Wie werdet ihr das 9-Euro-Ticket nutzen?
Ich freue mich schon auf das 9-Euro-Ticket, besonders, weil ich glaube, dass es auch für die Regionalbahnen gilt. So wirklich ist mir das aber noch nicht klar, ich kann es kaum glauben. Da ich im Moment mein Geld extrem zusammenhalte, weil mein Depot aufgrund der Krisen stark geschrumpft ist und ich einen bestimmten Betrag für mein hohes Alter sparen möchte, lebe ich zur Zeit sehr sparsam, bis ich das Polster wieder zusammen habe, und leiste mir nur wenige Ausflüge.
Mit dem 9-Euro-Ticket werde ich die Bahn oft nutzen und alle Museen und Ausstellungen besuchen. die mit einem eintägigen Ausflug möglich sind. Außerdem muss ich mir dann keine Gedanken mehr machen, ob ich zum Lidl schwer bepackt zu Fuß zurück gehe oder die eine Station mit dem Bus fahre.
Bringt euch das 9-Euro-Ticket Vorteile? Wie werdet ihr es nutzen? Werdet ihr damit auch öfters Ausflüge mit der Bahn unternehmen? Stimmt es überhaupt, dass das Ticket auch für den Nahverkehr in ganz Deutschland gilt oder habe ich da was missverstanden?
Für mich persönlich hat es sehr wenig bis gar keinen Nutzen. Ich nutze die Bahn extrem selten, nur alle 2-3 Monate mal, um Pflichttermine in Hamburg wahrzunehmen. Die Preise sind annähernd identisch mit der einer Tageskarte, ich glaube die kostet ebenfalls nur 9 Euro, vielleicht ein paar Cent mehr, jedenfalls unter 10.
Da ich Bahnfahren schrecklich finde, wird es mich nicht zu irgendwelchen Ausflügen bewegen. Der einzige Nutzen, den ich somit habe, würde sich nur ergeben, falls ich mindestens 2x im Monat die Bahn nutzen muss. Dies allerdings ist unwahrscheinlich. Vermutlich ergibt es sich überhaupt nicht, dass ich es überhaupt erwerbe. Wäre ich hingegen Pendler, würde ich mich natürlich auch sehr freuen.
Da ich sowieso eine Bahncard100 besitze, die ich vorwiegend für meine Fahrten im Fernverkehr nutze, die aber auch im Nahverkehr gültig ist, benötige ich kein 9-Euro-Ticket. Ich befürchte allerdings zumindest in der Anfangsphase des Tickets starke Überfüllung auf einigen Strecken. Insofern dürfte die Einführung dieses Angebots für mich eher ein Nachteil sein, da ich mich zum Teil in überfüllte Züge quetschen muss.
Mir graut es schon vor dem gesteigerten Chaos auf dem S-Bahnsteig. Zu Messezeiten musste ich nämlich einmal drei, in Worten drei Langzüge sausen lassen, weil die Züge proppevoll waren. Wenn jetzt noch all diejenigen, die zu der Zeit mit dem Taxi, Firmenwagen oder Privat-PKW unterwegs wären, nun plötzlich auch in die S-Bahn wollen, muss das Sicherheitspersonal aber gewaltig aufgestockt werden, um die Rangeleien gleich schon am Eingang zur S-Bahn-Station abzufangen. Denn die Zugfolge ist schon derart eng getaktet, dass die Verkehrsunternehmen weder personell noch fahrzeugparkmäßig keinen weiteren Spielraum mehr haben, der durch "Corona" so wie so schon am Limit ist.
Und die Busse, die zum Beispiel nur jede Stunde fahren, und jetzt schon mit johlenden Schülern voll in Beschlag genommen werden, können den zu erwartenden Fahrgastansturm keineswegs bewältigen. Der Frust ist also schon vorprogrammiert. Und die Jahresabonnement-Besitzer, die bereits in Vorleistung getreten sind, bekommen die Ihr Geld zurück? Etwas Gutes hat die Sache ja, sie ist nur auf drei Monate beschränkt.
Ja, das 9-Euro-Ticket gilt deutschlandweit für das öffentliche Verkehrsnetz von Bussen und Bahnen, ausgenommen Fernverkehr wie ICE´s im Juni, Juli und August.
Ich werde das 9-Euro-Ticket auf jeden Fall nutzen, aber nicht aus beruflichen Gründen. Mein Arbeitsplatz ist 10 Minuten zu Fuß weg und ich könnte sogar in unserer Region kostenlos Bus fahren, da ich von der Arbeit aus eine Berechtigungskarte für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel habe.
Wir haben auf jeden Fall vor das Ticket zu kaufen, besonders in den beiden Monaten in denen ich/wir Urlaub bzw. Ferien haben - Juni (Pfingsten) und August (Sommerferien). Natürlich könnte es sein, dass die Züge deswegen überfüllt sind, aber ich denke schon, dass wir trotzdem die Möglichkeiten wahrnehmen werden kostengünstige Ausflüge zu unternehmen. Für insgesamt 27 Euro einen ganzen Monat durch Deutschland zu fahren, diese Möglichkeit werden wir wohl nie wieder bekommen und sollten die deshalb auch nutzen. So billig kämen wir mit dem Auto nie davon, da nehme ich die Zeitverluste gern in Kauf und auch, dass ich vielleicht hin und wieder im Zug stehen muss.
