Wie viele Zeitzeugen gibt es noch?

vom 02.11.2018, 20:08 Uhr

Ich habe die Geschichten, die mir mein Großvater erzählt hat immer sehr genossen. Auch wenn es ganz schlimme Geschichten aus dem Krieg waren und ich mit ihm geweint habe, so war es doch interessant etwas darüber zu erfahren. Und zwar nicht nur über alte Propagandafilme, sondern eben von Zeitzeugen. Leider leben meine Großeltern alle nicht mehr.

Da stellte ich mir die Frage, ob es überhaupt noch Überlebende aus Kriegszeiten gibt und ob ihr vielleicht welche kennt und auch ein paar Erlebnisse teilen könnt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



In Deutschland leben rund fünf Millionen Menschen, die über 80 Jahre als sind, und etwa 2,2 Millionen, die 85 Jahre oder älter sind. Die dürften sich mehr oder weniger gut erinnern. Ich kenne noch einige, die noch leben und damals Kinder oder Jugendliche waren. Mein Vater hat den Ersten Weltkrieg als Kind und Jugendlicher erlebt und den Zweiten Weltkrieg als Soldat. Meine Mutter war im Zweiten Weltkrieg in der Volksschule. Die beiden sind allerdings schon verstorben.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich kenne auch noch ältere Menschen, die viel von früher erzählen können oder auch konnten. Manche sprechen auch nicht gerne darüber und ich denke, dass man das auch akzeptieren sollte. Von meinem Opa habe ich sehr wenig über den Krieg erfahren. Er wollte mich davor immer schützen und wollte nicht, dass ich darüber viel erfahre. Ich habe das akzeptiert und konnte ihn auch irgendwo verstehen. Aber so lange es noch viele ältere Menschen gibt, wird es auch noch Zeitzeugen geben.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Kommt auf den Kontext an. Ein Zeitzeuge heißt ja nur, dass man zu der Zeit gelebt hat, in der ein historisches Ereignis stattgefunden hat. Das muss ja nicht unbedingt der Weltkrieg gewesen sein, es können auch historische Ereignisse jüngeren Datums damit gemeint sein. Wenn man den 11. September als Stichtag nimmt, wird es deutlich mehr Zeitzeugen geben als zur Zeit des Weltkrieges.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin beim Lesen der Überschrift auch erstmal über den fehlenden Zeitraum gestolpert, aber im deutschsprachigen Raum ist natürlich der zweite Weltkrieg und der Nationalsozialismus das beherrschende Thema des letzten Jahrhunderts und anscheinend war es auch hier so gemeint. In meiner unmittelbaren Umgebung gibt es auch niemanden mehr, der so alt wäre, dass er oder sie diese Zeit noch aktiv miterlebt hätte.

Aber eigentlich hat keiner von meinen Großeltern sehr viel oder überhaupt über diese Zeit groß geredet. Ich weiß nicht, ob es an der Generationenlücke lag oder ob man ein Gespräch über das Thema generell als unangemessen erachtet hat. Möglicherweise wollten viele Leute diese Zeit auch lange hinter sich wissen. Meine Großeltern waren für ihre Zeit aber typisch, es gab die Überzeugten, die Mitläufer, die Mitwisser wider Willen, die das Gesehene negiert oder verleugnet haben.

So kann ich mich schon erinnern, dass eine meiner Großmütter mal meinte, es hätte ja in der Bevölkerung niemand Bescheid gewusst, was mit den Deportierten geschehen würde. Ihnen hätte man erzählt, sie kämen ins Arbeitslager. Das alleine das schon ungeheuerlich genug gewesen wäre, ist ihr in dem Moment gar nicht gedämmert. Es kollidiert auch mit einer anderen Erzählung, als sie am Bahnhof den jüdischen Hausarzt trafen, den sie freudig begrüßen wollten, der sie aber zu ihrem eigenen Schutz hektisch wegschickte.

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Meine Mutter ist noch eine Zeitzeugin der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Sie war zwar natürlich damals nur ein Kind gewesen, aber sie hat noch einige eindrückliche Erinnerungen an diese Zeit behalten. Dazu gehört zum Beispiel die Bombardierung ihres Heimatortes. Sie hat mir schon oft davon erzählt, wie sie vorher noch aus dem Städtchen hatten fliehen können und aus der Ferne den brennenden und einstürzenden Kirchturm gesehen hatten. Eine weitere ihrer Kindheitserinnerungen waren die Marschiergeräusche der Soldaten, die man damals wohl ständig in den Straßen gehört hat.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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