Wie würdet ihr eure Angehörigen zur Beerdigung herrichten?
Der Tod ist etwas, was in der heutigen Zeit immer noch totgeschwiegen wird und meist beschäftigt man sich dann erst damit, wenn es schon fast zu spät ist oder zu spät. Man denkt immer, dass man noch viel Zeit hat und am Ende ist man dann entsetzt darüber, wie schnell es vorbei ist und hat manche Sachen noch gar nicht geklärt.
Durch meine Arbeit im Krankenhaus habe ich auch viel Kontakt mit dem Tod und alle Angehörigen sind unterschiedlich darauf vorbereitet, vor allem wenn es darum geht, was die Angehörigen zur Beerdigung tragen sollen. Viele sind mit der Frage überfordert, sodass wir die Leichen mit Nachthemden von uns dem Bestatter mitgeben. Die Angehörigen können die Sachen, die der Verstorbene zur Beerdigung tragen soll, dann auch noch ins Bestattungsinstitut bringen.
Ich selbst muss sagen, dass ich spontan gar nicht wissen würde, was ich meiner Mutti zu ihrer Beerdigung anziehen würde. Es würde wahrscheinlich nichts allzu extra vakantes sein, aber schon ein wenig schick gemacht. Wahrscheinlich würde ich mich für eine gute Stoffhose mit einer schönen Bluse und ihrer Lieblingskette entscheiden. Aber sicher wäre ich mir trotzdem nicht.
Wie ist es bei euch? Wisst ihr im Falle eines Falles was eure Angehörigen tragen sollen, wenn sie versterben? Habt ihr euch damit schon auseinandergesetzt oder ist das für euch unwichtig?
Ich kenne es auch so, dass man dem Verstorbenen etwas schönes und auch durchaus etwas schickeres anzieht. Aber darauf achtet, dass er eben nicht verkleidet ist. Bei meinem Opa war es so, dass meine Oma schöne Sachen ausgesucht hat, die auch noch fast neu waren. Er sah eben aus, wie er sich sonst auch gekleidet hätte. Das finde ich auch wichtig.
Ich denke, dass man sich um solche Dinge auch erst Gedanken macht, wenn es soweit ist. Aber ich habe auch schon gehört, dass sich Personen schon vor ihrem Tod genau ausgesucht haben, was sie dann tragen wollen und dies dann schriftlich festgehalten wurde. So wusste die Angehörigen dann auch gleich, was der Verstorbene tragen würde.
Ich würde den Verstorbenen schon etwas schicker anziehen lassen. Denn ich kenne es von Beerdigungen so, dass der oder die Verstorbene während der Trauerrede aufbewahrt wird und man die Person eben noch einmal ansehen kann. Ich würde wollen, dass meine Angehörigen positiv in Erinnerung bleiben und dann auch gepflegt und schick aussehen und nicht irgendwie verwahrlost und ungepflegt.
Welche Kleidung man aber aussucht, sollte von der Person abhängen und davon, ob die Kleidung noch passt, die zu Hause ist. Wenn man zum Beispiel weiß, dass Tante Hildegard Rot als Lieblingsfarbe hatte dann spricht in meinen Augen nichts dagegen, auch etwas Rotes anzuziehen. Das kann ein Rock sein, ein Kleid oder eine Bluse.
Wie weit der Tod hier aus dem Alltag verdrängt worden ist, sieht man sehr gut an der Überschrift und was dann tatsächlich damit gemeint ist. Wer richtet denn seine Angehörigen bitte hierzulande noch selbst her? Man sieht es auch an den Antworten. Es geht nur darum, welche Kleider man dem Bestatter gibt und der richtet dann her.
Meine Mutter ist bei uns verstorben, als wir im Ausland gelebt haben. Wir haben das ganze ortsüblich gestaltet, weil der Bestatter ansonsten total überfordert gewesen wäre. Außerdem war es sehr gut so. Man nimmt ganz andere Abschied und verarbeitet die Trauer ganz anders. Ich habe ja den Vergleich zu deutschen Bestattungen anderer Angehöriger.
Ich habe meine Mutter selbst gewaschen und dann mit ihrem liebsten Schlafanzug, der schön und weich und kuschelig war, wieder in ihr Bett gelegt. Der Bestatter installierte ein Kühlgerät und kontrollierte täglich Funktion und Zustand. Alle Beileidsbekundungen fahren bei uns statt. Mutter blieb noch eine Woche. Der Bestatter sagte immer nur, wenn ich fragte, ob es nicht langsam mal Zeit sei: Ihr seid noch nicht so weit!
Nach einer Woche haben wir Mutter selbst eingesargt und mit dem Bestatter zusammen in den Leichenwagen gebracht. Zum Krematorium wollte ich schon nicht mehr mit. Ich hatte Abschied genommen. Ganz langsam, ganz ohne Zeitdruck und ganz intim und privat.
Nach einer Woche kam der Bestatter mit der Asche. Er fragte artig, ob er mich begleiten sollte, oder ob ich die Asche allein streuen wollte. Ich habe mir meine Hunde geschnappt und die Asche meiner Mutter ganz legal und ganz allein an einer wunderschönen Stelle in einen Fluss geschüttet.
Aus deutscher Sicht ist das alles unvorstellbar und auch ich konnte es mir vorher nicht ansatzweise vorstellen. Aber ich bin die letzte lebende Person aus meiner engeren Familie. Nach den Erfahrungen mit anderen Angehörigen graute mir vor dem Tod meiner Mutter. Und es war die leichteste Trauerphase, die ich je hatte. Natürlich ist meine Mutter für immer weg, aber die erste intensive Trauer war ganz andere und viel leichter als sonst.
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