Wie würdet ihr feige Menschen charakterisieren?

vom 09.07.2019, 16:10 Uhr

Oftmals wird ja jemand als feige betitelt, was ich aber meistens gar nicht für zutreffend empfinde. Nur weil jemand zum Beispiel sich auf Attacken verschiedenster Art nicht wehrt, deswegen ist man doch nicht unbedingt feige, oder? Ich denke, dass oft auch Schüchternheit mit Feigheit verwechselt wird. Habt ihr schon mal feige Menschen erlebt, wie hat sich das denn dargestellt und wie würdet ihr diese denn charakterisieren?

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» friedchen » Beiträge: 1313 » Talkpoints: 940,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich vermute mal schwer, dass jeder Mensch Feigheit sowieso ganz anders definiert und damit auch charakterisiert. Manch einer wirft den Begriff der Feigheit ja schon in den Raum, wenn sich jemand nicht traut, auf einem Fahrgeschäft auf der Kirmes Platz zu nehmen. Das nennen viele auch feige und da bin ich vielleicht manchmal auch dabei. Aber bei uns ist das unter den Kumpels so, dass wir uns meist anstacheln und am Ende sitzen wir dann doch gemeinsam drauf. Der eine schreit mehr, der andere dann weniger und die vorherigen „Schisser“ wollen nochmal drauf.

Ich kenne auch Menschen, die in der Tat glauben, dass Feigheit bedeutet, wenn einer in eine Schlägerei nicht eingreift, sondern die Polizei ruft und dann nur daneben steht und zuguckt. Dabei kann man dies auch als Selbstschutz bezeichnen in der heutigen Zeit, wo das Messer schneller fletscht wie alles andere. Selbst da kenne ich eben viele, die erwarten, dass man die Polizei anruft und dann reingeht und wer das nicht tut, ist in deren Augen feige.

Feige kann wohl sehr individuell auf Situationen bedingt ausgelegt werden. Für mich ist jemand feige, wenn er das vorher gesagte nicht in der Lage ist, der Person ehrlich in die Fresse zu sagen. Das sind für mich feige charakterlose Menschen. Das hat auch etwas für mich mit einer gewissen Feigheit zu tun, weil man die Konsequenzen nämlich fürchtet und somit für mich feige ist, wenn man vorher die Fresse riesig aufgerissen hat.

Früher haben wir gesagt, man ist feige, wenn man die Schlägerei nicht mit macht, wenn man auf Fahrgeschäften nicht mit fährt oder wenn eine Mutprobe abgelehnt wurde. Heute ist das natürlich etwas anders, wobei ich die Begrifflichkeit „feige“ eigentlich sehr selten als solche noch nutze.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ganz allgemein würde ich auch sagen, dass Menschen, die ihre Aussagen und Handlungen von der Angst vor Konsequenzen bestimmen lassen, als "feige" bezeichnet werden können. Ich würde niemandem Feigheit vorwerfen, der sich im Schwimmbad nicht vom Sprungturm traut oder generell nicht der tollkühne Adrenalinjunkie ist. Dabei handelt es sich in meinen Augen eher um Vorlieben bzw. Abneigungen, während Feigheit schon ein ziemlich hartes Urteil über den Charakter eines Menschen darstellt.

Beispielsweise empfinde ich es als feiges Verhalten, wenn jemand nicht zu seiner Meinung oder Ansicht steht, weil sie kontrovers ist oder weil er sich anbiedern möchte. Ich kenne beispielsweise jemanden, der durchaus diskussionswürdige Ansichten aller Art hat. Aber die Person hat eben nicht den Arsch in der Hose, sich hinzustellen und klipp und klar zu sagen: "Ich finde, dass alle Nicht-Weißen, Nicht-Christen, Nicht-Heteros und Nicht-Männer in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben." Damit könnte man ja anecken, während hintenherum motzen, sticheln und sich benachteiligt fühlen genauso gut geht und weniger kostet.

Auch in den Social Media findet man sehr viele Beispiele für Feigheit, wenn jemand eine an sich eindeutige Aussage trifft und dann zurückrudert und behauptet, man sei falsch verstanden worden, oder der politische Gegner würde unfair angreifen. Im Alltag empfinde ich vor allem die Leute als feige, die ihr Verhalten über Gebühr danach ausrichten, wer ihr Gegenüber ist. Sprich die, die dem Chef gegenüber schleimen, aber ihre Wut an der Praktikantin auslassen oder die sich einerseits ausnutzen lassen, anderseits die schikanieren, die tatsächlich gutmütig und freundlich sind und es nicht verdient haben, dass man sie anschnauzt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke auch, dass Feigheit oft falsch interpretiert wird. Für mich bedeutet Feigheit, dass jemand bewusst und aus Angst vor Konsequenzen handelt oder sich komplett aus einer schwierigen Situation zurückzieht, ohne sich zumindest zu bemühen, sie zu bewältigen. Es gibt jedoch auch viele Menschen, die einfach nur schüchtern sind oder in bestimmten Situationen unsicher sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie grundsätzlich feige sind.

Ich habe schon feige Menschen erlebt, die beispielsweise in einer Gruppe von Freunden andere Menschen ausgrenzen oder mobben, um sich selbst besser zu fühlen. Sie scheuen jedoch das Gespräch mit den Betroffenen und versuchen immer, Konfrontationen zu vermeiden. Auch Menschen, die in der Arbeitswelt unehrlich handeln und lügen, um sich selbst zu schützen oder um sich einen Vorteil zu verschaffen, würde ich als feige bezeichnen.

Feigheit kann jedoch auch situativ bedingt sein. Jeder Mensch hat Ängste und Sorgen, die ihn zurückhalten können. Wenn man jedoch lernt, seine Ängste zu überwinden und sich seinen Herausforderungen zu stellen, kann man sich selbst in schwierigen Situationen beweisen und wachsen.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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