Wie wichtig ist euch das Image eines Arbeitgebers?

vom 04.09.2016, 13:17 Uhr

Ich habe vor einiger Zeit eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen, wobei meine Recherchen dann ergeben haben, dass der Arbeitgeber ziemlich korruptionsanfällig sein soll und daher einen eher zweifelhaften Ruf genossen hat. Bemängelt wurde auch die mangelnde Transparenz von wissenschaftlichen Methoden und der Finanzierung. Ich bin zwar zum Vorstellungstermin gegangen, um mir einen eigenen Eindruck zu verschaffen, aber so wirklich dort arbeiten wollte ich bedingt durch das schlechte Image dann eher nicht dort, auch wenn die Bezahlung überdurchschnittlich gut war.

Wie wichtig ist euch das Image eines potentiellen Arbeitgebers? Würdet ihr darüber hinwegsehen wollen, solange die Bezahlung stimmt? Könnte das negative Image des Arbeitgebers sich auf die Mitarbeiter übertragen, wenn man dort arbeitet? Oder hätte das gar keine negativen Auswirkungen auf den Lebenslauf und damit auf die zukünftigen Jobaussichten bei anderen Firmen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wie ich dir bereits auf ein ähnliches Thema geantwortet habe, denke ich, dass Einfluss des Rufes einer Firma, stark von der Art des Postens den man anstrebt abhängt. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass wenn man auf der Suche nach einem Putzjob ist, der Ruf vom Unternehmen Einfluss auf die eigene spätere Laufbahn nehmen kann.

Wenn man allerdings in einem Bürojob für so ein Unternehmen tätig ist, muss man bereits damit rechnen, dass man dann eventuell mit dem Ärger von sich betrogen fühlenden Kunden, usw. umgehen kann. Jedoch glaube ich auch hier nicht, dass es bei einem Jobwechsel später eine Auswirkung haben würde. Ganz anders sieht es aber meiner Meinung nach bei Jobs in einer Führungsposition, in einer Rechtsabteilung oder im medizinischen oder sozialen Bereich aus.

Stell dir vor du wärst Anwalt und du würdest dich gerne später irgendwann für Unternehmen tätig sein, die sich für Umweltschutz einsetzen. Wenn du dann einen Job bei einer Firma die als Umweltverschmutzer bekannt ist und dafür schon Strafen zahlen musste, annehmen würdest, wird es anschließend schwierig werden einen neuen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass man wirklich komplett hinter dem neuen Job stehen wird.

Ein weiterer Aspekt der meiner Meinung nach nicht zu vernachlässigen ist, ist aber auch die eigene finanzielle Situation. Wenn man händeringend einen Job sucht, weil man entweder keinen hat, oder in dem aktuellen nicht weiß wie man finanziell über die Runden kommen soll, ist es wichtiger finanziell erstmal sich abzusichern. Einen neuen, besseren Job, der einem mehr zusagt, kann man dann im Anschluss nämlich immer noch suchen.

» Chrissi_87 » Beiträge: 104 » Talkpoints: 66,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke auch, dass es dabei auf die Position drauf ankommt die man selbst einnimmt. Ist man selbst in diese Vorwürfe hinterher eingebunden oder beteiligt sich aktiv daran, dann hat man nicht sonderlich gute Punkte in seinem Lebenslauf gesammelt. Ist man dort nur die Reinigungskraft und hat keinerlei Entscheidung und Einfluss darauf, dann ist es schon etwas ganz anderes. Von daher ist es auch immer eine Auslegungssache was man dort macht und wie stark man in solche Geschäfte verwickelt ist.

Natürlich kann man das negative Image auch auf die Mitarbeiter übertragen. Was meinst du wie es abgeht bei VW Mitarbeitern Zuhause? Dort wird jeder persönlich für den Skandal von der Familie, Freunde und Bekannten verantwortlich gemacht, auch wenn man dort nur die Schrauben festgedreht hat in der Endmontage. Somit hat man auch deutlich schlechtere Laune wegen dem Image welches ein Unternehmen in der Öffentlichkeit verbreitet und muss damit auch zurecht kommen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich würde auch sagen, dass es auf die Position ankommt, die man in einem Unternehmen bekleiden möchte. Aber wenn man sich schon im Vorfeld über solche Dinge informiert, dann ist es natürlich schwierig, unvoreingenommen seine Arbeit zu beginnen, weil man vielleicht auf versteckte Zeichen schaut, wo etwas im Unternehmen nicht richtig läuft. Das ist dann sicher auch anstrengend und darum muss ich sagen, dass ich mit dem Vorwissen eher einen anderen Job annehmen würde, wenn ich eine Alternative hätte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich arbeite für einen Arbeitgeber, der mitunter mit schlechtem Image zu kämpfen hat und bin dennoch sehr gerne dort. Wobei ich auch der Ansicht bin, dass dieses schlechte Image nicht immer ganz unberechtigt ist, gleichzeitig aber auch mit der Unwissenheit der Bürger sowie dem typischen "über einen Kamm scheren" zu tun hat.

Viele Menschen vergessen, dass wir lediglich die von der Politik erschaffenen Gesetze umsetzen und dabei auch nur über einen beschränkten Ermessensspielraum verfügen. Dass wir für die Situation eines Bürgers durchaus Verständnis haben, spielt in dem Moment keine Rolle mehr, in dem uns das Gesetz vorschreibt, dass wir auf sein Verhalten in einer bestimmten Weise zu reagieren haben. Dennoch kriegen wir dann den Hass der Person ab und sind "die Bösen".

Des Weiteren wird unserem Arbeitgeber gerne mal nachgesagt, nur unfähige Sadisten einzustellen, die sich selbst für etwas Besseres halten und die Bürger von oben herab behandeln und schikanieren. Dieser Vorwurf ist nicht ganz unberechtigt, denn diese Mitarbeiter gibt es. Unsere direkten Vorgesetzten setzen aber alles daran, diese Leute auszubremsen und loszuwerden, denn unsere Standortleitung legt höchsten Wert auf respektvollen Umgang und Gesetzestreue. Das macht sich durchaus bemerkbar und eine ganze Reihe von Kunden sind zufrieden mit uns und unserer Arbeit - auch wenn sie nicht nur zu ihren Vorteilen führt.

Das alles bedeutet, dass ich zwar für ganz viele Leute für einen Arbeitgeber mit sehr schlechtem Image arbeite und auch gerne mal entsprechend behandelt werde. Ich habe aber selber in der Hand, den Leuten das Gegenteil zu beweisen und zu einem besseren Image beizutragen.

Bei einem Arbeitgeber, wo ich diese Möglichkeit nicht hätte und bei dem ich der Meinung bin, dass das schlechte Image durchaus berechtigt ist, würde ich aber nicht arbeiten wollen. Aus dem Grund habe ich auch bereits einen extrem gut bezahlten Job abgelehnt und es auch nicht bereut, wenngleich aufgrund momentaner Berichterstattung in den Medien das Image nicht mehr ganz so übel zu sein scheint.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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