Wie wichtig ist es, sich auch mal zu langweilen?

vom 04.03.2018, 14:12 Uhr

Ich weiß gar nicht, wann ich mich das letzte Mal richtig gelangweilt habe. Jedenfalls muss das schon Jahre zurückliegen. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, mich zu langweilen. Bei mir steht jeden Tag so viel von morgens bis abends an, dass ich froh bin, wenn ich mich mal wenigstens für eine halbe Stunde aufs Sofa setzen und ausruhen kann.

Doch auch dann, wenn meine Tage nicht vollgestopft sind mit Uni, Arbeit, Haushalt und Terminen, weiß ich mich zu beschäftigen und finde immer etwas, was ich machen kann oder will. Nun habe ich aber kürzlich irgendwo gelesen, dass dieser Lebensstil auf Dauer nicht gesund sei. Es sei wichtig, sich regelmäßig zu langweilen.

Denn wenn man sich nie langweilt und immer etwas zu tun hat, würde man das Risiko eingehen, irgendwann einen Burnout zu bekommen. Wenn man sich hingegen langweilt und nichts zu tun hat, sei das die beste Erholung für Geist und Körper, weil es dann nichts gibt, was man dringend tun muss und einem im Prinzip alle Möglichkeiten offen stehen.

Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das gelesen habe, wobei mich der Bericht schon zum Nachdenken gebracht hat. Denkt ihr, dass es wichtig ist, sich auch mal zu langweilen und sollte es einen dazu bringen, etwas an seinem Leben zu ändern, wenn man sich nie langweilt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde es sehr wichtig, sich auch mal zu langweilen. Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Denn so wird man kreativ und entwickelt meiner Ansicht nach neue Ideen. Ich habe zum Beispiel dadurch bedingt schon einige Ideen umgesetzt, die ich sonst ewig vor mich hergeschoben hätte, weil ich immer dachte, dafür einfach keine Zeit zu haben. Daher finde ich ein bisschen Leerlauf immer ganz praktisch und hilfreich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Man muss sich auch mal langweilen. Da kann man auch mal kreativ werden und den eigenen Gedanken nachhängen. Es ist denke ich sehr wichtig, auch damit man nicht nur komplett im Stress lebt und dann irgendwann ausfällt, weil man einfach nicht mehr kann. Langweilen ist ja nicht automatisch schlecht, sondern es fördert doch einiges, ganz nebenbei. Entspannung ist doch immer gut.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wieso wird Leerlauf, Freizeit oder einige Stunden ohne Pflichtaufgaben direkt als Langeweile abgestempelt? Nur weil ich nichts zu tun habe, heißt es doch noch lange nicht, dass ich mich langweilen muss. Für mich ist Langeweile eher ein Gefühl, dass eine Lustlosigkeit und ein unangenehmes Gefühl beschreibt, weil man nicht weiß, was man tun soll.

Ich kann mich auf den Balkon setzen, mir es in einer Sonnenliege gemütlich machen und dabei absolut nichts tun, aber deswegen langweile ich mich doch gar nicht. Für mich ist Langeweile also überhaupt gar nicht fördernd für Kreativität oder neue Projekte, sondern eher ein bedrückendes Gefühl.

Für mich ist Langeweile gar nicht wichtig und dieser Zustand ist für mich alles andere als erstrebenswert, wünschenswert oder sonst irgendwie wichtig. Langweilen ist für mich immer ein negativer Begriff und nicht gleichzusetzen mit faulenzen, ausruhen, "chillen" oder die Seele baumeln lassen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich würde auch differenzieren zwischen Nichtstun und Langeweile. Ich habe auch schon davon gehört, dass viele gute Ideen und Impulse aus Langeweile geboren werden und dass es natürlich gut für Körper und Geist ist, auch mal komplett durchzuhängen und selbst auf an sich angenehmen Zeitvertreib wie Hobbys vorübergehend zu verzichten.

Aber ich habe hier den Eindruck, dass hier vor allem der Begriff "Langeweile" gewählt wurde, weil er plakativer und auch provokanter klingt als die gute, alte "Muße".