Ich möchte zum Beispiel unbedingt mal wieder in die Berge und ein paar Städtetripps möchte ich auch machen. Meine Tochter wird mit ihren fast 16 Jahren keine so große Lust mehr auf Familienausflüge haben. Sie wird das Ticket vermutlich eher nutzen um ihre Freunde zu besuchen. Das kommt auch mir zu Gute, da ich deutlich seltener Mama-Taxi machen muss.
Wenn ich den ganzen Kram richtig verstanden habe, bekomme ich als Jahreskarten-Abo-Besitzerin für die drei Monate insgesamt ca. 150 Euro erstattet, die ich natürlich gerne einstecke. Darüber hinaus könnte ich theoretisch mit meinem Verbundkärtelchen ohne zusätzlichen Aufwand überall hin fahren, aber hier bin ich schon skeptisch, ob ich dieses Angebot ausgiebig nutzen werde.
"Deutschlandweit" ist nämlich relativ, wenn man - wie ich - sowieso schon oft genug Zug fährt und auch schon reichlich Nerven dort gelassen hat. Berlin oder Hamburg wären schon coole Ziele für so gut wie gar nichts, aber mit dem ICE bin ich in unter 5 Stunden in der Bundeshauptstadt, mit dem Regionalverkehr bräuchte ich 9 Stunden mit viermal Umsteigen und wahrscheinlich unzähligen anderen Reisenden mit ähnlichen Plänen. In meiner Jugend hätte ich mich vielleicht um des Abenteuers willen ins Getümmel gestürzt, heute habe ich gar nicht mehr das Sitzfleisch.
In den Bergen wäre ich dafür umso schneller, aber auch diesen Gedanken werden zahllose UrlauberInnen während der Ferienzeit haben. Der Stress wäre mir die Ersparnis also nicht wert, zumindest was die gängigen Ausflugsziele angeht. Eventuell besuche ich ein paar Freunde und Verwandte in touristisch nicht ganz so attraktiven Städten, die man auch mit der Bummelbahn in unter vier Stunden erreicht.
Es gibt schon das "Schöne Wochenend Ticket". Damit will die Bahn die Auslastung der Züge am Wochenende genau so hoch halten wie zu Berufspendler-Zeiten. Ich möchte die absolut unverschämten Dinge, die mir passiert sind, hier nicht wiederholen. Vor allem, wenn Feiertage in Deutschland sind und normale Werktage in den Niederlanden, kommt zum normalen Berufspendlerverkehr der Urlauberverkehr noch dazu.
Die als mit Radfahrerabteil gekennzeichneten Züge waren sehr schnell überfüllt, so dass einige Reisende, die eine Radtour durchführen wollten, nicht mehr mitgenommen werden konnten. Und damit auch die Anschlusszüge verpassten. Der Zugführer musste sogar einmal die Bundespolizei zur Verstärkung holen, um der Lage Herr zu werden. Es wurden schließlich einige Fahrgäste offiziell von der Beförderung ausgeschlossen. Die Brüllerei auf dem Bahnsteig habe ich jetzt noch im Ohr.
Und dabei bedarf es eigentlich keines weiteren Feldversuchs mehr, wie er jetzt mit dem 9-Euro-Ticket geplant ist. Es gibt doch schon Erfahrungen mit dem völligen Verzicht auf das Auto. Es gab einmal eine Fernsehserie. Da sollte eine Familie einen Monat gänzlich auf ihre Privat-PKWs verzichten. Und die Erfahrungen waren, um das Ergebnis vorwegzunehmen, so, dass eine echte Krise heraufbeschworen wurde. Jedenfalls waren alle am Versuch Teilnehmenden hinterher heilfroh, wieder auf ihr Auto umsteigen zu können.
Was mir auch noch zum Thema 9-Euro-Ticket einfällt: Wer finanziert die Sache überhaupt? Ist es nicht so, dass auch diejenigen, die von vorn herein nicht teilnehmen wollen oder können, indirekt durch die Steuern oder Finanzierung mit öffentlichen Finanzmitteln, die dann an anderer Stelle wieder fehlen dürften, zur Kasse gebeten werden, obwohl sie garnichts davon haben.
Hier fällt mir auch wieder ein Slogan bezüglich der früher auch schon geführten Diskussion über die Einführung eines Nulltarifs für den öffentlichen Nahverkehr ein: "Was halten Sie vom Nulltarif?" "Toll, von dem Geld, das ich spare kaufe, ich mir ein Auto." So viel zu dem Thema. Und die Autoindustrie? Man denke nur an die vielen Arbeitslosen, wenn keine Autos mehr produziert werden.
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