Wie wichtig ist die Abschlussnote bei Erststudium?
Ein Bekannter von mir hat letztes Jahr sein Master-Studium abgeschlossen, wobei er sich anschließend für Medizin als Zweitstudium entschieden hat und jetzt ins zweite Semester kommen wird. Die beiden Studiengänge haben thematisch überhaupt nichts miteinander zu tun, wobei er später auch in der Medizin arbeiten möchte und der Inhalt des Erststudiums wird bei seiner beruflichen Karriere keine Rolle spielen, die Abschlussnote dürfte also so ziemlich egal sein.
Trotzdem ist es so, dass der Erstprüfer der Masterarbeit ihm nicht die Note gegeben hat, die er gerne hätte. Da der Erstprüfer auch noch schlechter bewertet als der Zweitprüfer regt mein Bekannter sich erst Recht auf und versucht den Erstprüfer "zur Vernunft" zu bringen. Ich frage mich allerdings was das bitte bringen soll, wenn die Abschlussnote des Erststudiums sowieso keine Rolle spielt. Könnt ihr so ein Verhalten nachvollziehen? Würdet ihr in so einem Fall auch versuchen, die Abschlussnote des Erststudiums zu verbessern und könnt ihr verstehen, dass das so wichtig ist?
Ich finde es ehrlich gesagt generell ein bisschen schade, wenn man seine Note nicht akzeptieren kann. Wenn er stichhaltige Argumente hat, kann er das auch durchbringen und anfechten. Gerade wenn er aber auch Mediziner werden möchte, sollte er vielleicht seine Energie auf dieses Studium verwenden und mit der bisherigen Note leben. Immerhin hat er sich doch scheinbar zu wenig angestrengt dafür.
Natürlich ist die Abschlussnote wichtig. Je besser die Note ausfällt, desto mehr Punkte bekommt er für die Zulassung. So einfach ist das mit dem Zweitstudium nämlich nicht. Nehmen wie die Bedingungen für das Semester 15\16. Da waren zehn Punkte nötig, um zugelassen zu werden.
Maximal vier Punkte kann man über den Abschluss erhalten. Je besser der Abschluss desto mehr Punkte. Allerdings kommt man mit der Note allein nicht weit. Die meisten Punkte holt man mit der Begründung. Hätte der Kollege Zahnmedizin studiert und wollte er Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg werden, lägen zwingende berufliche Gründe vor. Ohne Abschluss in Medizin und Zahnmedizin ist der Job unmöglich. Das gäbe satte neun Punkte.
Sieben, neun oder sogar elf Punkte gibt es für wissenschaftliche Gründe. Das klappt mit einem Abschluss in Biologie, Chemie oder Pharmazie und so. Natürlich muss man das ausführlich begründen. Das kann auch mit Psychologie oder technischen Bereichen klappen. Besondere berufliche Gründe geben sieben Punkte. Sonstige berufliche Gründe geben vier Punkte. Mit sonstigen Gründen kann man nichts reißen, das gibt nur einen Punkt. Damit kommt man maximal auf fünf Punkte, da müsste erst die spanische Grippe ausbrechen.
@cooper: Ja, aber mein Bekannter ist doch jetzt im zweiten Semester Medizin. Ist es wirklich realistisch, dass er im Nachhinein disqualifiziert wird, wenn die Abschlussnote der Masterarbeit geringfügig schlechter ausfällt als gedacht? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Abgesehen davon, hat er den Studienplatz doch so oder so sicher, was aber eher an den übrigen Umständen liegt. Er arbeitet nämlich nebenher als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der örtlichen Uniklinik in einem Forschungsinstitut, das sich mit evidenzbasierten Fragestellungen und mit Fragen der gesundheitlichen Versorgungsforschung befasst. Dort hat er auch die Masterarbeit geschrieben, sodass ein eindeutig medizinisch-forschungsrelevantes Thema behandelt worden ist. In seiner Begründung hat er geschrieben, dass das Medizinstudium notwendig ist, um hinterher in diesem Bereich Forschung betreiben zu können, daher ist er auch direkt an seiner Wunsch-Universität, die zur Uniklinik (also seinem Arbeitgeber) gehört, angenommen worden.
Daher halte ich persönlich es für extrem unwahrscheinlich, dass die Abschlussnote so relevant ist. In seinem Motivationsschreiben hat er auch auf das Thema seiner Masterarbeit verwiesen sowie seine Arbeit in der Uniklinik und das hat wohl gereicht. Ich gehe davon aus, dass das Thema seiner Masterarbeit viel wichtiger ist bei seiner Begründung als die Abschlussnote. Zumal ich mir nur schwer vorstellen kann, dass man im zweiten Semester plötzlich den Studienplatz verliert, nur weil die Note der Masterarbeit geändert worden ist.
Täubchen hat geschrieben:@cooper: Ja, aber mein Bekannter ist doch jetzt im zweiten Semester Medizin. Ist es wirklich realistisch, dass er im Nachhinein disqualifiziert wird, wenn die Abschlussnote der Masterarbeit geringfügig schlechter ausfällt als gedacht? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Auch das ist möglich. Wenn das ganze nicht reicht damit man das Mindeste erreicht, dann kann man nachträglich für sein zweites Studium ebenfalls noch disqualifiziert werden. Denn solange die Endnote vom Erststudium nicht feststeht, hat man diesen Platz auch nur unter Auflagen. Werden diese Auflagen nicht eingehalten, dann wirst du gegangen so einfach ist das. Ob du nun im zweiten oder gar schon im fünften Semester bist, spielt dann gar keine Rolle und da wird kein Unterschied gemacht. Zulassungsvoraussetzungen bestehen nicht ohne Grund.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1196mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam? 1165mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: M. Mizere · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam?
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 532mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1151mal aufgerufen · 13 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?
- Auf amerikanische Rezepte wegen Umrechnung verzichten? 395mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: Crispin · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Auf amerikanische Rezepte wegen Umrechnung verzichten?