft erlebt, dass Frauen eine Beziehung zu einem Mann nicht beenden konnten, auch, wenn dieser ihnen absolut nicht gut tat. Die Frauen, die ich kennengelernt habe, sagten dazu nur immer wieder: "Ich liebe ihn." Ich kann sowas absolut nicht nachvollziehen, warum man jahrelang an einem Mann festhält, der einen als Mensch zerstört. Ich hatte auch Mal eine Beziehung, die mir absolut nicht gut tat. Die Liebe zu diesem Mann war zwar auch sehr groß und die Trennung schmerzte ziemlich, aber es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe!
Natürlich tut eine Trennung verbunden mit großer Liebe zwar sehr weh, aber ich habe für mich selbst heraus gefunden, dass man eher daran kaputt geht in der Beziehung oft verletzt zu werden, als den Trennungsschmerz zu durchleben. Ich denke mir bei solchen Frauen immer, dass sie einfach nicht alleine sein können, immer einen Mann an ihrer Seite brauchen und nicht genügend Selbstwertgefühl haben, um aus dieser Beziehung auszubrechen.
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