Ich bin eine große Anhängerin des Nichtstuns, aber nicht zwangsläufig in Form von Langeweile. Langeweile als Gefühl mag ich auch nicht, weil es immer mit einer gewissen Unlust und Getriebenheit verbunden ist, und das ist ja das genaue Gegenteil von entspannendem Nichtstun. Man weiß, man könnte oder sollte etwas tun, entweder aus Pflicht oder weil man endlich Zeit für etwas Schönes hat, aber man kann sich nicht aufraffen.

Wenn man Langeweile so definiert, sehe ich sie auch nicht gerade als positive Erfahrung, aber gepflegtes Abhängen, Nachdenken und vor sich hin Starren finde ich durchaus erholsam. Von außen sieht man eben auch keinen Unterschied, ob ein Mensch sich langweilt oder im Geiste die tollsten Abenteuer erlebt.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke auch, dass hier Langeweile mit Leerlauf und Muße verwechselt wird. Bei letzterem finden die meisten Leute, so sie nicht unter schweren Depressionen leiden, regelmäßig irgendeine Tätigkeit, der sie sich hingeben können. Wenn sie denn die Möglichkeit dazu haben. Selbst rumsitzen, nichts tun und Denken muss nicht zwangsweise mit Langeweile zu tun haben.

Die echte Langeweile tritt für mich auf in Situationen auf, in denen man in irgendeiner Form eingesperrt ist, nichts zu tun hat, aber keine Chance hat, etwas zu machen, was einem gerade sinnvoller erscheint, obwohl man den Impuls dazu hätte. Daran ist überhaupt nichts Positives. Ich erinnere mich an viele Situationen, wo sich das Gefühl der Langeweile massiv und negativ eingeprägt hat, was einfach daran lag, dass ich nicht fliehen oder gehen konnte, aber vom Gefühl her dumm rumgesessen habe.

Sowas kennt doch jeder in der ein- oder anderen Form. Man bricht sich ein Bein und muss Wochen daheim sitzen, dann wird irgendwann jede Beschäftigung am Rechner oder mit Büchern zu langweilig, man kann sich aber auch nicht richtig bewegen. Oder man muss wegen Schwangerschaft oder Krankheit länger liegen. Vielleicht sitzt man in der Schule und kann das Gefasel des Lehrers in einem Fach gar nicht mehr ertragen, weil es einen unglaublich langweilt.

Oder man hockt an der Kaffeetafel beim runden Geburtstag von Großtante Walpurga und beißt gleich in die Tischkante, wenn man auch nur noch einmal die Geschichte vom Onkel hört, der irgendeine banale Heldentat begangen hat. Auch in Büros gibt es oft ermüdenden Tätigkeiten, die einen unglaublich langweilen können und man das Gefühl hat, doch schon drei Stunden da zu sein, während es in Wahrheit nur eine halbe gewesen ist.

Ich bezweifele, dass aus diesen frustrierenden Situationen heraus irgendeine Form der Ruhe, Kontemplation oder Kreativität enstehen kann. Für mich ist das eigentlich nur mit Frust gekennzeichnet und ich kann mich ansonsten eigentlich immer gut beschäftigen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Anders als hier behauptet, ist nicht die angenehme Muße gemeint, sondern tatsächlich ist die quälende Langeweile positiv. Der Geist schaltet ab und sucht gar nicht mehr nach angenehmen Reizen. Das führt zu vollkommen neuen Gedankengängen, Ideen und Problemlösungsstrategien. Da gibt es massig Studien.

» cooper75 » Beiträge: 13374 » Talkpoints: 508,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich würde da ehrlich gesagt differenzieren, denn es gibt einerseits Leute die auch in einem ruhigen Leben das nicht unbedingt vollgestopft ist mit Dingen und Terminen und so weiter sich nicht langweilen, und andere die ihr Leben absichtlich vollstopfen weil sie Angst davor haben Langeweile zu empfinden oder alleine mit sich selbst und ihren Gedanken zu sein.

Meiner Meinung nach können erstere glücklich sein, und letztere müssen aufpassen dass das Ganze im Rahmen des Gesunden bleibt und sie nicht vergessen oder verlernen sich selber zu spüren und ihre Grenzen und ähnliches zu beachten. Hat aber jemand einfach nur schlichtweg ein volles Leben ohne mit ruhigeren Phasen ein Problem zu haben, sehe ich das in dieser Hinsicht aber als keineswegs problematisch an.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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